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Eine Lehre aus dem Gleichnis vom Sämann

Aus der Juni 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus schöpfte in reichem Maße Inspiration aus dem göttlichen Gemüt; daher konnte er die Ungereimtheiten der sogenannten menschlichen Natur in seinen Gleichnissen in einer Weise bloßstellen, die sich dem menschlichen Bewußtsein tief einprägt. Sein großes Gleichnis vom Sämann (Matth. 13, 3–8; 18–23) hat eine tiefe geistige Bedeutung. Wer ihn als Wegweiser anerkennt, findet neue Erleuchtung und Heilung, wenn er sowohl dieses Gleichnis als auch die andern, die er gab, zu ergründen sucht.

In diesem Gleichnis vom Sämann zeigt Jesus unumwunden die Schwächen und gelegentlichen Tugenden gewisser besonderer Züge des menschlichen Bewußtseins. Er verweist auf die Denkart, die sich schnell begeistert für die Dinge des Geistes, aber bald erlahmt, wenn er von dem Samen spricht, der in das Steinige fiel, wo er nicht viel Erde hatte. Wenn ein heißer Tag kommt, kann die aufgegangene Saat nicht standhalten, sondern verwelkt, weil die Wurzeln nicht tief genug in die Erde gehen, um die Feuchtigkeit zu erreichen, die dort aufgespeichert ist und sie erhalten könnte.

Dieses Sinnbild hilft das Verhalten mancher Christlicher Wissenschafter verstehen, die zuerst ernstlich arbeiten, um von einem widrigen Zustand geheilt zu werden, aber sobald die Heilung erfolgt ist, einigermaßen nachlassen. Sie machen in ihrem Forschen nach geistiger Erleuchtung eine Art Ruhepause, in der sie verharren; sie sind zufrieden, wenn sie von dem schmerzlichen oder störenden Druck der körperlichen oder gedanklichen Schwierigkeit an und für sich befreit sind. Man sollte sich vor dem tückischen Irrtum hüten, der auf diese Weise viele zu täuschen sucht, die nicht sehen, wie sie dadurch beraubt werden.

Heißt dies im Grunde genommen nicht die Art wahrer Heilung mißverstehen? Wenn wir einen richtigen Begriff von Heilung haben, arbeiten wir nicht nur, um körperlichen Heilung herbeizuführen, sondern um klarer zu erkennen, was Gott ist, was der Mensch ist, und was unsere wahre Beziehung zu Ihm ist. Die Heilung folgt diesem verbesserten Gedankenzustand. Die äußeren Anzeichen der Heilung bezeichnen jedoch nicht das Ende einer Erfahrung, sondern den Anfang einer geistigen Entfaltung, die ohne Unterbrechung fortdauern sollte.

Die Wurzeln wahren geistigen Verständnisses müssen immer tiefer in den Boden des menschlichen Herzens eindringen und nach den verborgenen Quellen des Glaubens, der Liebe und der Reinheit suchen. Es ist auch unbedingt nötig, daß wir diesen Boden oft umgraben, damit er nicht hart, ausgetrocknet und unfruchtbar werde, so daß das Wasser der Wahrheit, das darauf fällt, nicht abläuft, ehe es in die Oberfläche eindringen kann. Wir dürfen unsere Gedankenfelder nicht vernachlässigen. Sie müssen gut gepflegt, regelmäßig bereichert und reichlich bewässert werden. Dann kann die brennende Hitze der Furcht, der Unwissenheit und der Sünde die aufwärts strebenden zarten Blättchen nicht abbrennen.

Erfahrene Christliche Wissenschafter stimmen fast ausnahmslos darin überein, daß es kein besseres Mittel gibt, den Boden des Denkens in gutem Zustand zu erhalten, um geistiges Wachstum zu fördern, als das tägliche Studieren der ganzen Lektionspredigt, die man im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft finden kann. Es ist vorteilhaft, dies jeden Morgen in der Frühe zu tun, um das Denken für die bevorstehende Tagesarbeit vorzubereiten. Im Handbuch Der Mutterkirche schreibt Mary Baker Eddy (Art. III, Abschn. 1): „Die Leser Der Mutterkirche und aller ihrer Zweigkirchen müssen einen angemessenen Teil ihrer Zeit der Vorbereitung auf das Lesen der Sonntagslektion widmen — einer Lektion, von welcher die Wohlfahrt der Christlichen Wissenschaft in hohem Grade abhängt.“ Daraus ergibt sich natürlich der Schluß: Wenn die Wohlfahrt der Christlichen Wissenschaft in hohem Grade davon abhängt, daß die Christlichen Wissenschafter die Lektionspredigt täglich studieren und anwenden, kann kein Zweifel darüber bestehen, daß auch die Wohlfahrt des einzelnen davon abhängt. Wieso? Einer Antwort auf diese Frage kann man sehr wohl die weitere Frage vorausschikken: Was ist unter Wohlfahrt zu verstehen? Eine Begriffsbestimmung, die uns hilft, ist „erfolgreicher Fortschritt“. Wahrhaft erfolgreicher Fortschritt kann uns nur zuteil werden, wenn unser Denken geistig mehr aufgeklärt wird.

Man findet wahre Aufklärung oder geistiges Verständnis, wenn man klar zu erkennen beginnt, daß das göttliche Gemüt sich dem Menschen immer offenbart und ihn befähigt, alles durch ein Widerspiegeln des Christus-Bewußtseins zu tun. Warum war Jesus der allererfolgreichste Mensch? Weil er so klar erkannte, daß er das eine göttliche Gemüt oder Gott widerspiegelte. Aus diesem Grunde war er sich, gleichviel, was für eine Schwierigkeit sich ihm darbot, augenblicklich bewußt, was zu tun das Rechte war. Mit andern Worten, so klar offenbarte ihm das eine göttliche Gemüt seine ausschließliche Gegenwart, seine unfehlbare Weisheit und seine unbestreitbare Allmacht, daß die rechte Lösung für jede Schwierigkeit stets zugegen war.

Dieselbe heilende Kraft ist uns heute zugänglich durch ein Verständnis der Bibel und des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy, der zwei Bücher, die unsere Führerin zum Pastor der christlich-wissenschaftlichen Kirche bestimmte. Wir können die heilende Predigt unseres Pastors nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag, und wenn wir es wünschen, sogar mehr als einmal am Tage hören. Diese wertvollen Bücher sind, wenn sie geistig verstanden werden, in allen Teilen reich an heilenden Wahrheiten; für die Lektionspredigten sind jedoch sorgfältig ausgewählte Stellen über einen besonderen Gegenstand zu einem vollkommenen Ganzen zusammengestellt. Selbst wenn das Thema keine Beziehung zu der vor uns stehenden Schwierigkeit zu haben scheint, bieten die sechs Abschnitte die Wahrheiten der Wissenschaft so klar und hilfreich dar, daß sie auf alles, was uns not tun mag, das Licht geistiger Erleuchtung werfen und damit zu unserer Heilung beitragen.

An den Christlichen Wissenschafter herantretende Versuchungen, das regelmäßige gründliche Forschen in seinen Lehrbüchern zu vernachlässigen, müssen als das gesehen werden, was sie sind. Sie bezwecken, daß der Boden des menschlichen Bewußtseins hart und öde und unfruchtbar werde. Diese Versuchungen treten, in unser eigenes Denken verkleidet, als rechtmäßige Entschuldigungsgründe an uns heran. Aber sie sind nicht unsere Gedanken. Sie sind tierischer Magnetismus. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß tierischer Magnetismus der Name für alles ist, was die Wahrheit verneint. Also ist alles, was uns irgendwie vom Guten zu trennen sucht, tierischer Magnetismus. Weil der tierische Magnetismus selber von Gott oder der Wahrheit getrennt ist, ist er unwahr; und wenn wir seine Unwahrheit erkennen, hat er keinerlei weitere Macht. Dann sind wir gegen den Irrtum so vorgegangen, wie unsere Führerin es uns in „Miscellaneous Writings“ (S. 334) geheißen hat: „Du mußt sehen, daß Irrtum nichts ist: dann und nur dann handhabst du ihn in der Wissenschaft.“

Mrs. Eddy sah, wie unendlich tief die großen Wahrheiten waren, die Gott ihr geoffenbart hatte. Sie wußte, daß das menschliche Bewußtsein diese Wahrheiten nicht durch ein gelegentliches Lesen im Lehrbuch erfassen kann. Ernstes Beten und Forschen ist unbedingt erforderlich. Wenn irgend jemand unter uns diese Wahrheiten völlig erfaßt hätte, würden wir sie viel erfolgreicher beweisen, als es der Fall ist. Wir sind dankbar für den Fortschritt, den wir gemacht haben, sehnen uns aber nach größerem Fortschritt. Um ihn zu erreichen, muß der Boden des menschlichen Bewußtseins beständig durch den Tau des Himmels erfrischt werden. Die zerstörenden Elemente des sogenannten sterblichen Gemüts können dieses Wachstum nicht stören oder verdrängen, wenn es aus dem Samen hervorgeht, der auf guten Boden fiel und Frucht trug, „etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.“ Wahres Wachstum, wahrer Fortschritt und wahre Entfaltung haben solche geistige Frucht zur Folge. Sie führen zu immer reicheren Ernten und zu unbegrenzten Gelegenheiten, zu segnen und gesegnet zu werden.

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