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Das vornehmste Gebot vor allen

Aus der September 1950-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Angesichts der beispiellosen mentalen Unrast, die sich heutzutage im menschlichen Bewußtsein bemerkbar macht, muß es allen denkenden Menschen klar werden, daß wir uns inmitten einer geistigen Chemikalisation befinden. Die komplizierten und unglücklichen Zustände, die überall zu Tage treten, zwingen die Menschen, nicht nur mit Worten sondern auch mit Werken Zuflucht zu nehmen bei einer Macht, die höher ist als der menschliche Daseinsbegriff. Dies beeinflußt notwendigerweise das religiöse Denken in allen Teilen der Welt. Man fängt an zu erkennen, daß Dogmen und Glaubensbekenntnisse keine sichere Grundlage bilden, auf der ein erleuchteter religiöser Glaube und geistes Verstehen aufgebaut werden können. Es ist klar, daß bloß blinder Glaube an Gott nicht die Probleme der Menschheit löst noch lösen wird, — ebensowenig wie der Atheismus.

Heutzutage sind die Menschen Denker geworden. Vernunft und Logik räumen auf mit der Mystik, dem Aberglauben und den Dogmen, die seit langen Zeiten charakteristische Kennzeichen der Religion gewesen sind. Es ist ganz offenbar, daß viele nicht nur einen befriedigenden Gottesbegriff zu erlangen streben, sondern daß sie sich auch bemühen, sich selber besser zu verstehen, — das wahre Wesen des Menschen zu entdecken. Es ist ermutigend, zu erkennen und zu wissen, daß das gegenwärtige Suchen nach Gott, das in der ganzen Welt zu beobachten ist, unentwegt den Zufluß der geistigen Ideen anregt, die Gott offenbaren.

Bei diesem geistigen Sehnen bietet die Christliche Wissenschaft allen Suchern nach dem Licht vernunftgemäße und logische Belehrung, die sich auf einem anwendbaren Verstehen und Befolgen des ersten der Zehn Gebote (2. Mose 20:3) begründet: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Doch bedeutet Monotheismus in der Christlichen Wissenschaft mehr als ein bloß theoretisches Annehmen dieser Form von Gottesverehrung. Die Lehre der Christlichen Wissenschaft, daß Gott Ein und Alles ist, ist eine geistige Wahrheit, die verstanden und in jeder Phase der menschlichen Erfahrung veranschaulicht werden muß. Der Gehorsam gegen jenes Gebot berührt eine jede unsrer Lebensäußerungen. Er hat einen besonderen Einfluß auf unsere Gesundheit, sowie auf unsre persönlichen und geschäftlichen Angelegenheiten und unsre Beziehungen zu den Weltgeschehnissen. Das Studium dieser Wissenschaft klärt nicht nur das Denken des Studierenden, so daß er die Einheit des Seins besser verstehen kann, es enthüllt ihm auch die vielfachen Suggestionen der Dualität, welche ihn, wenn er sich nicht vor ihnen hütet, zur Übertretung des Ersten Gebotes verleiten würden.

Als der Patriarch Abraham wegzog von Ur in Chaldäa, wandte er sich ab von den heidnischen Gottheiten. Er gab die abergläubischen Annahmen der Astrologie, des Spiritismus und der Naturverehrung auf und wurde, wie die Heilige Schrift uns berichtet, der erste Priester und Prophet wahren Monotheismus, von dem man weiß. Die Bibel berichtet ebenfalls, (1. Mose 17:1): „Derr Herr erschien Abraham und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.“ In diesem Vers finden wir die erste Erwähnung der Einheit des Seins, des einen ICH BIN, des einen Gottes, mit der Gott sich selber als den Allmächtigen bezeichnet und andeutet, daß durch die Anerkennung dieses einen Gottes, und den Gehorsam Ihm gegenüber der Mensch Vollkommenheit demonstrieren könnte und würde. Abraham erkannte in gewissem Grade, daß die Vollkommenheit Gottes und die dementsprechende Vollkommenheit des Menschen als des Ebenbildes Gottes der Maßstab des rechten Denkens für uns sein müßte. Offenbar sollte dieser Bericht nicht etwa bedeuten, daß eine persönliche Gottheit zu einem menschlichen Wesen mit Namen Abraham sprach, sondern vielmehr, daß der Patriarch, der sich immer mehr von der materialistischen Form der Gottesverehrung abwandte, sein Bewußtsein allmählich zur Erkenntnis der großen geistigen Wahrheit auftat. Er erkannte, daß die Ursache und der Schöpfer allen Seins ein einziger war — ein Gott. Hier haben wir den Bericht von einem individuellen Anfang geistigen Denkens und einer dadurch erlangten Erkenntnis von der Wahrheit des Seins.

Später erhielt auch Moses, der große Führer der Kinder Israels, die Offenbarung von Gottes Allheit und Einheit. Als er sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft führte, jener materiellen und mentalen Sklaverei, legte er das nieder, was durch die Jahrhunderte hindurch als das große mosaische Gesetz und die Erklärung der monotheistischen Gottesanbetung bekannt sein sollte (2. Mose 20:2—5): „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis, noch irgend ein. Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, noch des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.“

Das ganze Leben Jesu bietet uns ein Beispiel des vollkommenen Gehorsams gegen Gott. Darauf bezugnehmend schreibt Mary Baker Eddy in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 25): „Jesus stellte das Ideal Gottes besser dar, als irgend ein Mensch es vermocht hätte, dessen Ursprung weniger geistig war. Durch seinen Gehorsam gegen Gott demonstrierte er das Prinzip des Seins in geistigerer Weise als alle andern. Daher die Gewalt seiner Ermahnung:, Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote.'“ Er erkannte einen Gott und Vater als die selbst-existierende Ursache allen Seins an. Er überwand die abergläubischen Annahmen der erblichen Belastung und heilte den Mann, der blind geboren war. Gleichzeitig annullierte er die falschen Gesetze der theologischen Verurteilung in seiner Erklärung (Joh. 9:3): „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern daß die Werke Gottes offenbart würden an ihm.“ Im Bewußtsein der Unendlichkeit aller Substanz brach er die Suggestionen des Mangels und speiste die Scharen derer, die zu ihm gekommen waren, wodurch er bewies, daß jeder Mensch in seinem wahren Sein Versorgung und Fülle sein eigen nennt. Da er sich des einen unendlichen, ewigen Lebens bewußt war, konnte er das sogenannte Gesetz des Todes überwinden und den Sohn der Witwe von Nain zu Leben und Gesundheit erwecken. Diese und viele andere Heilungen des Meisters zeugen von den geistigen Leistungen, die auch heutzutage für einen jeden von uns möglich sind, der sein Denken und Leben mit dem Ersten Gebot in Einklang bringt. Ein Verstehen des praktischen Gehorsams gegen dieses Gebot ist daher von höchster Wichtigkeit.

Im Markusevangelium wird berichtet, daß einer der Schriftgelehrten, der aufrichtig beeindruckt war von der Urteilskraft und den Erklärungen des Meisters, ihn fragte, welches Gebot er als das vornehmste von allen betrachtete. Jesus antwortete (Mark. 12:29–31): „Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: ,Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott; und du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften.' Das ist das vornehmste Gebot. Und das andere ist ihm gleich: ,Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.' Es ist kein anderes Gebot größer denn diese.“ Mit Bezug auf dieses Erste Gebot sagte Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 9): „Dieses Gebot schließt viel in sich, ja, das Aufgeben aller rein materiellen Empfindung, Neigung und Anbetung. Dies ist das Eldorado des Christentums. Es umfaßt die Wissenschaft des Lebens und erkennt nur die göttliche Herrschaft des Geistes an, in welcher Seele unser Meister ist, und in welcher der materielle Sinn und der menschliche Wille keinen Raum haben.“

Wenn wir analysieren, was dieses Gebot eigentlich bedeutet, so erkennen wir, daß es das Anerkennen und Annehmen des einen Gemüts bedeutet. Es bedeutet, daß wir die falsche Auffassung von Leben in der Materie mit seinen Begleiterscheinungen von Sünde, Krankheit und Tod als falsch und unwirklich verwerfen. Es bedeutet, daß wir den Geist als die einzige, unendliche und unwandelbare Substanz anerkennen. Es bedeutet, daß wir dem Zeugnis der Sinne keinen Glauben schenken und keine Wirklichkeit zumessen. Es bedeutet vor allem, daß wir uns bestreben zu demonstrieren, was Johannes so einfach und doch so bestimmt erklärte (1. Joh. 4:16): „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

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