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Gott hat uns lieb

Aus der Juli 1959-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unter den verschiedenartigen Formen selbstauferlegten menschlichen Leidens gibt es wenige, die der gedanklichen Qual der Einsamkeit gleichkommen, dem Gefühl des Nicht-dazu-Gehörens, dem Gefühl, daß sich niemand um uns kümmert und niemand uns liebhat. Jemand, der ohne Familie und nahe Freunde zurückgeblieben ist, ist oft besonders der Versuchung ausgesetzt zu glauben, daß er ganz allein steht, und daß dieser Mangel an menschlicher Zuneigung ihm das Interesse am Leben, seine besondere Eigenart und sogar den Lebenszweck selbst nehmen kann.

Die Lehren der Christlichen Wissenschaft erklären deutlich, daß niemand der Wärme und der Inspiration der Liebe ermangelt, daß niemand allein ist und allein arbeitet, daß niemand ohne Anhang, verlassen oder einsam ist. Solch unglückliche menschliche Gemütszustände mit ihrer Niedergeschlagenheit, Verdrießlichkeit und ihrem ergebnislosen Dahintreiben stellen ebensowenig den wahren Zustand des Menschen dar wie Unehrlichkeit oder Krankheit. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß alle Traurigkeit und Gefühle des Verlassenseins nur Bestandteile einer falschen Auffassung vom Dasein des Menschen sind, einer Auffassung, die wiederum völlig irrige, falsche Vorstellungen von Gott und folglich auch von des Menschen Beziehung zu Gott und zu seinen Mitmenschen in sich birgt.

Wer das Opfer einer solch falschen Auffassung geworden ist, kann sich davon befreien — doch nicht durch die weltlichen Mittel und Wege, die das menschliche Gemüt dafür vorzusehen sucht, sondern dadurch, daß er in der Christlichen Wissenschaft die wissenschaftlichen Tatsachen über sich und seinen wahren Lebensstand und seine Beziehung zu seinen Mitmenschen verstehen lernt. Und er muß soweit kommen, daß er seine eigene Fähigkeit, diese Beziehung auszudrücken, erkennt und so Freude daran findet.

In Übereinstimmung mit der geistigen Bedeutung der Heiligen Schrift enthüllt die Christliche Wissenschaft Gott weder als ein körperliches Wesen noch als irgendeine materielle schöpferische Kraft, sondern als das göttliche, allumfassende, unendliche Gemüt oder den göttlichen, allumfassenden, unendlichen Geist, als die göttliche Liebe, deren Kundwerdung der geistige Mensch und das geistige Universum ist, die die Natur Gottes in all ihrer Wärme, ihrer reichen Eigenart, Mannigfaltigkeit und Freude ausdrücken.

Der Mensch, der zu diesem Universum gehört und eins ist mit ihm, ist in seiner Wesenheit oder seinem absoluten Sein ein individuelles geistiges Bewußtsein, der all-harmonische Ausdruck des schöpferischen Gemüts, das geliebte Kind seines Vater-Mutter Gottes. Er lebt in der unendlichen, geistigen Gegenwart der göttlichen Liebe, einer Gegenwart, die er niemals verlassen und die ihn niemals verlassen kann. Daher wird der Mensch stets von Gott und Seinen Ideen begleitet. Diese Ideen bleiben durch das feste Band ihres gemeinsamen Ursprungs verbunden und zeugen für die Natur der göttlichen Liebe. Keine Idee Gottes ist jemals allein; keine ist außerhalb des unendlichen und doch engen Kreises der Gemeinschaft der Liebe.

Die Gotteskinder spiegeln ihren Vater-Mutter Gott wider und drücken daher spontan Güte aus. Dies bekundet sich menschlich in Eigenschaften wie Barmherzigkeit, selbstloser Anteilnahme und steter Hilfsbereitschaft, dem spontanen Ausdruck der Liebe und der Wachsamkeit und Beständigkeit wahrer Intelligenz. Dann sind die Menschen verständnisvoll und mitfühlend miteinander, denn das ist die Natur der Liebe, die sie widerspiegeln.

Wenn uns das falsche Gefühl der Niedergeschlagenheit und des Alleinseins bestürmt, haben wir das Recht zu wissen, daß wir geliebt werden, daß Menschen für uns sorgen, weil Gott für uns sorgt.

Wenn wir durch erleuchtetes geistiges Verständnis aufhören, von uns und unseren Mitmenschen als Geschöpfen aus Materie und Gemüt zu denken, die fehlerhafte sterbliche Veranlagungen haben, und wenn wir das Universum nicht länger als einen Kampfplatz ansehen, auf dem das Böse mit dem Guten um die Macht wetteifert, menschliche Wesen zu beeinflussen, wo Selbstsucht wie auch Selbstlosigkeit nebeneinander bestehen, und wo das Gesetz und der gesetzlose Zufall gleiche Gültigkeit zu haben scheinen, dann werden wir nicht länger glauben, daß einige von Liebe umgeben sein können, während andere vernachlässigt und einsam sind, daß das Glück und die wahre Befriedigung des Lebens für einige wenige Begünstigte, doch nicht für alle dasind.

Gott hat uns lieb. Er kennt uns als Seine Kinder, und unser Wohlergehen ist Ihm ein großes Anliegen. Keiner ist unwichtig oder unbedeutend in Seinen Augen, noch hat Er mehr Kinder, als unter seiner Obhut Platz finden könnten. Christus Jesus versicherte uns dieser göttlichen, erbarmungsvollen Anteilnahme, als er sagte (Matth. 10:29–31): „Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. So fürchtet euch denn nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.“

Eine Frau, die ihren Lebensweg ohne die Hilfe von Eltern, Ehemann oder Kindern gehen muß und versteht, daß sie das Kind Gottes ist, kann die unendliche, innige Anteilnahme erkennen, die Gott für sie hat, und vermag so zu wissen, daß sie nicht allein steht, da Gott bei ihr ist, und daß die göttliche Obrigkeit für sie und nicht gegen sie wirkt.

Der Mann im Berufsleben, der vielleicht glaubt, er werde mißverstanden oder nicht richtig eingeschätzt, kann sich an dem Bewußtsein seiner Verbundenheit mit Gott erquicken, dadurch daß er sich vergegenwärtigt, daß Gott sein Herz kennt und jedes rechte Bemühen seinerseits belohnt. Der verschlossene Mensch, der sich schmerzlich danach sehnt, ein Zeichen der Liebe zu empfangen, muß wissen, daß er selber fähig ist, die Wärme selbstloser Liebe anderen gegenüber zum Ausdruck zu bringen, und dadurch nicht nur die Achtung, sondern auch die Liebe und Zuneigung seiner Mitmenschen anzuziehen.

Gottes Liebe und Fürsorge wird jedoch nicht durch ein passives Warten in unsere Erfahrung kommen. Vielmehr sollten wir erkennen, daß wir, um den Bann eines liebelosen Lebens zu brechen, selbst das Gefühl der liebevollen Anteilnahme für andere erlangen und es auch ausdrücken müssen, und daß die Initiative dazu von uns ausgehen kann und ausgehen sollte. „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 17) läßt sich in allen Lebenslagen als Gesetz anwenden, und es wirkt in allen Lebenslagen als Gesetz. Selbstbedauern ist ein schlechter Ratgeber, denn damit die Liebe die Widerspiegelung des Göttlichen sein kann, muß sie tätig sein und ausströmen. Sie ist nicht eigensüchtig sondern selbstvergessend.

Mrs. Eddy, die die tröstende Nähe Gottes immer betont, führt zur gleichen Zeit aus, daß der Alles-in-allem kein tatsächliches Bewußtsein von etwas Ihm Unähnlichen haben kann. In ihrem Werk „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 3), schreibt sie, nachdem sie Gott als das allgegenwärtige All beschrieben hat: „Nun ist eben dieser Gott unser Helfer. Er hat Mitleid mit uns. Er läßt uns Seine Barmherzigkeit zuteil werden und leitet jede Begebenheit auf unserem Lebensweg. Er ist denen nahe, die Ihn anbeten.“

Während das göttliche Gemüt, absolut gesprochen, nur seine vollkommene, alles-einschließende Widerspiegelung kennt, werden die Beweise von Gottes liebevoller Anteilnahme für unseren begrenzten, menschlichen Sinn stets in Formen erscheinen, die das menschliche Gemüt fassen kann.

In einem ihrer wunderbaren Lieder spricht Mrs. Eddy von Gott als dem Freund der Verlassenen und in einem Gedicht, das sie in früher Jugend schrieb, faßte sie die geistige Idee in Worte, die sie während ihrer späteren Jahre bewies und die jeder einzelne ihrer Nachfolger vertrauensvoll und verständnisvoll für sich aussprechen kann (Gedichte, S. 19):

Gottes Aug' ist über mir — ich bin nicht allein, Wenn Er mich vorwärts, aufwärts trägt ins Himmelreich hinein.“

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