Das Gleichnis von dem guten Samariter, das wir im zehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums Evangeliums finden, bringt die Antwort, die Christus Jesus dem Schriftgelehrten gab, der ihn versuchte. Der Schriftgelehrte, der zugab, daß Liebe zu Gott und zum Nächsten unerläßliche Vorbedingungen zum ewigen Leben sind, fragte Jesus: „Wer ist denn mein Nächster?“ Bildlich gesprochen ist die Menschheit heutzutage auf dem Wege von Jerusalem nach Jericho; denn sind wir alle nicht manchmal „unter die Mörder gefallen“ — die Gedanken des sterblichen Gemüts, die uns unseres gottverliehenen Friedens, unserer Zufriedenheit, Fülle und Gesundheit berauben möchten? Des Meisters erbarmungsvolle Lehren und seine Heilsmission bringen uns die Gewißheit, daß der Christus, Gottes Idee, immer bei uns ist, um unsere Wunden zu verbinden und das Öl der Liebe und den Wein der himmlischen Inspiration in die Wunden zu gießen.
Mary Baker Eddy basierte ihre Entdeckung und Gründung der Christlichen Wissenschaft auf die Bibel, besonders auf die Worte und Werke Christi Jesu. Sie schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 55): „Die unsterbliche Idee der Wahrheit durchschreitet die Jahrhunderte und sammelt die Kranken und Sündigen unter ihre Flügel. Meine müde Hoffnung sucht sich jenen glücklichen Tag zu vergegenwärtigen, an dem der Mensch die Wissenschaft Christi erkennen und seinen Nächsten lieben wird wie sich selbst — an dem er sich die Allmacht Gottes und die heilende Kraft der göttlichen Liebe vergegenwärtigen wird, in all dem, was sie für die Menschheit getan hat und noch tut.“
Die Christliche Wissenschaft bringt der Menschheit die frohe Botschaft, daß alles, was materiell zu sein scheint, nur ein falscher Begriff von der einen und einzigen geistigen Schöpfung ist, wie sie in der Bibel im ersten Kapitel der Genesis dargelegt wird. Diese Wissenschaft offenbart Gott als das eine unendliche Gemüt, den einen Vater-Mutter Gott, und den zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffenen Menschen, der Gottes Eigenschaften der Vollkommenheit widerspiegelt. Das ist die Grundlage für das geistige Heilen, und die Heilbeweise demonstrieren die Richtigkeit dieser Grundlage.
Wer diese Wahrheit des geistigen Seins annimmt und sich bestrebt, sie zu betätigen, wird niemals fragen: „Wer ist denn mein Nächster?“ Er weiß, daß ein jeder Gottes Kind ist, daß daher jeder als unser Nächster angesehen wird. Im wahren Sein leben wir alle in dem einen göttlichen Gemüt. Doch das menschliche Bewußtsein muß geläutert werden, es muß die gottverliehenen Eigenschaften zum Ausdruck bringen, wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Erbarmen. Für diese christliche Betätigung besteht eine weltweite Möglichkeit, da wir nicht die geistige Vollkommenheit der Kinder Gottes für uns selber in Anspruch nehmen können und sie dann andern verweigern. Dies wäre eine Umkehrung der Nächstenliebe. Wir müssen unsere eigene wahre Selbstheit lieben, dann werden wir auch die wahre Selbstheit jedes andern lieben. Solche Liebe und solches Verständnis ist es, was der heutigen Welt not tut; denn diese Liebe, die menschlich in Erbarmen und Hilfsbereitschaft zum Ausdruck kommt, wird die Menschheit von all ihren Leiden heilen.
Die Christliche Wissenschaft bringt allen, die nach dem herzenswarmen Geist des Christus verlangen, das liebreiche Erbarmen, das die harten Herzen erweicht, das Feindseligkeiten verscheucht, das Bitterkeit hinwegschwemmt und Verurteilung gegen die Wahrheit von der Vollkommenheit des geistigen Seins austauscht, und das mit dem heilenden Balsam wahrer Nächstenliebe das Öl der Freude in die Wunden gießt. Wenn wir uns nochmals dem Gleichnis zuwenden, so lesen wir, daß Jesus den Schriftgelehrten fragte, welcher der drei Männer dem Menschen, der unter die Mörder gefallen war, ein Nächster wurde. Der Schriftgelehrte antwortete: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Zustimmend erwiderte Christus Jesus daraufhin: „So gehe hin und tue desgleichen!“
Die Hilfeleistung des Samariters war bedingungslos, eine Tatsache, die die Allumfassendheit des heilenden Christus darlegte. Auf Seite 340 ihres Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gibt Mrs. Eddy die folgende Erklärung: „Der eine, unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet die Kriege; erfüllt die Schriftstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.‘ “
