Millionen Menschen haben die Erklärung des Apostels Paulus in seinem Brief an die Kirche zu Korinth gelesen (2. Kor. 5, 8): „Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn“, ohne ihre volle Bedeutung zu verstehen oder zu sehen, wie sie im Alltagsleben angewandt werden kann. Sie haben sich ermattet gefragt: „Wie kann ich außer dem Leibe sein, wenn sich leibliche Zustände durch Schmerzen, Leiden und Unbehagen meiner Beachtung beständig aufdrängen?“
Die Christliche Wissenschaft hat den Menschen das Verständnis gebracht, die geistige Bedeutung der ermutigenden Worte des Apostels Paulus zu erkennen, und zu sehen, wie jeder sie in seinem täglichen Leben anwenden kann. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ beantwortet Mary Baker Eddy die Frage (S. 216, 217): „Wenn du sagst:, Des Menschen Leib ist materiell', so sage ich mit Paulus: habe, vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn.' Gib deine materielle Annahme von Gemüt in Materie auf und habe nur ein Gemüt, ja, Gott; denn dieses Gemüt bildet sein eignes Gleichnis.“
Dem Anfänger im Erforschen und Anwenden der Christlichen Wissenschaft mag es schwer scheinen, seinen Glauben an die Materie aufzugeben, und er fragt vielleicht: „Wie kann ich dieses eine Gemüt haben und mich selber als Gottes Gleichnis sehen?“ Die Antwort wurde einer Christlichen Wissenschafterin zuteil, als sie erkannte, daß diese Wissenschaft auf der in der Bibel enthaltenen Wahrheit beruht, die im 1. Buch Mose 1, 31 enthüllt ist: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Als die Wissenschafterin einmal ein körperliches Leiden hatte, fragte die Ausüberin, an die sie sich um Hilfe gewandt hatte: „Was denken Sie?“
Entschlossen, der Ausüberin bei ihrem nächsten Besuch einen Beweis geistig rechten Denkens berichten zu können, begann die Wissenschafterin, Stunde für Stunde, jeden Augenblick auf ihr Denken zu achten. Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie, daß das Denken über ihren kranken Körper und seine Qual und die schmerzhaften materiellen Zustände ihr Denken so zu erfüllen suchten, daß Gedanken an Gott, Seine Gegenwart und daran, daß sie in Wirklichkeit Gottes Bild und Gleichnis, eine aus dem Gemüt hervorgehende geistige Idee war, vollständig ausgeschlossen waren. Als sie das irrige Denken entdeckt hatte, fing sei an, es zu berichtigen; anstatt an die Krankheit des Körpers zu denken, behauptete sie die Wahrheit, daß der Mensch als ein Kind Gottes vollkommen und unversehrt ist, wodurch sie sich Seiner Gegenwart bewußt wurde und infolgedessen außer dem Leibe weilte. Die gestörten körperlichen Zustände begannen zu weichen, bis sie vollständig wiederhergestellt war. Dadurch wurde bewiesen, daß der Mensch nicht materiell, sondern geistig ist, und daß er „so ist, wie er in seinem Herzen denkt“ (Spr. 23, 7, engl. Bibel).
In ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ erklärt Mrs. Eddy (S. 344): „Philosophien des Altertums und der Neuzeit sind unbrauchbar, weil sie der Wissenschaft ermangeln. Sie suchen die Seele vollständig in den Körper, Intelligenz in die Materie zu verlegen, und von einer falschen Voraussetzung einen richtigen Schluß zu ziehen. Eine solche Philosophie kann niemals die Wissenschaft des Lebens beweisen — die Wissenschaft, die Paulus verstand, als er von der Bereitwilligkeit sprach, ,außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn'. Eine solche Philosophie ist weit entfernt von den Vorschriften des mächtigen Propheten von Nazareth.“
Christi Jesu Lehre lenkte das Denken seiner Jünger und des Volks, das er heilte, beständig weg von den sie umgebenden materiellen Zuständen und darauf hin, bewußt bei dem Vater zu weilen.; und er gab viele Vorschriften, wie man dieser Lehre gemäß leben und sie anwenden soll. Er sagte zum Beispiel (Luk. 11, 34): „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun dein Auge einfältig ist, so ist dein ganzer Leib licht; so aber dein Auge ein Schalk ist, so ist auch dein Leib finster.“
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, dem großen Wegweiser Folge zu leisten, indem wir darauf achten, daß jeder Gedanke erfüllt ist von dem Licht des Verständnisses unseres geistigen Selbst, ungeachtet dessen, was der materielle Augenschein unserem menschlichen Sinn vielleicht darzubieten scheint. So beweisen wir die Wissenschaft des Lebens und beweisen, daß wir nicht in einem materiellen Körper weilen; daß Intelligenz nicht in der Materie ist; daß wir in der Tat die Kinder Gottes sind; daß wir im Bewußtsein eins mit Ihm sind und das göttliche Gemüt ausdrücken als dessen vollkommene, unversehrte und harmonische individuelle geistige Ideen.
Die Ärzte beginnen heutzutage die gedankliche Art der Krankheit anzuerkennen, wie aus dem Aufsatz „Gedanklicher Rheumatismus“ ersichtlich ist, der vor kurzem in einer weitverbreiteten Wochenschrift erschien unter der weiteren Überschrift: „Ärzte finden, daß Groll, Furcht vor Fehlschlag und ein gieriges Verlangen nach Liebe oft die Ursache dieses verkrüppelnden Gebrechens sind.“ Mrs. Eddy gibt im Lehrbuch eine Grundregel für das Heilen solcher Gedankenzustände und ihrer verkrüppelnden Wirkungen auf den Körper. Sie schreibt (S. 405): „Die Christliche Wissenschaft gebietet dem Menschen, die Triebe zu meistern — Haß mit Freundlichkeit im Zaum zu halten, Sinnenlust durch Keuschheit, Rache durch Menschenliebe zu besiegen und Unehrlichkeit mit Ehrlichkeit zu überwinden. Ersticke diese Irrtümer in ihren ersten Anfängen, wenn du nicht ein Heer von Verschwörern gegen Gesundheit, Glück und Erfolg unterhalten willst.“ Wenn wir die Immergegenwart Gottes gewissenhaft allem in unserem Denken voranstellen, überwinden wir körperliche Leiden, bis bewiesen ist, daß sie nie gegenwärtig sind.
Als Hilfe ist für den Christlichen Wissenschafter die wöchentliche Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft vorgesehen, die dem Denken bei täglichem Ergründen neue Ausblicke eröffnet und das Verständnis entwickelt, wie man die Christliche Wissenschaft bei jeder sich darbietenden Schwierigkeit anwenden kann. Der Apostel Paulus gab den Rat (2. Tim. 2, 15): „Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit.“ Durch das tägliche Ergründen der Lektionspredigt findet der Wissenschafter, der durch sein Gebet Entfaltung erwartet, daß sein Verständnis mit jedem Tag wächst, und daß er ihre Lehren mit immer größerer Erleuchtung und öfter anwenden kann.
Jedermann hat unablässig Gelegenheit, seine Kenntnis der Christlichen Wissenschaft anzuwenden. Er kann alles Denken, das Gott, dem Guten ungleich ist, unverzüglich umkehren und durch gottgleiches Denken, durch die Wahrheit ersetzen, daß der Mensch alles Gute, das Gott in so reichem Maße gibt, widerspiegelt. Dieses Wachestehen an der Tür des Denkens ist ein freudiges Tätigsein, denn es erfüllt die Forderung, die Jesus lehrte, und die die Christliche Wissenschaft wieder aufstellt: ohne Unterlaß zu beten, wodurch wir beweisen, daß der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffene Mensch ewig daheim ist bei dem Herrn.
