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Das fortschreitende Zeitalter

Aus der September 1959-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Christus Jesus sagte zu seinen Jüngern (Joh. 16:12): „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Durch diese Bemerkung deutete er an, daß er selbst vieles begreifen und praktisch anwenden konnte, was die Fähigkeiten seiner Jünger damals noch bei weitem überstieg. Jesus erkannte schon Wahrheiten und wandte dieselben an, während seine Jünger noch warten mußten auf die Entfaltung dieser Wahrheiten in ihrer bewußten Lebenspraxis. Doch Jesus gab ihnen Zuversicht. Er beanspruchte kein alleiniges Anrecht auf die Kraft und das Verständnis der ewigen Wahrheit. Er sagte zu seinen Jüngern (Vers 13): „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“

Als individueller Beweisführer des heilenden und erlösenden Christus war Jesus fähig, das Kommen der endgültigen Offenbarung der Wahrheit vorauszusehen, und so konnte er voraussagen, daß die einzige dann noch verbleibende Notwendigkeit die sei, der Führung durch den „Geist der Wahrheit“ zu folgen.

Und so erschien schließlich, in Erfüllung jener Prophezeiung, der Mensch, der rein und selbstlos genug war, um die Offenbarung zu empfangen und darüber zu berichten. Immer ist es der Einzelmensch, der empfängt, praktisch anwendet und mitteilt. Und wir besitzen jetzt in dem Werk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy die endgültige Offenbarung der Wahrheit.

All die Dinge, von denen Christus Jesus sagte, daß seine Junger sie zur damaligen Zeit noch nicht tragen konnten, sind in der Christlichen Wissenschaft, wie „Wissenschaft und Gesundheit“ sie offenbart, enthalten, und sie müssen nur betätigt werden. Die wichtige Bedeutung von Jesu Prophezeiung ist die, daß ebenso wie Jesus diese Wahrheiten tragen konnte, jeder von uns, seinen heutigen Jüngern, sie tragen muß an dem Tage, an dem sie dem individuellen menschlichen Bewußtsein offenbart werden.

Wichtig ist die Frage, die sich jeder stellen muß: „Kann ich diese Dinge des Geistes jetzt schon tragen?“ Bei der Erwägung dieser Frage müssen wir bedenken, daß wir tragen können, was wir in unser Verständnis aufnehmen können, denn Aufnahmevermögen und Tragkraft müssen immer miteinander Schritt halten. Was wir wissen können, können wir auch bezeugen. Wir müssen der individuellen Verpflichtung nachkommen, die Wahrheit in unserem menschlichen Leben widerzuspiegeln. Wir können das tragen, was wir in „Wissenschaft und Gesundheit“ richtig lesen, denn keine darin enthaltene Erklärung weicht auch nur im geringsten von der grundlegenden Wahrheit ab, wie sie in diesem Werk offenbart und niedergelegt ist.

Das Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ macht dem Irrtum keine Zugeständnisse. Es geht keinen Kompromiß ein mit der Materie oder materieller Medizin. Es läßt nur das zu, was der endgültigen Offenbarung der Wahrheit entspricht, einen „reinen und unbefleckten Gottesdienst vor Gott dem Vater“ (Jak. 1:27).

Die Wahrheit führt immer von der Materie weg, denn ihre Führung ist die des Geistes. Und da der Mensch individuell ist, so ist der Fortschritt notwendigerweise mit dem Zeitalter des einzelnen verknüpft. Wäre die menschliche Natur sich selbst überlassen geblieben, so hätte sie sich in allen Zeitaltern nie geändert. Wahrer Fortschritt ist daher nur gemacht worden, wenn das menschliche Bewußtsein dadurch erleuchtet wurde, daß der einzelne die Gegenwart jenes göttlichen Einflusses erkannte, der heilt und erlöst. Dies bedeutet, daß Erlösung gegenwärtig möglich ist, und daß der einzelne vollständig unabhängig ist von allem, was sich seinem Fortschritt entgegenstellt.

Die Menschheit im allgemeinen kann den individuellen Fortschritt „in alle Wahrheit“ weder aufhalten, verhindern noch aufschieben. Jesus hätte der Welt den Christus nicht in all seiner Vollständigkeit bringen können, wenn er gewartet hätte oder hätte warten müssen, bis die Menschheit seiner Zeit den vollständigen Christus, den er kundtat, tragen konnte. Aller Fortschritt ist individuell. Er wartet nicht auf die Fluten und Ebben des menschlichen Denkens, sondern durchflutet allzeit das empfängliche menschliche Bewußtsein.

Wir können unsere Demonstration nicht dadurch beschleunigen, daß wir versuchen, „Wissenschaft und Gesundheit“ unseren Begriffen und Wünschen anzupassen, sondern dadurch, daß wir unsere Schlußfolgerungen und unsere Lebensführung der Folgerichtigkeit der endgültigen Offenbarung der Wahrheit angleichen.

Da also kein Mensch jemals durch irgend etwas anderes als durch seine eigenen Ansichten begrenzt werden kann, und da wir eigentlich nur durch unsere eigenen Überzeugungen erlöst werden — das heißt, durch die Christlichkeit unseres eigenen Denkens — wäre es da nicht nützlich, das fortschreitende Zeitalter von dem Standpunkt aus zu betrachten, daß wir unser eigenes Denken entfalten wollen und daß diese Entfaltung eine günstige Wirkung auf unser Dasein hat? Das ist die wahre Anschauung über das menschliche Leben; denn die Welt fördert nicht das Denken und Leben des Einzelmenschen, sondern das Denken und Leben des Einzelmenschen — wenn es fortschrittlich ist — fördert die Welt.

Rechtes Verlangen, verbunden mit ehrlichem Bemühen, hat zur Folge, daß das Gebet erhört wird, was uns eine Kenntnis von Gott und folglich auch vom Menschen verleiht. Diese individuelle Vorwärtsbewegung des Denkens bildet das fortschreitende Zeitalter. Das Fortschreiten des Einzelmenschen wird erreicht durch das Erlangen höherer Begriffe, die weder berührt noch behindert werden durch konventionelle Gebräuche und die Überlieferungen einer vergangenen Zeit, der man entwachsen ist.

Das fortschreitende Zeitalter ist also eine höchst persönliche Angelegenheit jedes einzelnen. Unser eigenes fortschreitendes Zeitalter muß die Wirksamkeit und Allgewalt des göttlichen Gemüts, des Geistes, zugeben und demgemäß die Norm in der praktischen Anwendung festsetzen und aufrechterhalten.

In Wirklichkeit ist das Zeitalter nicht eine Anhäufung von Zeit, sondern eine Ansammlung von Entfaltung, von Entwicklung. Das fortschreitende Zeitalter ist eine Periode der Aufnahmefähigkeit und des entschlossenen Handelns. Es erkennt die Wirksamkeit der Christlichen Wissenschaft an und beeilt sich, diese im täglichen Leben praktisch anzuwenden.

Mrs. Eddy erkannte, daß der Einzelmensch es sich nicht leisten kann, darauf zu warten, daß andere empfänglich, aufgeklärt und fortschrittlich werden. In einer Predigt mit der Überschrift „Christian Healing“ (Christliches Heilen, S. 1) schreibt sie: „In unserer Selbstsucht haben wir darum gebeten, warten zu dürfen, bis unser Zeitalter zu einer praktischeren und geistigeren Religion vordringen möge, ehe wir das große Thema des christlichen Heilens vor der Welt erörtern würden; doch wir erhielten die Antwort:, Dann brauchtet ihr kein Kreuz auf euch zu nehmen; doch dann bestünde auch weniger Bedürfnis für die frohe Botschaft.'“

Das fortschreitende Zeitalter ist die neue Geburt jedes einzelnen, fortwährende Erneuerung. Entwicklung aus dem Irrtum heraus bedeutet das Verschwinden des Irrtums und das Erscheinen des Wirklichen und Ewigen. Dies Erscheinen ist das fortschreitende Zeitalter, das nie aufhört und unendlich ist. Gott, der unwandelbar gut ist im Wesen, ist niemals gleich in der Erscheinung. Sein Mensch ist unendlich vielfältig. Das fortschreitende Zeitalter verhaißt jeder Idee — vom einzelnen bis zur Gesamtheit der Menschen — Erneuerung des Lebens. Menschlich gesehen treten also mit dem fortschreitenden Zeitalter Veränderungen ein; doch sind dies immer Veränderungen zum Guten. Nur solche bedeuten Fortschritt.

Das fortschreitende Zeitalter bedeutet die Unterjochung der neuen Entwicklungen des sterblichen Gemüts. Die Weisheit, mit der Mrs. Eddy die Christliche Wissenschaft erläuterte, wird immer deutlicher erkennbar angesichts der heutigen neuen Entwicklungen in der Naturwissenschaft. Einzig der Christus kann eine Welt erretten, die zwischen ihren nutzbringenden Kenntnissen der Atomenergie und der Bedrohung durch die Atombombe eingeklemmt ist.

Wo Naturwissenschaft reichlich vorhanden ist, muß der Christus in noch viel größerem Maße vorhanden sein, sonst würde die Welt nicht imstande sein, die tragischen Folgen ihrer Kenntnis von sich selbst abzuwenden. Aller wahre Fortschritt ist verbunden mit der Entfaltung des wirklichen, göttlichen Gemüts; und wenn das wirkliche Gemüt als allein ursächlich erkannt wird, dann sind alle weiteren Wirkungen in Ordnung und wohltuend und fortschrittlich.

Die Verfeinerungen der Materie sind nur die Verfälschungen, nicht die Bestandteile des vorwärtsschreitenden Zeitalters. In seinem Verlauf verschwindet die Verworrenheit aller Versuche, die Materie den Himmel erreichen zu lassen, und eine vollständige Trennung von Geist und Materie läßt dann Wahrheit und Irrtum im richtigen Blickwinkel erscheinen. Das fortschreitende Zeitalter bietet eine aufgeklärte, göttliche Wissenschaft dar, nicht die Verworrenheit der Naturwissenschaft, die sich nur erweitert, um die Welt mit der Zerstörung aller Kultur und einem Rückfall in die Steinzeit zu bedrohen.

Das fortschreitende Zeitalter bietet uns eine geläuterte Heilmethode, die rein geistigist, und nicht den verworrenen Glauben an die angeblich heilende Kraft der Materie, die Heilung verspricht und sich einem wie ein Kobold an den Rücken heftet. Das fortschreitende Zeitalter bietet die reine Religion Christi Jesu dar, anstatt eines Babels, in dem das Böse Gott zugeschrieben wird und die Materie dem Geist, und ein Bild von einem Gott entworfen wird, der Seine eigene Schöpfung verdammt.

Bei einem Flug in großer Höhe bei mondhellem Himmel möchte man meinen, mit ausgestrecktem Arm das himmlische Gestirn berühren zu können, so nahe scheint es einem in der leichteren Atmosphäre; und jede schneeweiße Wolke hebt sich plastisch ab. Geradeso kommen wir dem goldenen Herzen Gottes näher, wenn sich die Erdennebel lichten im Aufschwung der Gedanken.

Die Wirklichkeit wird klarer in den stillen Bereichen des geistigen Bewußtseins, das nicht behindert wird durch die tiefliegende Decke des sterblichen Gemüts. Je leichter die Atmosphäre, je höher über der Erdenschwere, desto klarer ist der Ausblick und desto herrlicher das Bild. Die Wirkung auf den Menschen ist wie ein Beschwingtsein, das die Last jedes widerstrebenden, erdgebundenen Denkens abwirft. Es ist ein befreites Bewußtsein, das von dem belebenden Einströmen reinen Geistiggesinntseins erfüllt ist.

In dieser leichten Atmosphäre schenkt man den Lasten de Erde keine Beachtung mehr. Man erlangt einen Schimmer von der Wirklichkeit und vernimmt die Chöre der Engel. Die Welt wird sich des fortschreitenden Zeitalters des Einzelmenschen bewußt, wie dieser Vers eines aufmerkenden Dichters bezeugt:

„Heute begegnete ich einem,
Der eine Bürde trug,
Die kein menschlicher Arm
Je könnte umspannen.
Doch er trug sie leicht Und schritt einher,
Als sei sie ein Nichts.
Gewichtlosigkeit !“

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