„Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und keiner mehr.“ Als der Prophet Jesaja als Sprecher für den göttlichen Schöpfer diese Erklärung abgab, die in verschiedenen Formen im 45. Kapitel seines Buches in der Bibel wiederholt wird, umfaßte er in den letzten sechs Worten die ganze Wirklichkeit. Die ersten elf Worte schlossen seine Erkenntnis aller Forderungen in bezug auf das individuelle Leben im Bewußtsein der Wirklichkeit in sich.
Gott ist Alles-in-allem. Es gibt nichts anderes. Er ist das unendliche Gemüt, der Geist, die Liebe, die Intelligenz. Er umfaßt alle Ideen, durch die Er sich selber ausdrückt, alle Offenbarwerdungen Seiner Selbst, die kollektiv genommen das von ihm geschaffene Weltall ausmachen. Diese Ideen leiten ihre ewige Existenz von Gott ab, der sie bildet. Individualisiert stellen sie den Menschen dar, den Gott erschaffen hat. Dieser Mensch, der einzige Mensch, der wirklich existiert, wendet sich zu Gott, wie Jesaja es ausdrückt. Von Gott empfängt er sein Leben, und Gott offenbart sich durch ihn.
Jesaja, der die Hellsichtigkeit des Sehers besaß, erkannte so eine große geistige Tatsache. Da er sich an Männer und Frauen wandte, die eine Wiederherstellung ihrer Harmonie und Gesundheit benötigten, mahnte er sie eindringlich das, was ihm als eine normale Einstellung vorkam, anzunehmen und sich zu Gott zu wenden. Dieser Prophet, wie andere geistige Seher des Alten Testaments, sollte in späteren Jahren einen Nachfolger in Christus Jesus finden, dessen Erscheinen unter den Menschen als Sohn Gottes, des göttlichen Schöpfers, in klarerem Licht die heilende Wirkung darlegen sollte, die solch ein Sich-zu-Gott-Wenden hervorbringen konnte. „So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen“, sagte er (Joh. 16:23), „so wird er's euch geben.“
Diese Verheißung, die sowohl Ursprung und Quelle seiner selbst wie seiner Heilkraft klarlegte, und die Jünger mahnte, sich dieser selben Quelle zuzuwenden, wurde in Verbindung mit der Prophezeiung gegeben, daß der Tröster kommen und in das Verständnis aller Wahrheit führen würde. Dieser Tröster, die Christliche Wissenschaft, die in unserm eigenen Zeitalter von Mary Baker Eddy entdeckt wurde, befähigt die Menschen auch heutzutage, mit Gewißheit von jener Regel des „Sich-zu-Gott-Wendens“ Gebrauch zu machen, durch das geistige Verstehen, daß diese Regel ein Ausschauen von Gott aus bedeutet, und daß sie von dem unfehlbar daraus erwachsenden Segen begleitet werden sollte. Aufe Seite 125 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mrs. Eddy die normale Erscheinung der Wirklichkeit, wie sie von der geistigen Erkenntnis wahrgenommen wird, und schließt mit der Behauptung: „Der Astronom wird nicht mehr zu den Sternen hinaufschauen — er wird von ihnen aus in das Weltall hinausschauen; und der Gärtner wird seine Blume vor ihrem Samen gewahren.“
Wie die Christliche Wissenschaft uns lehrt, ist der Mensch die Idee oder der Begriff Gottes, des göttlichen Gemüts. Als solcher weilt er immerdar im göttlichen Gemüt und sieht, weiß und empfindet geistig durch Widerspiegelung was das göttliche Gemüt sieht, weiß und empfindet. In diesem Sinne ist Gott, das göttliche Gemüt, der Ursprung des Menschen. Da alle Dinge notwendigerweise des Wesens ihres Ursprungs teilhaftig sind, ist der Mensch des Wesens Gottes teilhaftig. Da er dieses Wesens teilhaftig ist, geht er von Gott aus, wie der Sonnenstrahl von der Sonne ausgeht. Er existiert auf dem Standpunkt der Vollkommenheit, ebenso wie die Quelle, der er entspringt. Er ist dem gleich, das seine Existenz hervorbringt.
Dies ist auf Schlußfolgerungen begründetes Denken. Es beginnt bei der Ursache und leitet die Wahrheit in bezug auf die Wirkung von der Wahrheit ab, die wir über die Ursache kennen. Wenn es auf das Forschen nach der Wirklichkeit angewandt wird, so werden die Schlußfolgerungen von dem Verständnis dessen hergeleitet, das alles in sich schließt, und auf das Verständnis alles dessen gerichtet, das mit einbeschlossen ist. Mrs. Eddy macht es klar, daß dieses Schauen der Wirklichkeit seitens des Menschen von dem Standpunkt Gottes aus, der ihn geschaffen hat, sowohl die einfachste wie die zuverlässigste Methode wahren Verständnisses ist. Wenn das Verständnis im Bewußtsein durch geistige Eingebung gestärkt wird, so erfreut es sich seiner Quelle, des göttlichen Gemüts oder Gottes, und wird belohnt durch den Beweis, daß es seine Quelle richtig verstanden hat.
Für den Christlichen Wissenschafter, der weiß, daß das Seelische, das Gott als Seele ausdrückt, seine richtige Bedeutung im geistigen Sinn findet, wird dieses Verständnis durch die unwandelbare Anziehung ausgedrückt, die den Menschen bewußt in Verbindung mit Gott erhält — die Anziehung, von welcher der Psalmist sang (42:2): „Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir.“
Wenn diese Wahrheit vom Standpunkt ihrer Bedeutung für die menschliche Familie aus betrachtet wird, so beruht ihre Wichtigkeit in der beweisbaren Tatsache, daß das Bewußtsein das erlebt, was es weiß. Mit anderen Worten, die Wahrheit, die im Denken als wahr erkannt wird, ist gleichbedeutend mit dem Bewußtsein der Wirklichkeit, das in der Erfahrung in die Erscheinung tritt.
Der Mensch ist sich immer der Wirklichkeit bewußt. Der Mensch kennt sein wahres Gemüt als Gott. Der Anspruch, daß es im sogenannten menschlichen Bewußtsein verschiedene Vorstellungen der Sterblichkeit gibt, die Unvollkommenheit. Begrenzung, Untauglichkeit und Krankheit benannt werden, ist eine Selbsttäuschung, und sollte als solche behandelt werden. Das heißt, diesem Anspruch sollte kein Gehör geschenkt werden, und den Vorstellungen der Sterblichkeit sollte selbst eine versuchsweise Annahme versagt werden, bis sie durch mangelnde Benutzung schließlich verschwinden.
Darum betont die christlich-wissenschaftliche Mahnung so ausdrücklich, daß das Denken über den Irrtümern der Sinne gehalten werden muß, und das Bewußtsein des Menschen in Verbindung mit dem göttlichen Gemüt. Es gibt keine Krankheit im göttlichen Gemüt. Sie kann sich nicht dem Bewußtsein zeigen, das von dem göttlichen Gemüt als seiner Quelle ausblickt. Dasselbe kann von Niederlage, Untauglichkeit, Einsamkeit, Ungewißheit, Böswilligkeit und Hinfälligkeit gesagt werden. Sie existieren nicht im Gemüt; und das Gemüt ist alles, in dem etwas existieren kann. Gemüt ist Ursache, die schöpferische Ursache alles Existierenden, — das erste und einzige. Es wird so in allem wahren Bewußtsein verstanden. Hieraus ergibt sich Mrs. Eddys große Erklärung und beredsame Mahnung an die Menschheit (Wissenschaft und Gesundheit, S. 143): „Gemüt ist der große Schöpfer. Es kann keine Macht geben, außer der, die vom Gemüt hergeleitet wird. Wenn Gemüt der Zeit nach das erste war, an Macht das erste ist und ewiglich das erste sein muß, dann gib dem Gemüt den Ruhm, die Ehre, die Herrschaft und die Macht, die seinem Namen ewiglich gebühren.“
Die in jenen Worten enthaltene Wahrheit findet ihre Bestätigung in der Vision des Offenbarers Johannes. Er empfing die geistige Erleuchtung, die eine gewisse Vorahnung des vollen geistigen Verständnisses war, mit dem Mrs. Eddy später ausgestattet werden sollte; und so war es dem Johannes möglich, die alles umfassende Allheit Gottes zu erkennen und das ewige Kommen des überzeugenden Christus vorauszusagen. Dieser Christus, dieses geistige Bewußtsein, das die Christliche Wissenschaft als die geistige Idee erklärt, schaut immerdar von Gott aus und freut sich der göttlichen Erklärung (Offenb. 1:8): „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war, und der da kommt, der Allmächtige.“