Die Grundlage des Lehrens in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule wird in Jesu Worten gefunden (Joh. 6:45): „Es steht geschrieben in den Propheten:, Sie werden alle von Gott gelehrt sein'.“ Alle, die das Vorrecht hatten, in einer Sonntagsschule zu unterrichten, haben die Erfahrung gemacht, daß ihnen dabei Ideen mit einer Inspiration zuflossen, die nicht menschlich, sondern göttlich war. Um diese Inspiration dauernd zu erhalten, unabhängig von der Größe der Klasse oder dem Alter der Schüler, sollten wir voll Vertrauen von der Voraussetzung ausgehen, daß Gemüt der Lehrer ist; und in dme dem Maße, wie wir Einheit oder Verbundenheit mit dem allwissenden Gemüt beanspruchen und beweisen, ist unser Lehren die reine Kundwerdung der Allwissenheit. Dieses Einssein bewußt aufrecht zu erhalten, ist die Pflicht des Lehrers einer Sonntagsschule.
Ein Gelehrter sagte einmal: „Ich kann nu'r das lehren, was ich selbst bin.“ Wie wahr ist das auch für den Sonntagsschullehrer! Es ist unmöglich, in einer bestimmten Gedankenwelt zu leben und in einer anderen zu unterrichten. Wir können nur das lehren, was wir selbst im Bewußtsein tragen. Die Kinder lassen sich keinen Augenblick irreführen, wenn wir versuchen, sie etwas zu lehren, was nicht mit unserem Leben übereinstimmt. Aber in wahrer Demut können wir täglich danach trachten, das Christus-Bewußtsein als unser Bewußtsein zu bewahren, das heißt, sich nur Gottes und Seines Ebenbildes bewußt zu sein. In dem Maße, wie wir erkennen, daß der Mensch der wahre Ausdruck der Allwissenheit ist, ja, die Wirkung des Bewußtseins des göttlichen Gemüts, wird sich das Lehren mit neuer Inspiration entfalten und erfreuliche Früchte zeitigen; denn Gemüt entfaltet immerdar seine geistigen Ideen. Wir werden finden, daß die Schüler keine Fragen stellen und daß sich keine Situationen ergeben, für die das göttliche Gemüt nicht schon die Lösung bereit hätte.
Es ist wichtig, die Kinder verstehen zu lehren, daß Gemüt, Gott, allwissend und der Urquell aller Ideen ist. Das Verständnis, daß die Allwissenheit des unendlichen Gemüts immer gegenwärtig ist, befähigt sie, die Probleme zu lösen, die im Leben an sie herantreten. In dieser Weise lernen die Schüler, sich zur Lösung ihrer Schwierigkeiten direkt an das allwissende Gemüt zu wenden und nicht an einen Lehrer oder einen anderen Menschen.
Es ist natürlich die Pflicht des Lehrers, die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft täglich eingehend zu studieren. Er sollte auch einen gewissen Lehrplan ausarbeiten. Und kleine Liebesbezeigungen, die Schülern helfen und sie zu eigenem Studium ermuntern, sollten nicht vergessen werden. Es ist auch ratsam, den Schülern Hausaufgaben für die Woche zu geben und sie dazu anzuhalten, das Ergebnis zum Unterricht mitzubringen. Das bedeutet jedoch nicht, daß die Lehrer Woche für Woche das Gleiche tun sollten, denn sie können aus der Unendlichkeit des Gemüts Frische, Spontaneität und Abwechslung schöpfen. Vor allem aber sollte das Gelehrte für die Kinder so leicht anwendbar sein, daß sie jede Aufgabe mit eifrigem Interesse in Angriff nehmen, weil sie wissen, daß sie in irgendeine Phase des menschlichen Lebens Licht bringen wird. Es wird die älteren Schüler ermuntern, ihr tägliches Studium als erstes am Morgen vorzunehmen, wenn ihnen gezeigt wird, daß dies ihren Tag auf das Prinzip gründet und sie so davor behütet, den Mesmerismus der sterblichen Vorstellungen anzunehmen.
Zuweilen taucht die Suggestion auf, daß gewisse Themen schwer zu lehren und für die Kinder schwer zu verstehen seien. Es ist hilfreich, dabei nicht zu vergessen, daß die 26 Themen der Lektionspredigten Mary Baker Eddy als Resultat vieler Gebete offenbart wurden. Die Lektionspredigten decken nicht nur die Argumente des Bösen auf, sondern sie zeigen auch, wie diese Argumente zu handhaben sind. Der Lehrer muß erkennen, daß Widerstand gegen das Lehren und das Studieren dieser Lektionspredigten lediglich Widerstand gegen das Aufdecken und Überwinden der Argumente des Bösen bedeutet. Diese Tatsache kann den Schülern, besonders in den älteren Klassen, allmählich beigebracht werden, indem ihnen erklärt wird, daß wir in dem täglichen Studium dieser Lektionen tatsächlich die Argumente des Bösen für die gesamte Menschheit überwinden helfen.
Zuweilen wird gefragt: „Was sollen wir die Kinder über den tierischen Magnetismus lehren?“ Es erscheint weise, an dieses Thema vom Standpunkt der Erfahrung des Kindes heranzugehen. Selbst sehr kleine Kinder entdecken schnell, daß falsches Denken tierischer Magnetismus ist. Sie sollten gelehrt werden, daß alles, was das Denken von der Lieblichkeit, der Reinheit und Allheit Gottes und Seiner vollkommenen Schöpfung abzieht, es zu dem Tierischen oder Sterblichen hinzieht und daher tierischer Magnetismus ist. In den älteren Klassen wird sich Gelegenheit bieten, auf besondere Formen des tierischen Magnetismus wie Wahrsagerei und Hypnotismus hinzuweisen. Es gibt so viele verschiedene Arten des Lehrens wie es Individuen gibt, es ist jedoch äußerst hilfreich für die Schüler, wenn sie für ihr häusliches Studium auf die „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ hingewiesen werden, die sich im Handbuch Der Mutterkirche von Mrs. Eddy unter Artikel VIII, Abschnitt 1, befindet und im Gottesdienst des ersten Sonntags eines jeden Monats verlesen wird. Dieser Artikel erwähnt Argumente des Bösen wie irriges Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben und Beeinflussen. Das Kirchenhandbuch ist sehr bestimmt in seiner Forderung, daß die Kinder in den ersten Unterrichtsstunden mit der Natur Gottes vertraut gemacht werden sollen. Es ist wichtig, daß alle Kinder in diesen Lektionen genau unterrichtet werden, denn im Verständnis von Gott wird die Wahrheit gefunden, die jeden Anspruch des Bösen zerstört.
Doch die Verantwortung eines Sontagsschullehrers geht noch weiter. Junge Leute und Kinder, die eine Zeitlang das Vorrecht hatten, die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule zu besuchen, sollten gelernt haben, wie die Christliche Wissenschaft gelebt und bewiesen wird. Sie sollten verstehen, wie sie für sich selbst und auch für andere arbeiten können, wenn die Umstände es erfordern. Sie sollten Verständnis für Mrs. Eddys Mission und auch dafür haben, daß die Christliche Wissenschaft nicht einfach eine andere Religion, sondern der verheißene Tröster ist (Joh. 14: 16). Sie sollten mit den Rechten eines Christlichen Wissenschafters vertraut sein und ermutigt werden, um Befreiung von ärztlichen Untersuchungen und medizinischen Verordnungen einzukommen. Aber vor allem sollten die Schüler der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule die Gegenwart der Liebe fühlen und unser liebendes Interesse an ihnen als einen Beweis dieser Liebe erkennen. Für denjenigen, der in der Sonntagsschule arbeitet, bedeutet es eine große Hilfe, immer der Definition von „Kinder“ eingedenk zu sein, die Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 582) gibt: „Die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe“. Wenn wir an dieser wissenschaftlichen Tatsache festhalten, dann können wir nicht dazu gebracht werden, an die sterbliche Auffassung von Kindern zu glauben.
Eine Lehrerin, der eine Klasse von älteren Mädchen übertragen worden war, fand die Schülerinnen wenig interessiert und unregelmäßig im Besuch der Sonntagsschule. Nachdem sie viel darum gebetet und ihre ernste Arbeit getan hatte, begann sie damit, jeder Schülerin ihrer Klasse zu zeigen, wie sie die Christliche Wissenschaft auf die Probleme des täglichen Lebens anwenden könne. Ein Mädchen erzählte, man habe ihr gesagt, sie habe in Englisch so schlechte Noten, daß sie das Schlußexamen im Juni nicht bestehen könne. Als die Lehrerin erfuhr, daß die Angehörigen des Mädchens keine Christlichen Wissenschafter waren, besuchte sie ihren englischen Lehrer, der ihr sagte, das Kind sei sehr langsam und scheine nicht die Fähigkeit zu haben, sich auszudrücken. Als sie dann wieder mit ihrer Schülerin sprach, erklärte sie ihr, daß sie unendliche Fähigkeiten und unendliche Ausdrucksmöglichkeiten widerspiegele, weil sie in ihrem wahren Sein das göttliche Gemüt ausdrücke. Die Lehrerin wies auf Paulus’ Worte hin (Phil. 4:13): „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus“. Nachdem sie einige Monate lang in dieser Weise zusammen gearbeitet hatten, verkündete das Mädchen strahlend eines Sonntagsmorgens, daß sie zur Prüfung zugelassen sei und das Abschlußzeugnis erhalten werde. In dem Maße, wie die Schülerinnen mehr Verständnis von der wahren Kirche erlangten, wurde eine nach der andern Mitglied Der Mutterkirche.
Solche Früchte sind jeden Zeitaufwand wert und jedes aufrichtige Bemühen, das der Sonntagsschullehrer auf seine Arbeit verwendet. Wenn wir unsere individuelle Einheit mit Gott, der göttlichen Liebe, erhalten, werden wir die Inspiration des allwissenden Gemüts zum Ausdruck bringen, und unser Lehren wird dem Lehren ähnlich, von dem Jesu Jünger sagten (Luk. 24:32): „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“
