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„Du bist Petrus“

Aus der Mai 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Evangelium des Matthäus berichtet über eine der bedeutendsten Begebenheiten in der irdischen Laufbahn unseres großen Wegweisers Christus Jesus. Diese Begebenheit war nicht nur für den Fortschritt in Jesu Wirken bedeutsam, sondern sie ist auch für jeden, der sich Christ nennt, ungemein wichtig, da die Wahrheit, die dadurch ans Licht kam, für das Christentum grundlegend ist.

Nach dem Bericht fragte Jesus seine Jünger (Matth. 16, 13): „Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?“ Die Antworten lauteten verschieden: „Etliche sagen, du seist Johannes der Täufer; die andern, du seist Elia; etliche, du seist Jeremia oder der Propheten einer.“

Jesus war von diesen Antworten offenbar nicht befriedigt und fragte noch einmal: „Wer sagt denn ihr, daß ich sei?“ Simon antwortete: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“

Wir können uns gut vorstellen, wie freudig und dankbar der Meister Simons Antwort, eine ungeheuer wichtige Antwort, vernahm. Hier war endlich ein Nachfolger, der die Bedeutung von Jesu Arbeit, Opfer und selbstloser Liebe erfaßt hatte. Hier war ein Schüler, der verstehen gelernt hatte, was dieser größte aller Lehrer zu lehren bemüht war, eine Lehre, die so wichtig ist, daß sie geradezu der Grundstein der christlichen Kirche werden sollte.

Jesus hieß diese befriedigende Antwort gut und gab Simon seinen Segen. Aber der Meister tat noch viel mehr. Er gab dem Jünger einen neuen Namen: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Jesus erwiderte dieses Erkennen seiner wahren geistigen Wesensart damit, daß er den Jünger zu einer klareren Erkenntnis seines eigenen wahren Seins erweckte.

Auf Seite 137 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erläutert Mary Baker Eddy Simons Antwort durch die Umschreibung: „Der Messias ist das, was du kundgetan hast — Christus, der Geist Gottes, der Geist der Wahrheit, des Lebens und der Liebe, der mental heilt.“ Mrs. Eddy fährt in einem weiteren Abschnitt (S. 138) fort: „Jetzt war es Petrus offenbar, daß das göttliche Leben, die göttliche Wahrheit und Liebe und nicht eine menschliche Persönlichkeit der Heiler der Kranken, ein Fels, eine feste Grundlage im Reich der Harmonie war.“ Daß Simon, der so oft zugegen war, als der Meister viele seiner sogenannten Wunder vollbrachte, das jenen Wundern zugrunde liegende Prinzip verstehen konnte, war ein Beweis seines großen geistigen Fortschritts. Der Jünger war in seinem eigenen Heim Zeuge der augenblicklichen Heilung seiner Schwiegermutter gewesen. Er hatte eine Menge Menschen gesehen, die sich drängten, um den Saum des Gewandes des Meisters zu berühren. Er hatte gesehen, wie Blinde wieder sehen konnten, Teufel ausgetrieben und Tote auferweckt wurden. So konnte er schließlich über die Persönlichkeit Jesu hinausblicken und das Wirken des Christus in diesem großen Heilungswerk wahrnehmen.

Und doch war es Simon Petrus, der Einwendungen erhob, als der Meister sich anschickte, den Jüngern die Füße zu waschen, aber dann, als ihm die geistige Bedeutung der Handlung zum Bewußtsein gebracht wurde, in wahrer Demut sagte (Joh. 13, 9): „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!“ Als ferner die von Judas, dem Verräter, angeführte Schar kam, um Jesus zu ergreifen, war es Simon Petrus, der das Schwert zog und dem Knecht des Hohenpriesters ein Ohr abhieb. Aus diesen und ähnlichen Handlungen ist des Petrus tiefe menschliche Liebe zu Jesus ersichtlich.

Man könnte fragen: „Wie konnte der Jünger, der einen Schimmer des wahren geistigen Wesens des Menschen erblickt hatte, dieses Erschauen so vergessen, daß er Jesus dreimal verleugnete?“ Sein Ungestüm ließ Petrus allerdings zuweilen in einer falschen Richtung gehen, ja, es veranlaßte ihn sogar, zu seiner früheren Beschäftigung, dem Fischen, zurückzukehren, nachdem er den Meister aus den Augen verloren hatte. Als Jesus dann an dem Meer bei Tiberias den Jüngern wieder erschien, wies er sie liebevoll zurecht und forderte sie auf, ihre materielle Beschäftigung aufzugeben und Menschenfischer zu werden. Es ist beachtenswert, daß Jesus bei dieser Gelegenheit Petrus dreimal als „Simon Jona“ anredete. Wo war der Petrus, der den Christus gesehen hatte? Wir haben allen Grund, anzunehmen, daß die Zurechtweisung wirksam war; denn wenn auch Entmutigung und Verzweiflung Simons Wahrnehmung des Christus, der Wahrheit, vorübergehend getrübt hatten, reifte sie schließlich doch zu einer solch herrlichen Laufbahn des Heilens heran, daß, wie wir in der Apostelgeschichte lesen (5, 15), „sie die Kranken auf die Gassen heraustrugen und legten sie auf Betten und Bahren, auf daß, wenn Petrus käme, sein Schatten ihrer etliche überschattete.“

Es kann nicht überschätzt werden, wie wichtig es ist, daß jedermann eine klare Erkenntnis des heilenden Christus erlangt und bewahrt, da Jesus selber erklärte, daß er seine Kirche auf diese Erkenntnis gründen werde. Wenn wir als Nachfolger des Christus und als Christliche Wissenschafter beständig an einem klaren Erschauen des Christus festhalten und uns nicht durch unsere eigene oder eines andern Körperlichkeit mesmerisieren lassen, ernten wir den Lohn geistiger Erkenntnis. Versuchungen können in Gestalt von Selbstüberhebung oder Selbsterniedrigung, von weltlichem Erfolg oder Fehlschlag an uns herantreten. Versuchung kann in der Gestalt kommen, daß man einen andern, der ein höheres Verständnis der Wahrheit zu haben scheint, verehrt. Aber wir werden diesen Versuchungen nicht erliegen, wenn wir eingedenk sind, daß „das göttliche Leben, die göttliche Wahrheit und Liebe und nicht eine menschliche Persönlichkeit“ in unserer Zeit wie zu Jesu Zeit der Heiler der Kranken ist. Dieses Anerkennen hindert uns keineswegs, den liebevollen Beistand eines Freundes oder Ausübers, dessen klares Verständnis der Wahrheit dazu beigetragen hat, unsere Heilung herbeizuführen, ehrlich zu würdigen und dankbar dafür zu sein; aber ein bereitwilliges Hinausblicken über den menschlichen Sinn der Dinge und das Wissen, daß Gott der Geber alles Guten ist, bringt uns selber und andern Freiheit.

Und wie verhält es sich mit der auf den Felsen, Christus, gegründeten Kirche? In der Historischen Skizze, der Einleitung zum Handbuch Der Mutterkirche, wird uns gesagt, daß am „12. April 1879 auf Antrag von Mrs. Eddy beschlossen wurde, eine Kirche zu gründen, die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unsres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen.“ Daher muß alles, was sich auf die von dem Meister ausgedachte und gegründete Urkirche bezieht, auch heute über die Kirche Christi, Wissenschafter, wahr sein. Wenn es für die unmittelbaren Nachfolger Jesu wichtig war, das göttliche Prinzip des heilenden Christus, auf dem seine Kirche beruhte, zu verstehen, ist es für uns ebenso wichtig, den wahren und erprobten Grundstein, auf dem unsere Kirche beruht, nicht zu vergessen.

„Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde.“ Es ist wichtig, daß wir erkennen und anerkennen, daß jedes Wirken der Kirche ein Wirken des heilenden Christus ist. In allen unseren Berührungen und Verbindungen als Kirchenmitglieder ist es unser Vorrecht, vom Betrachten der menschlichen Persönlichkeit wegzusehen und demütig Gottes Macht sich bekunden zu lassen. Wenn wir dies entschlossen und folgerichtig tun, werden wir bei aller Kirchenarbeit in zunehmendem Maße die geistige Beschaffenheit und Substanz der Kirche, der göttlichen Idee, beweisen, und „die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“

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