Gebet ist nicht nur das Mittel, wodurch sich die Menschen an Gott wenden. Es ist das Bewußtsein der Allgegenwart. Es gibt uns nicht nur die Versicherung, daß die göttliche Macht zugänglich ist; es ist die Kenntnis und das Anwenden dieser Macht. Durch das Beten werden sich die Menschen der Gegenwart Gottes bewußt, lernen sie verstehen, daß sie in dieser Gegenwart weilen. Sie lernen verstehen, daß der Mensch, da er die Widerspiegelung des Göttlichen ist, wesenseins mit der Allgegenwart ist; daß sich Allgegenwart nicht nur auf Gott, sondern in der unendlichen Inbegriffenheit und Fortdauer des Ausdrükkens des Selbst auch auf den Menschen bezieht.
Wenn wir einen geistigeren Begriff von des Menschen Beziehung zu Gott erlangen, wenden wir das Beten weitgehender an. Dann betrachten wir es nicht mehr als ein Vorgehen, um Gott im unermeßlichen Raum auf uns aufmerksam zu machen und Ihn um Seine Fürsorge anzuflehen. Ebenso betrachten wir die Erhörung des Gebets nicht mehr als einen Zufall oder ein Zusammentreffen, als etwas, was vielleicht das Ziel des Gebets nicht erreicht, den Zweck des Gebets nicht erfüllt und fehlschlagen kann. Durch das Gebet, wie es in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, finden die Menschen, daß sie infolge eines geläuterten und höher gehobenen Denkens in der Gegenwart Gottes, des Lebens, der Liebe, und daher in Gegenwart ihres wahren Seins sind; und sie lernen verstehen, daß das Aufrechterhalten dieses Bewußtseins des wahren Selbst bedeutet, daß sie vor den die Menschen bedrängenden Leiden Zuflucht finden; daß sie gewiß wissen können, daß die göttliche Liebe immer zugänglich ist.
Christus Jesus sagte: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörst.“ Unablässige Gemeinschaft mit Gott ist das wahre Wesen des Gebets. Sie erhält des Menschen Einheit mit dem Geist aufrecht und entfaltet sie. Sie ist ein unerläßliches, unwandelbares, ewiges Einssein. Sie ist die Gewißheit des Sieges über das Böse. Sie beweist Allgegenwart.
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