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„Wer da bittet, der nimmt“

[Aufsatz ursprünglich in deutscher Sprache]

Aus der Mai 1952-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Was den Menschen am meisten not tut, ist zweifellos ein Verständnis des rechten Betens. Christliche Wissenschafter sind immer wieder von Dank erfüllt, daß Mary Baker Eddy, Gottes treue Botin der Wahrheit, ihnen den praktischen Wert des Gebets, wie der große Nazarener es lehrte und anwandte, mit wissenschaftlicher Klarheit enthüllt hat. Heute ist die Kraft des Gebets jedem Menschen in jeder Lebenslage wieder zugänglich.

Mrs. Eddy wußte, von welch ungeheurer Bedeutung rechtes Beten ist. Sie wußte, daß es die Grundlage allen Erfolgs ist. Es ist deshalb auch kein Zufall, daß sie das Kapitel „Gebet“ an den Anfang ihres Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gestellt hat. Wie beachtenswert doch ihre Anweisung in „Miscellaneous Writings“ (S. 127) ist: „Eins habe ich sehr gewünscht, und ich ersuche nochmals ernstlich darum, nämlich, daß die Christlichen Wissenschafter hier und anderwärts täglich für sich selber beten, nicht in Worten oder auf den Knieen, sondern im Denken, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den göttlichen Vater-Mutter, Gott, um Brot bittet, wird ihm kein Stein, sondern mehr Gnade, Gehorsam und Liebe zuteil.“ In der heiligen Stille der Verinnerlichung erlangen wir das Verständnis der geistigen Substanz, die allein unser wahres Sein ausmacht, und die alles in sich schließt, was wir brauchen, oder wonach wir uns sehnen könnten. Dieses Bewußtsein der Wirklichkeit zerstört die schattenhaften und unklaren Ansichten menschlich begrenzter Vorstellungen und vernichtet Sünde, Krankheit und Tod.

Im Gleichnis des Meisters ist es ein entscheidender Schritt des verlorenen Sohnes, wenn er den Entschluß faßt, sich aufzumachen und zu seinem Vater zu gehen. Geistig ausgelegt bedeutet „sich aufmachen“, sich von einer materiellen, begrenzten Daseinsauffassung abwenden, um in des Vaters Haus zurückzukehren. Nichts könnte die befriedigenden Wirkungen rechten Betens besser bestätigen als die weiteren Verse des bekannten Gleichnisses, in denen gesagt ist, wie der Vater dem verlorenen Sohn entgegengeht und ihn mit einer Fülle des Guten segnet.

Das Wunderbare des christlich-wissenschaftlichen Gebets ist die Einheit von Wunsch und Offenbarwerdung. Wie wichtig es doch ist, daß wir uns täglich im Gebet prüfen und fragen, ob wir uns vor allem danach sehnen, eins mit Gott zu sein, und ob uns diese Forderung wichtiger ist als die Angelegenheiten dieser Welt! Wir mögen zuweilen entdecken, daß wir das Gute noch in der falschen Richtung suchen, daß unser Augenmerk auf materielle Begriffe gerichtet ist, und daß menschlicher Wille oder Furcht unsere Schwingen lähmt.

Der Verfasser hat immer wieder erlebt, daß er, sobald er vom materiellen Anschein der Dinge wegsah und ehrlich bestrebt war, das Erste Gebot zu erfüllen und Gott über alles zu lieben und Ihm zu vertrauen, die Lösung für seine menschliche Schwierigkeit klar erkannte. Berechtigte Wünsche, die zuvor unerfüllbar oder kaum erfüllbar schienen, gingen in göttlich natürlicher Weise wie von selbst in Erfüllung, zudem meist besser und eindrucksvoller, als er zu hoffen wagte.

Vor einiger Zeit wurde er hart bedrängt durch eine behördliche Maßnahme, deren Anforderungen in seinem Fall nicht berechtigt schienen. Er suchte den Beamten die Lage zu erklären, fand jedoch kein Verständnis, und wandte sich dann an eine höhere Dienststelle. Aber sowohl hier als auch bei allen andern in Frage kommenden in- und ausländischen Behörden erklärte man ihm, daß man bedaure, nichts für ihn tun zu können. Menschlich schien seine Sache aussichtslos zu sein. Dann wurde ihm plötzlich klar, daß er sich zwar an viele Behörden und Menschen, aber nicht an die höchste Instanz der Gerechtigkeit gewandt hatte. Von diesem Augenblick an unternahm er keine menschlichen Schritte mehr in der Angelegenheit, sondern hielt an der Wahrheit fest, daß alle Gerechtigkeit in Gottes Hand ruht, und daß Seine Weisheit alles regiert und lenkt.

In völliger Ruhe und des göttlichen Schutzes gewiß sah er jetzt seine höchste Aufgabe darin, mehr Treue zu Gott und zu Seinem Gesetz zu beweisen als bisher. Die Wirkung war wunderbar: das Recht wurde ihm unbedingt zuerkannt. Der Verfasser kann auch dankbar bezeugen, daß er in gesundheitlicher und beruflicher Beziehung und besonders bei scheinbaren Gefahren im letzten Welt krieg in dem Verhältnis, wie er seine menschlichen Meinungen und Anschauungen aufgab, um den geistigen Forderungen zu gehorchen, buchstäblich die Wahrheit der Erklärung Jesu erlebte (Luk. 11, 10): „Wer da bittet, der nimmt.“

Das Neue Testament lehrt uns, daß Gebet seinen Urgrund in dem Sehnen nach einem besseren Verständnis des Einsseins des Menschen mit Gott hat, und es erklärt die körperlichen Wirkungen des Gebets als „mitfolgende Zeichen“. Im Evangelium des Lukas ist berichtet, daß die siebzig von Jesus ausgesandten Jünger zurückkehrten und dem Meister berichteten (10, 17): „Es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ Seine Antwort wies jedoch auf einen wichtigeren Gewinn hin: „Doch darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Der Meister bewies, daß die Ideen der Wahrheit die Substanz alles Wirklichen sind. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 307 in „Miscellaneous Writings“: „Gott gibt dir Seine geistigen Ideen, und sie geben sodann dir, was du täglich brauchst.“

Es muß klar erkannt werden, daß Gebet nur dann ehrlich ist, wenn es nicht nur unser Denken, sondern auch unser Handeln ändert. Das Gebet des Christlichen Wissenschafters ist ein Gebet der Tat. Man kann ein Bewußtsein, das bereit ist, dem göttlichen Prinzip zu gehorchen, mit dem Resonanzboden eines Musikinstruments vergleichen, der die Schwingungen der Saiten mühelos auffängt und dem betreffenden Instrument seine Tonstärke und besondere Klangfarbe verleiht. In derselben Weise erleben die Menschen unmittelbar Gesundheit, Fülle und Harmonie — alles Notwendige — wenn sie sich bereitwillig der Liebe zuwenden und alles Gute annehmen, das sie verleiht. Jede Frage der Menschen hat ihre Antwort in einem Verständnis Gottes und des wahren Menschen.

Daher streben die Christlichen Wissenschafter immer danach, durch rechtes Denken und Handeln — durch aufrichtiges Beten — des Menschen Platz in der göttlichen Ordnung zu erkennen und dort zu verweilen. Eine solche Gesinnung läßt einen Gottes Liebe und Harmonie erleben. Wie befreiend doch das Gebet ist, das uns befähigt, die Last persönlicher Verantwortung, menschlichen Bedrücktseins und körperlicher Leiden abzuwerfen, um die ewigen Ideen der Liebe zu erfassen!

Keine Kenntnis tut den Menschen mehr not als die des rechten Betens. Wenn wir von dem Bewußtsein der Allheit Gottes, des Guten, durchdrungen sind, erfreuen wir uns Seiner Harmonie und beweisen unsere Gotteskindschaft. Wir finden unser Sein in Gott allein, und in Seinem Licht „sehen wir das Licht.“

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