Die Menschen kennen Gott, den Geist, in dem Verhältnis zu ihrem Vertrauen auf das Gute und auf dessen Gegenwart, Macht und Intelligenz. Der Lebenszweck Christi Jesu war es, uns die absolute Gewißheit von Gottes all-weiser Güte zu geben, die immer gegenwärtig und stets fähig ist, sich gegen die Übel des menschlichen Daseins, die dem Guten zu trotzen scheinen, durchzusetzen. Er lehrte den Christus, die geistige Idee Gottes, und bewies Gottes Allheit an Macht, Gegenwart und absolutem Wissen. Die Christliche Wissenschaft macht es uns heute möglich, auf praktische Weise Gebrauch zu machen von Gottes steter Gegenwart und der Allgewalt Seiner ewiglich wirksamen Intelligenz.
Die Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart Gottes, des Geistes, offenbaren uns als eine unabänderliche, logische Folge die geistige Natur des wahren Daseins, aus welchem die rivalisierenden Ansprüche der Materie auf Wirklichkeit, Intelligenz und verursachende Kraft vollständig ausgeschaltet sind. Das Verständnis dieser Wahrheiten ist folglich von grundlegender Bedeutung, wenn wir die Ansprüche der Materie so behandeln wollen, wie die Christliche Wissenschaft es uns lehrt.
Hier mag jemand fragen, ob es nicht vielleicht doch mehr als nur eine Art des Wissens, der Macht und der Gegenwart geben könne. Es ist nicht schwer zu erkennen, daß es nur eine Art wahren Wissens gibt, da es nur eine Wahrheit gibt, und wir nichts andres wissen können, als eben diese Wahrheit. Angesichts der materiellen Erscheinungsformen können wir jedoch — ohne das Verständnis von der Unwirklichkeit der Materie — nicht einsehen, daß es nur eine Art wahrer Gegenwart gibt, nämlich die geistige. Ebensowenig können wir die alleinige Wirklichkeit der geistigen Macht begreifen ohne das wissenschaftliche Verständnis von dem Geist, dem göttlichen Gemüt — ein Verständnis, welches wir unmöglich auf Grund von materiellen Beobachtungen erlangen können. Es kann nur in der Christlichen Wissenschaft gewonnen werden.
Vielleicht können wir das Wesen dieser Wahrheiten und ihrer unlöslichen Verbundenheit untereinander dadurch ergründen, daß wir vor allem erkennen, daß das göttliche Gemüt alle Wahrheit in sich schließt, das heißt, daß es alle Wahrheit kennt oder sich ihrer bewußt ist, daß es also allwissend ist. Wer alles weiß, besitzt auch alle Fähigkeit; denn mit der Macht der Allwissenheit zu handeln, heißt, allmächtig zu sein. Es gibt nur eine Absicht und kann nur eine Absicht geben, die dieser Macht entspricht und dieser Weisheit würdig ist — eine Absicht, die so allumfassend ist wie die Gegenwart jener Weisheit und jener Macht: nämlich das geistig Gute zu erhalten, Gottes eigenen Plan für den Menschen zu erfüllen in einer ewigen Erfüllung. Dieser Plan ist die Selbstverewigung des Lebens, des Guten, und die unendliche Fortdauer des Menschen, der Widerspiegelung des göttlichen Lebens. Daher kann das Leben und dessen Widerspiegelung durch den individuellen Menschen nicht abgeschnitten, noch seine lebendige Frische und Tatkraft beeinträchtigt werden.
Um in der menschlichen Sprache die Vollständigkeit dieses höchsten Guten auszudrükken, müssen wir das Wort gebrauchen, das uns laut „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy die klarste Idee von Gott vermittelt, und dann unseren Begriff von jenem Wort vergeistigen. Es ist das Wort Liebe, und seine wahre Bedeutung ist göttliches Prinzip, die unendliche Quelle und der intelligente Geber alles Guten, das Gemüt, welches Leben oder Sein ist, Wahrheit oder Wirklichkeit, und die Seele, der unkörperliche, allerhabene, göttliche und unendliche Geist, daher allüberall gegenwärtig und allüberall wirkend. Und dies ist die Allgegenwart. Sie ist untrennbar mit dem All-Wirken verbunden.
Wir können ohne weiteres erkennen, daß Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart einzig für Gott, Geist, kennzeichnend sind. In dem Verhältnis, wie der Christliche Wissenschafter diese Grundwahrheiten des unendlichen Seins verstehen lernt und einsieht, daß er in Wirklichkeit der eigentliche Ausdruck Gottes ist, wird er beweisen können, daß die Begrenzungen unwirklich sind, welche die irrige Auffassung von Wissen, Macht und Gegenwart seinem Wirken, seinen Fähigkeiten und seinen Möglichkeiten aufzuerlegen scheint.
So wird, zum Beispiel, das Verständnis, daß der Mensch die Widerspiegelung des allwissenden Gottes ist, den Christlichen Wissenschafter dazu befähigen, bewußten Anteil zu haben an dem reichen Zustrom von Ideen, die ihm die Lösungen für seine Probleme bringen, ihm den rechten Weg zeigen, heraus aus unglückseligen menschlichen Lebenslagen, und ihn die Entwirrung verwickelter Geschäftsprobleme finden lassen. Der Christliche Wissenschafter wird auch die Allwissenheit des göttlichen Gemüts in jenem klaren, erleuchteten Verständnis von Christus, der Wahrheit, widerspiegeln, das er benötigt, um sich selbst und andere zu heilen von den körperlichen Disharmonien, den mentalen und sittlichen Mißgestaltungen, die der materiellen, vergänglichen Auffassung vom Dasein angehören.
Die Allgegenwart Gottes schließt unbehinderte Freiheit der Bewegung und des Handelns in sich — als die absolute Wahrheit vom Sein des Menschen. Diese Wahrheit zu verstehen, sie für uns selbst demütig anzuwenden und ihre Forderung des geistigen Denkens zu erfüllen, bedeutet, daß wir an den Ort geführt werden, wo wir menschlich zu einer gewissen Zeit sein sollen — ungeachtet aller Hindernisse, die der materielle Sinn dagegen aufrichten mag, wie Entfernung, Zeitmangel, ungünstige Witterung oder Reiseschwierigkeiten.
Wenn wir an der Wahrheit festhalten, daß der Mensch stets da ist, wo Gott wünscht, daß er sei, und wenn wir diese Wahrheit als Gesetz erkennen, werden wir zuzeiten veranlaßt werden, Pläne zu machen und an Orte zu gelangen, wo unsre Gegenwart wirklich benötigt ist — ohne daß wir dies vorher gewußt haben.
Wenn wir die Allgegenwart und Allwissenheit Gottes verstehen, dann verschwindet alles Verlangen, uns vor Seiner Gegenwart zu verbergen. „Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt? spricht der Herr“ (Jer. 23:24). Wir werden dann nicht mehr daran denken, einen unwürdigen Gedanken vor Ihm zu verstecken oder insgeheim materialistischen Beweggründen und ehrgeizigen Bestrebungen zu frönen. Statt dessen werden wir beten, um von allem gereinigt zu werden, was nicht zu uns, als Gottes Kindern, gehört, und um in zunehmendem Maße befähigt zu werden, alles zum Ausdruck zu bringen, was zu Seinen Kindern gehört. Wenn der Irrtum aufgedeckt und ihm als Irrtum entgegengetreten wird, verschwindet er. Der menschliche Charakter wird vergeistigt, wenn er vollständig dem schattenlosen Sonnenschein der Wahrheit ausgesetzt wird.
Das Verständnis, daß der Mensch die Allmacht Gottes widerspiegelt, stattet uns mit geistiger Kraft aus, dem Mut und der Beharrlichkeit, die wir benötigen, um als unermüdliche Diener eines von Gott verordneten Zieles erfolgreich zu wirken. Da Gott die Allmacht ist, stellt sich Seiner Macht kein Widerstand entgegen. Es gibt nichts, was ihr entgegentreten könnte, da es weder Wirklichkeit, Gemüt noch Macht gibt, die nicht zu Ihm gehörte, die getrennt wäre von dem allwissenden, all-gegenwärtigen und all-wirkenden Gemüt des Weltalls. Das Wissen von dieser großen Wahrheit befreit uns von dem Widerstand, den die Materialität unserem Dienst für Gott entgegensetzen möchte; es kann uns die Erregung und Reibung aufeinanderprallender menschlicher Willenskräfte ersparen, sowie die Drohung mentaler und körperlicher Nöte, die das sterbliche Gemüt gerne dazu benutzen möchte, um uns einzuschüchtern und zu entmutigen.
Die Fesseln einer schwachen Gesundheit, eines unsteten Charakters, einer unzulänglichen Intelligenz, ja sogar einer unbefriedigenden Gegenwart und einer ungewissen Zukunft verschwinden, wenn das menschliche Bewußtsein erfüllt ist von dem Verständnis, daß der Mensch Gottes unendliches All widerspiegelt.
Unter der Randüberschrift „Gottes Allheit verstanden“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 110) faßt Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, die Bedeutung dieses Themas in seiner Gesamtheit in folgenden Worten zusammen: „Die drei großen Wahrheiten des Geistes: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit — Geist, der alle Macht besitzt, der allen Raum erfüllt, der alle Wissenschaft ausmacht — widersprechen auf immer der Annahme, daß die Materie etwas Tatsächliches sein kann. Diese ewigen Wahrheiten enthüllen das Urdasein als die strahlende Wirklichkeit der Gottesschöpfung, in der alles, was Er gemacht hat, von Seiner Weisheit für gut erklärt wird.“
