In einem kurzen Satz am Ende des Kapitels „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ ermahnt Mary Baker Eddy (S. 442): „Christliche Wissenschafter, seid euch selbst ein Gesetz, daß euch die mentale Malpraxis nicht schaden kann, weder im Schlaf noch im Wachen.“ Und in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 236) fordert unsere Führerin, daß Christliche Wissenschafter diese Ermahnung, die sie für ihren persönlichen Fortschritt als sehr wichtig betrachtet, beachten.
Was ist mentale Malpraxis? „Mal“ kommt vom lateinischen „malus“ her und bedeutet böse. Mentale Malpraxis ist also böse mentale Betätigung, irriges Denken, das aus dem Glauben hervorgeht, daß Leben, Intelligenz und Substanz in der Materie seien. Es ist Haß, Sinnlichkeit, Neid, Furcht, Habgier; es ist der Teufel, das fleischliche Gemüt, das, wie der Apostel sagt, „eine Feindschaft wider Gott“ ist (Röm. 8, 7). Man findet Schutz gegen diesen Feind in den sittlichen Eigenschaften Güte, Ehrlichkeit und selbstlose Liebe, die sich verschmelzen zu einem geistigen Verständnis von Gott und dem zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Menschen, wie die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit sie enthüllen.
Um gegen das Böse sicher geschützt zu sein, müssen wir „gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war“ (Phil. 2, 5). Der Meister war sich immer der Gegenwart und Macht Gottes, den er als Vater kannte, bewußt, und seine Kenntnis der Vollkommenheit und der Einheit Gottes und des Menschen vertrieb die Geltendmachungen des Bösen aus seinem Bewußtsein.
Gott ist das Gemüt; folglich gibt es kein böses Gemüt, aus dem Übel hervorgehen kann. Wissenschaftlich gesprochen gibt es keine mentale Malpraxis, keine Betätigung in bösem Denken, da im Gemüt nichts Böses besteht. Das vermeintliche Handeln bei mentaler Malpraxis findet im Reich der Trugvorstellung, im Land der Träume statt. In der menschlichen Erfahrung darf man die Geltendmachung des Bösen jedoch nicht unbeachtet lassen, sondern muß sie in Rechnung nehmen, zurückweisen, sehen, daß sie unwirklich ist, so daß sie den geistigen Fortschritt nicht hindern kann.
Wie Mrs. Eddy in dem angeführten Satz erklärt, schützt man sich dadurch vor dem Bösen, daß man sich selber ein Gesetz ist. Wie sollen wir uns selber ein Gesetz sein? Auf diese Frage könnte man vielerlei Antworten geben; man kann jedoch sagen, daß ein Erfordernis die Befolgung von drei bestimmen Vorschriftensammlungen oder gesetzlichen Verfügungen ist, die nicht durch menschliche, sondern durch göttliche Macht feststehen.
Die erste gesetzliche Verfügung sind die Zehn Gebote, die Mose wahrnahm, und die rechtschaffene Menschen aller Zeiten sich zur Richtschnur nahmen. Sie sind wertvolle Ermahnungen, das Böse zu meiden und Gutes zu tun, und sie sind anspornend, wenn man sie als Feststellungen des Tatbestands betreffs des zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen betrachtet, da sie sein Freisein vom Bösen enthüllen. Die zweite gesetzliche Verfügung ist die Bergpredigt, jene inhaltsreiche Botschaft Christi Jesu, die die Gebote ergänzt, indem sie sie geistig auslegt. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1901 schreibt Mrs. Eddy (S. 11): „Meiner Ansicht nach würde es für das christliche Handeln genügen, wenn die Bergpredigt jeden Sonntag ohne eine Bemerkung gelesen und die Woche hindurch befolgt würde.“ Die dritte gesetzliche Verfügung ist das Kirchenhandbuch von Mrs. Eddy. Diese bemerkenswerten Vorschriften und Satzungen beziehen sich sowohl auf das Verhalten des einzelnen Christlichen Wissenschafters als auch auf die Organisation. Die Befolgung dieser drei Gesetzesverfügungen ist für unsere Sicherheit, unser Wohlergehen und unser geistiges Wachstum wesentlich.
Als die Verfasserin einmal eine Reise mit Freunden im Kraftwagen machte, wurde sie so krank, daß es nicht möglich schien, die Reise fortzusetzen. Als sie betete und sich bemühte, ihr Freisein zu beweisen, fiel ihr die Satzung mit der Überschrift „Pflichttreue“ ein (Handbuch, Art. VIII, Abschn. 6): „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen. Nach seinen Werken wird er gerichtet, und zwar gerechtfertigt oder verdammt.“
Die Wissenschafterin erkannte, daß Mangel an Wachsamkeit, einen geistig gesunden Bewußtseinszustand zu schützen, die Tür geöffnet hatte für eine Krankheitsannahme, für einen Zustand des Gemüts und des Körpers, der von der göttlichen Liebe weder geplant noch zugelassen sein konnte. Sie wußte überdies, daß ein treues Behaupten der Vollkommenheit des Menschen und seines Freiseins vom Bösen ihr Bewußtsein wieder mit der Wärme der göttlichen Liebe erfüllen und Befreiung bringen werde.
Bei ihrer Arbeit, um die Schwierigkeit zu überwinden, überlegte sie in dem Sinne: „Meine Pflicht gegen Gott ist zu wissen, daß Er das unendliche Leben, die unendliche Wahrheit und Liebe ist; mir bewußt zu sein, daß Er der Geist, die einzige Substanz, das unendliche und ewige Leben, das unwandelbare Prinzip ist. Meine Pflicht gegen unsere Führerin ist, die Vorschriften zu befolgen, die sie für das Beweisen des göttlichen Prinzips und den Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft gegeben hat. Meine Pflicht gegen die Menschheit ist, mein Licht leuchten zu lassen und durch meine Werke zu beweisen, daß die Christliche Wissenschaft der von Christus Jesus verheißene Tröster ist.“ Nach etwa einer halben Stunde bejahenden Betens ging es ihr viel besser, und bald war die ganze Bekundung der Krankheit verschwunden, und sie konnte die Reise fortsetzen.
Den Grundton der Beschützung gegen mentale Malpraxis schlug der unerschrockene Nehemia in der Antwort an, die er dem Feind gab, der ihn abzubringen suchte von seiner ihm von Gott zugewiesenen Aufgabe, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen. Er sagte (Neh. 6, 3): „Ich habe ein großes Geschäft auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es möchte das Werk nachbleiben, wo ich die Hand abtäte und zu euch hinabzöge.“ Jeder kann hinsichtlich seines Fortschritts heraus aus materiellen Annahmen zum vollen Erfassen der geistigen Vollkommenheit sagen, daß er eine Mauer, einen geistigen Bewußtseinszustand, baut. Wir müssen an der Mauer bleiben und dürfen nicht hinabgehen. Diese Mauer ist die Erkenntnis, daß der zu Gottes Ebenbild geschaffene wirkliche Mensch immer beschützt ist, immer sorgsam von der Liebe umgeben ist. Unsern Standpunkt auf unserem höchsten geistigen Verständnis des Einsseins des Menschen mit Gott behaupten, heißt an einem großen Werk arbeiten. Wer auf diesem hohen Standpunkt geistigen Verständnisses beharrt, trägt viel dazu bei, den Beweis des Weltfriedens, des Wohlstandes und der Freiheit zu fördern.
Weigern wir uns, Irrtum zu denken, Irrtum zu reden, Böses zu erwarten oder unrecht zu tun! Laßt uns wachsam sein, die Wahrheit zu wissen, die Wahrheit zu reden, Gutes zu erwarten und recht zu tun! Erklären, daß mentale Malpraxis machtlos sei, uns zu schaden, während wir gegen Eigenliebe, Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit, Unehrlichkeit, Habgier, Undankbarkeit und andere Erscheinungsformen falschen Denkens in uns selber nachsichtig sind, ist widersinnig. Wir beweisen die Unwirklichkeit des Bösen nur, wenn wir Gott so nahe leben, daß der Irrtum sich nicht in unser Bewußtsein oder unsere Erfahrung eindrängen und uns einflüstern kann, daß wir von Gott getrennt seien. Der Apostel Paulus faßte die Hauptpunkte des Schutzes gegen mentale Malpraxis zusammen, als er sagte (Phil. 4, 8): „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!“
