Ännchen geht in die erste Klasse in der Schule. Sie ging von ganz klein auf in eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule.
Als sie in den Kindergarten kam, wußte ihre Mutter, daß das kleine Mädchen den Tag mit Gedanken der Wahrheit beginnen sollte. Sie las ihr daher am ersten Schultag den Goldenen Text vor, dann das abwechselnde Lesen, und dann einen Abschnitt der Lektionspredigt aus dem Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft. Zuerst las die Mutter die Stellen aus der Bibel und dann aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy.
Ein paar Tage lang schien es Ännchen schwer zu fallen, am Morgen stillzusitzen und zuzuhören; denn sie war ein sehr lebhaftes Kind und begierig, in die Schule zu gehen. Aber eines Morgens sagte sie lachend: „Ich glaube, ich wäre sehr hungrig, wenn ich ohne Frühstück zur Schule ginge, und ich glaube, es würde mir auch etwas fehlen, wenn ich nicht jeden Tag etwas mehr über Gott lernte.“ Sie und die Mutter wußten, daß die Lektion ihre geistige Nahrung für den Tag war.
Jeden Morgen hört Ännchen mit einem Gebet auf, das sie selber wählt. Manchmal macht sie selber ein einfaches Gebet zurecht oder sie singt ein Lied. Manchmal sagt sie „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ auf Seite 468 in Wissenschaft und Gesundheit, oder das „Tägliche Gebet“ auf Seite 41 im Kirchenhandbuch von Mrs. Eddy. Dann geht sie frohgemut in die Schule.
Bald nachdem Ännchen in die Schule ging, entstand eine Schwierigkeit. Die meisten Kinder in der Nachbarschaft gehen nicht in die gleiche Schule, und als sie nach der Schule hinausging, um zu spielen, steckten sie zuerst die Köpfe zusammen und waren unfreundlich und ungezogen gegen sie. Oft kam sie weinend heim, weil sie nicht wußte, warum die andern ungut gegen sie waren.
Die Mutter sprach mit Ännchens Vater darüber, daß sie vielleicht in eine andere Nachbarschaft ziehen sollten. Dann kam ihr ein Engelsgedanke in Gestalt der Frage: „Wer ist dein Nachbar oder dein Nächster?“
Die Mutter schlug die Bibel auf und fand folgendes: Jemand fragte Jesus etwas über Gottes Gesetz und er antwortete (Matth. 22, 37-39): „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.' Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich:, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.'“ Dann fand sie noch eine andere Stelle über den Nächsten (Röm. 13,10): „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“
Als Ännchen an jenem Nachmittag von der Schule heim kam, erzähle ihr die Mutter freudig von den Engelsgedanken, die ihr gekommen waren, und las ihr die Bibelverse vor. Nun sahen beide, daß der einzige Nächste, den man haben kann, Gottes Kind ist, das „dem Nächsten nichts Böses tut“, weil es jedermann wie sich selbst liebt. Von Freude erfüllt, dankten sie Gott, daß sie von Seinen Kindern umgeben waren, und daß Sein Gesetz der Liebe sie alle regierte.
Am nächsten Tage ging Ännchen hinaus und fing an, mit einer Gruppe Kinder zu spielen. Aber bald darauf sah die Mutter, daß sie wieder allein vor dem Haus war. Aber anstatt Ännchen hereinzurufen, wie sie es vordem getan hätte, oder bekümmert zu sein oder sich aufzuregen, setzte sich die Mutter hin und behauptete dankbar die Wahrheit.
Später kam die Kleine ganz glücklich ins Haus. „Mutter, zuerst haben mich die Kinder heimgeschickt, aber dann fiel mir ein, den vollkommenen Menschen zu sehen, und ich wußte, daß der Irrtum keine Kinder hat. Dann habe ich vor unserem Haus gespielt und gewußt, daß nur Gutes zu mir kommen kann, und bald kamen die Kinder herüber und baten mich, mit ihnen zu spielen.“
Ännchen hatte klar gesehen, daß nichts sie von Gott, dem Guten, oder von Gottes liebevollen Kindern trennen konnte. So wurde der Irrtum, der sagte, ihre Nachbarn seien unfreundlich, zerstört. Schon nach ein paar Wochen hatte sie eine Spielkameradin, die jetzt jeden Tag mit ihr zur Schule geht.
Ännchen und die Mutter sind sehr dankbar für diese Heilung, die ihnen bewies, daß, wie Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 494), „die göttliche Liebe immer jede menschliche Notdurft gestillt hat und sie immer stillen wird.“
Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.
Hebräer 13, 9.