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Gottes Gegenwart

Aus der September 1955-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus zeigte klar, daß die Gegenwart Gottes die Gegenwart des Geistes und nicht die einer endlichen Person ist. Diese tief bedeutsame Tatsache verlor sich jedoch während der folgenden Jahrhunderte bis Mary Baker Eddy der Wahrheit über Gottes immerwährende Gegenwart wieder durch die Christliche Wissenschaft Ausdruck verlieh. Sie schreibt in ihrem Gedicht „Mutters Abendgebet“ (Gedichte, S. 4):

„Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart,
Die schützend birgt, was noch des Werdens harrt,
Liebreich des Nestlings zagen Flug bewacht:
Dein Fittich trag empor mein Kind heut Nacht!“

Der Unterschied zwischen der „holden Gegenwart“ und dem zornigen, rachesüchtigen Stammesgott Jehova ist so gewaltig, daß die beiden nicht mit einander existieren können. Sobald Gott als Geist, als das universale Gute, erkannt wird, kann der vermenschlichte Gott verworfen werden. Dann gewinnt das Denken einen neuen Begriff von Seiner Gegenwart, der vollständig verschieden ist von dem der alttestamentlichen Dichter und Führer, die, obwohl überzeugt, daß Gott Seinen Kindern nahe war, Ihm doch oft menschliche oder übermenschliche Gestalt gaben. Und dies taten sie, weil der Gott, an den sie glaubten, zu beidem geneigt schien, zu zerstören und zu segnen, Krankheit zu senden und sie zu heilen; und so gestalteten sie ihren Gott einem menschlichen Wesen gleich. Für sie besaß Gott menschliche Charakterzüge. Die beiden ganz von einander abweichenden Schilderungen von Gottes Gegenwart in den zwei ersten Kapiteln der Schöpfungsgeschichte zeigen klar den Gegensatz zwischen dem wahren Gott, der alles zu Seinem Ebenbilde schuf und es gut nannte, und dem jahvistischen, menschenähnlichen Gott, der im Garten spazieren ging.

Die Gegenwart Gottes bildet die grundlegende Wahrheit der menschlichen Erfahrung. Liebe ist das Synonym für diese Gegenwart. Sich bewußt zu sein, daß der Mensch lebt, bedeutet, zu wissen, daß Gott gegenwärtig ist; und zu wissen, daß Gott gegenwärtig ist, bedeutet, zu verstehen, daß Liebe regiert. Der Mensch und Gott sind untrennbar miteinander verbunden.

Berechtigterweise kann gefragt werden, ob die Gegenwart Gottes sich auch dem menschlichen Daseinsbewußtsein mitteilt und wie man wissen kann, wann man sich in der Gegenwart Gottes befindet. Die Antwort ist sehr einfach. Man ist in der Gegenwart Gottes, wenn man in der Gegenwart des Guten ist. Man lasse sich jedoch durch diese Einfachheit nicht täuschen. Der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, steht ununterbrochen in der Gegenwart Gottes. Damit sich diese Tatsache aber im täglichen Leben auswirken kann, muß das Gute als Gott erkannt werden. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht nur eine intellektuelle Zustimmung; sie hat nichts zu tun mit der Tätigkeit des menschlichen Gehirns, sondern sie bedeutet das Annehmen der Wahrheiten des geistigen Seins im menschlichen Bewußtsein. Mit dem ersten Schimmer der Christlichen Wissenschaft dämmern diese Wahrheiten im Bewußtsein auf und sie werden in dem Verhältnis klarer, wie unser Verständnis zunimmt. Sie besitzen die Kraft, die Kranken zu heilen und die geistig Toten zu erwecken, denn sie sind „eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben“ (Röm. 1:16).

Mrs. Eddy schreibt in „Unity of Good“ (S. 60): „Der Christus kann sich dem sterblichen und materiellen Sinn, der Gott nicht kennt, nicht mitteilen. Diese falsche Vorstellung von Substanz muß Seiner ewigen Gegenwart weichen und sich so auflösen.“ Welche Worte der Hoffnung und Zuversicht — daß der falsche Begriff von Substanz, dem jedes menschliche Problem entstammt, sich in der Gegenwart Gottes in nichts auflöst! An seiner Stelle wird die ewigwährende Gegenwart des Guten gefunden werden. Mrs. Eddy wies nicht nur auf dieses Ziel hin, sondern bewies der Menschheit, daß auch heute jeder aufrichtige Jünger Christus Jesus auf dem von ihm eingeschlagenen Pfade Schritt für Schritt folgen kann. Alle Attribute und Eigenschaften Gottes sind geistiger Natur. Sie bekunden sich menschlich in Gedanken, Taten und Worten. Zum Beispiel, Freundlichkeit ist betätigte Liebe und weist auf ihren Ursprung, die göttliche Liebe, hin. Wenn man geistige Liebe ausdrückt, spiegelt man Gott wider. Wenn man im Guten beharrt, demonstriert man Gottes Gegenwart. Wahre Gesundheit ist ein Beweis der Heiligkeit. Es war diese Heiligkeit, oder die Erkenntnis von Gottes widergespiegelter Gegenwart, was Christus Jesus befähigte, auf seinen Wegen durch die Dörfer und Städte Palästinas, so viele Menschen zu heilen.

Die Allheit Gottes tut sich durch die unerschöpfliche Versorgung mit Gutem kund. Diese gegenwärtige Allheit wird von der Menschheit bewiesen durch reichliche Versorgung und durch das Zerstören der Furcht vor Unzulänglichkeit. Mangel und die Gegenwart Gottes sind unvereinbare Gegensätze; nur eins von beiden kann wahr sein.

Sanftmut, Ausgeglichenheit, Zuversicht sind Anzeichen von Gottes Gegenwart. Wenn immer diese Eigenschaften erkannt und ausgedrückt werden, dann steht man, in der Tat, auf heiligem Boden. Wenn immer sie zur menschlichen Erfahrung werden, so ist dies ein Beweis von Gottes Gegenwart. Schönheit, Harmonie, Gesetz und Ordnung mögen den Anschein erwecken, als seien sie individualisiert in materiellen Dingen — in Komposition, Linie und Form — aber auf Grund der Allgegenwart Gottes ist man fähig, über die materiellen Vorstellungen hinauszublicken und ehrfurchtsvoll Seine Gegenwart wahrzunehmen, auf die sie hinweisen.

Um sich der tatsächlichen Gegenwart Gottes bewußt zu werden, ist es ratsam, über die vielen Fälle nachzudenken, in denen Jesus so überzeugend bewies, daß das Böse zu nichts wurde, weil Gott gegenwärtig war. Die Gelassenheit, mit der sich Jesus auf den Weg zu Lazarus machte, seine so vertrauensvolle Haltung angesichts der zweifelnden Menschenmenge weisen mit absoluter Sicherheit darauf hin, daß er sich auf etwas verließ, das außerhalb materieller Gesetze und Meinungen stand.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Leben Gott ist. Leben ist daher das Positive und der Tod das Negative, die Verneinung. Das Negative ist weder Tatsache noch zustand, und durch das Verständnis von dem, was tatsächlich existiert, wird es als unwirklich bewiesen. Jesus heilte die sogenannte Abwesenheit von Leben, die wir als Tod kennen, durch die positive Erkenntnis der Gegenwar Gottes, den er als Leben verstand. Die Gegenwart Gottes schließt Seine Abwesenheit vollständig aus. Nicht dadurch wurde Lazarus wiederhergestellt, daß Tod in Leben verwandelt wurde, sondern durch Jesu Verständnis von der Wahrheit, daß es nichts außer Leben gibt, und daß Lazarus nicht gestorben war. Durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft liegt es innerhalb der Möglichkeit aller Menschen zu beweisen, daß die Gegenwart des Positiven die Existenz des Negativen ausschließt.

Wie verhält es sich nun mit jenen Fällen, bei denen der Augenschein so stark auf die Abwesenheit Gottes hinzuweisen scheint? Es handelt sich hier um das Annehmen eines falschen Begriffes — eines Begriffes, der oft in Form unüberwindlicher Probleme oder unheilbarer Krankheit zu existieren behauptet, und so die Verwirrung und den Zweifel hervorruft. Wenn wir die Wahrheit verstehen, ist es uns immer möglich, das Falsche zu verwerfen und mit der Abweisung des Falschen verschwindet das Problem augenblicklich.

Wenn wir die Gegenwart Gottes einen Augenblick lang annehmen, dann wird die Möglichkeit Seiner fortwährenden Gegenwart zu mehr als nur einer bloßen Hoffnung. Und wenn wir vorwärtsdrängen, dann wird diese Möglichkeit zur Gewißheit. Doch Gottes immerwährende Gegenwart hängt nicht von sterblichen Meinungen ab. Sie ist eine Tatsache.

Die Christliche Wissenschaft behauptet nicht, Krankheit auf Grund eines neben der Medizin bestehenden Heilsystems zu heilen; die Christliche Wissenschaft heilt Krankheit infolge der ewigen Gegenwart Gottes. Und auf Grund dieser Gegenwart Gottes gibt es in Wirklichkeit keine Krankheit. Laßt uns alle in der Wahrheit die Ruhe finden, die in einem der Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft (Nr. 81) zum Ausdruck kommt:

Gott ist bei mir; Seine Gnade
Sanft wie Flügel decket mich;
Klar ist mir Sein Weg bezeichnet,
Seine Hand führt väterlich.
Sicher lenkt Er
Meine Schritte ewiglich.

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