Klares geistiges Schauen ließ den Propheten Jesaja schreiben (40:4, 5): „Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat's geredet.“
Welch treffliche Verheißung ist dies für die Christen von Heute, da die Luft schwirrt von Gewalttat und feindseliger Auseinandersetzung, Sünde und Krankheit, Schlechtigkeit und verlogener Propaganda, worüber die Titelseiten vieler Zeitungen fortwährend zu berichten wissen. Diese chaotischen Zustände stammen bestimmt nicht von Gott, der alles geschaffen hat, was geschaffen wurde. Sein Wille ist das allumfassende Gute, und in dem Verhältnis, wie die Güte Gottes verstanden und nutzbar gemacht wird, werden die Verheißungen der Bibel in menschlichen Angelegenheiten verwirklicht werden.
Wie aber können wir inmitten eines solchen Wirrwarrs scheinbarer Widersprüche und scheinbarer Ungerechtigkeiten die Wahrheit erkennen? Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der erste Schritt der ist, Gott als den Urquell und die beherrschende Kraft alles wirklich Bestehenden erkennen zu lernen. Gewißlich stammen die verwirrenden Verwickelungen, von denen wir hören und lesen, nicht aus dem Reiche Gottes, der die göttliche Liebe ist, noch können sie darin vorhanden sein. Die Menschheit muß aus dem Traum der Disharmonie erwachen und sich von ganzem Herzen der immergegenwärtigen Macht Gottes zuwenden, dessen liebende Hilfe keine Begrenzungen der Zeit oder des Raumes kennt.
Die Christlichen Wissenschafter lernen, für sich selbst und für andere all das zu behaupten, was auf die Natur Gottes zutrifft, und allem, das nicht mit Seiner Natur übereinstimmt, das Vorhandensein und den Fortbestand abzusprechen. Sie beweisen, daß dies wirksames Beten ist.
Mary Baker Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 194): „Die göttliche Wissenschaft ist keine Fälschung der Heiligen Schrift, ihr entströmt vielmehr Liebe, Gesundheit und Heiligkeit für das ganze Menschengeschlecht. Es bedarf nur des Prismas dieser Wissenschaft, um die Strahlen der Wahrheit so zu zerlegen, daß alle Farbtöne der Gottheit, die die schulmäßige Theologie verborgen hält, aufglühen. Im Brennglas der Wissenschaft wird die göttliche Kraft für die menschliche Wahrnehmung größer; wir erkennen so die Herrschaft des Geistes und die Nichtsheit der Materie.“
Die Bibel lehrt, daß Gott, das unendliche Gemüt, den Menschen zu Seinem Ebenbild und Gleichnis geschaffen hat. Daher ist der Mensch keiner materiellen Macht unterworfen; er ist der vollkommene Ausdruck von Gottes Güte und Macht — geistig und unsterblich. Und diese Wahrheit kann von jedem einzelnen von uns praktisch angewandt werden, selbst wenn wir von Schwierigkeiten umdrängt zu sein scheinen.
Das „Brennglas der Wissenschaft“ macht es dem Christlichen Wissenschafter möglich, durch den Aufruhr der menschlichen Angelegenheiten hindurchzuschauen und zu erleben, wie jedes Tal der Geistigkeit erhöht und die Berge und Hügel der Materialität erniedrigt werden.
Wenn wir darauf achten, daß jeder unserer Gedanken mit der „Herrlichkeit des Herrn“ in Einklang steht, wenn wir dankbar für das Gute sind und selbstlose Liebe zum Ausdruck bringen, können wir die Herrlichkeit Gottes in unserem Dasein offenbart sehen. Und was der einzelne beweisen kann, das kann auch ein ganzes Volk beweisen.
Der Christliche Wissenschafter erkennt die Allmacht Gottes an; folglich weigert er sich, dem Bösen irgendwelche Macht zuzugestehen oder es als wirklich in sein Bewußtsein aufzunehmen. Das geläuterte menschliche Denken muß unweigerlich bessere menschliche Zustände zur Folge haben, auf daß „die Herrlichkeit des Herrn“ immer klarer offenbart werde und „alles Fleisch miteinander“ es sehen möge. Wenn man sich des Einsseins — oder der Einigkeit — des Menschen mit Gott, der ewigen, immergegenwärtigen Liebe, bewußt wird, so bedeutet dies Befreiung von Furcht, Habgier, Mangel, Gefahr und Unheil, da Gott nur Gutes zu geben hat. Der Psalmist erklärte (Ps. 22:29): „Des Herrn ist das Reich, und er herrscht unter den Heiden.“
Wenn wir die Christliche Wissenschaft verstehen, können wir die biblischen Verheißungen in allen Angelegenheiten unseres täglichen Lebens praktisch anwenden. Ein kleines Mädchen mit schönen, großen braunen Augen begann am Anfang seiner Schulzeit plötzlich stark zu schielen. Man hielt dies für erblich, denn Bilder aus der Kinderzeit des Vaters ergaben, daß er auch geschielt hatte; und diese Beschwerde trat auch später noch zu Zeiten von Druck und Spannung bei ihm in Erscheinung.
Die Mutter fing gerade an, die Christliche Wissenschaft zu studieren, und sie klammerte sich täglich an die Verheißung des Jesaja, daß ungleiche Dinge eben werden würden. Sie studierte fleißig die Bibellektionen, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft angegeben sind, und betete täglich inbrünstig, daß der Zustand geheilt werden möge.
Die Beschwerde schien jedoch sehr hartnäckig zu sein, und eines Tages erhielt die Mutter den Besuch der Direktorin der Schule. Sie erklärte, es müsse etwas unternommen werden, erwähnte drei materielle Behandlungsverfahren und empfahl sich dann sehr schnell.
Die junge Mutter weinte so heftig, daß sie glaubte, nicht öffnen zu können, als es wieder klingelte. Es wurde aber weitergeklingelt, bis sie schließlich doch aufmachte; und die Besucherin erwies sich als die Lehrerin des kleinen Mädchens. Sie hatte gehört, wie man in der Schule über den Zustand der Augen des Kindes gesprochen hatte, und da sie eine Christliche Wissenschafterin war, wollte sie das Problem lösen helfen.
Wohl niemals ist ein Besucher willkommener gewesen! Die Lehrerin sagte der Mutter, sie solle nicht mehr den Zustand der Augen beobachten, sondern ihr Studium der Christlichen Wissenschaft fortsetzen in der festen Überzeugung, daß Gott die einzige Ursache ist, und daß Er ganz gewiß Seine Kinder vollkommen erhält. Sehr bald schon — innerhalb weniger Wochen — schauten die Augen normal geradeaus und sind normal geblieben.
Als später dasselbe Kind die zweiten Zähne bekam, wuchsen die beiden Augenzähne flach aus dem Kiefer heraus, anstatt senkrecht nach unten. Da der Vater sich durch eine ähnliche Schwierigkeit viele Jahre lang beeinträchtigt gefühlt hatte, wollte er die Zähne sobald wie möglich regulieren lassen. Die Mutter widersetzte sich dem nicht, aber das Kind sagte: „Gott hat meine Augen geradegestellt; kann Er denn nicht auch meine Zähne geradestellen?“ Dies war eine logische Frage, auf die es nur eine Antwort geben konnte.
Dem Kind wurde nachdrücklich erklärt, daß solch eine Heilung nur zustande kommen könne, wenn es sein Denken und Tun im Einklang mit dem Christus, der Wahrheit, halten würde, da gerade Gedanken, denen gerades Handeln folgt, gleichbedeutend seien mit dem Aufräumen des Spielzimmers, dem Aufhängen der Kleider, der Pünktlichkeit bei den Mahlzeiten — kurz, daß es, wenn es im täglichen Leben vollkommener werden würde, erwarten könne, daß auch die Zähne vollkommener würden.
Das Kind sah das ein; nun folgte für die Mutter sowohl wie für das Kind, eine ausgesprochene Lehrzeit, die sich als sehr nützlich für das Heim erwies, und schließlich wuchsen die Zähne tatsächlich in der rechten Richtung nach unten.
Beim Betrachten persönlicher Probleme und der Zustände in der Welt sollten wir uns an die erbarmungsvolle Verheißung erinnern, mit der dieser Aufsatz beginnt. Und laßt uns dankbar sein, daß die erleuchteten Lehren der Christlichen Wissenschaft uns befähigen, „die Strahlen der Wahrheit so zu zerlegen, daß alle Farbtöne der Gottheit ... aufglühen“, auf daß wir schließlich „die Herrschaft des Geistes und die Nichtsheit der Materie“ erkennen können. Dann wird die „Herrlichkeit des Herrn“ offenbart werden, und „alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat's geredet.“
