Jesus von Nazareth sagte (Joh. 14, 12): „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“
Viele haben angenommen, daß diese Worte den unmittelbaren Zuhörern des Meisters galten, und daß das Heilungswerk des Christentums mit dem Scheiden seiner damaligen Jünger vom menschlichen Schauplatz aufhörte. Dies war natürlich nicht der Fall. Fast dreihundert Jahre lang nach der Himmelfahrt war das geistige Heilen eine von der urchristlichen Kirche unzertrennliche Tätigkeit. Als Kirchenbräuche in den. Vordergrund traten, verschwand das Heilen.
Im Jahr 1866 wurde Mary Baker Eddy, eine Neuengländerin, die geistig ahnte, daß es einen höheren Begriff vom Christentum gab, als was die Kirche darbot, durch einen Unfall schwer verletzt. Als ärztliche Kunst versagte, ihr zu helfen, verlangte sie ihre Bibel und las die Heilung des Gelähmten (Matth. Kap. 9). Beim Lesen wurde ihr die geistige Bedeutung der Heilung offenbar, und auch sie war augenblicklich geheilt. Sie hatte die Wissenschaft des christlichen Heilens entdeckt, die sie später Christliche Wissenschaft nannte.
Mrs. Eddy erkannte, daß Gott, der Geist, das All ist, und daß als unumgängliche Folge die Materie nichts ist. Als Mrs. Eddy im Jahr 1875 die erste Ausgabe des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ veröffentlichte, war ihre Behauptung, daß die Materie nichts ist, eine umwälzende Erklärung.
Auf Seite 468 in Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Dies ist unverkennbar ein Verneinen der.Sterblichkeit, alles dessen, was ein den Begrenzungen der Materie unterworfener, materieller, sterblicher Mensch zu sein scheint. Die Christliche Wissenschaft besteht darauf, daß der Mensch, wie die Bibel lehrt, das Bild und Gleichnis Gottes ist, und daß man ihn nur als eine geistige Idee richtig kennen kann. Man darf ihn nicht als einen kranken oder gesunden Sterblichen sehen, sondern muß ihn als die vollkommene geistige Idee des göttlichen Gemüts, Gottes sehen.
Das ist die Grundlage des christlich-wissenschaftlichen Heilens. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 476, 477): „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“
Nur wenn wir uns weigern, an die Tatsächlichkeit der Materie, ob sie dann krank oder gesund erscheint, zu glauben, und die vollkommene geistige Idee, Gottes eignes Gleichnis, als wirklich anerkennen, können wir die Kranken heilen. Eine geistige Idee ist nie materiellen Zuständen preisgegeben.
Eine Frau, die im Wald Holz auflas, stolperte über eine Wurzel und verletzte sich den Knöchel so schwer, daß sie nach Hause getragen werden mußte. Der Arzt, den man kommen ließ, sagte ihr, sie müsse drei Wochen im Bett bleiben, und sie werde die Folgen der Verletzung mindestens sechs Wochen spüren.
Diese Frau wußte etwas von der Christlichen Wissenschaft und besaß das Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit, in dem sie nun einige Stunden las. Am nächsten Morgen sandte sie einem Christlichen Wissenschafter im Dorfe eine Botschaft und bat um Hilfe. Noch an demselben Nachmittag ging sie zu Fuß mühelos und ohne Schmerzen ins Dorf, um dem Christlichen Wissenschafter für ihre augenblickliche Heilung zu danken.
Was war getan worden? Der Christliche Wissenschafter hatte jede Möglichkeit, daß einer geistigen Idee ein Unfall zustoßen könne, verneint. Er hatte behauptet, daß eine vollkommene geistige Idee nur der göttlichen Vollkommenheit und Harmonie untersteht. Er hatte den Menschen als „Gottes eignes Gleichnis“ gesehen. Die Folge war sofortige Heilung.
Jesus sagte zu seinen Jüngern (Joh. 16, 7. 13): „Es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. ... Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Dieser Tröster, die Christliche Wissenschaft, offenbart der ganzen Menschheit die heilende Wahrheit der Allheit Gottes. Sie führt das große Werk weiter, alle Materialität, alle Krankheit, Sünde und den Tod zu überwinden.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 568): „Für den Sieg über eine einzige Sünde sagen wir Dank und erheben den Herrn der Heerscharen. Was werden wir von der mächtigen Besiegung aller Sünde sagen? Ein lauterer Gesang, süßer als er je zuvor zum hohen Himmel emporgedrungen ist, steigt nun klarer und näher zu dem großen Herzen Christi auf, denn der Ankläger ist nicht da, und Liebe läßt ihre ureigne und ewige Weise erklingen.“
