Viele Menschen ahnen intuitiv, daß es eine höhere Macht gibt, die Herrschaft über die Angelegenheiten der Menschen und der Völker ausübt. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mary Baker Eddy mit Überzeugung (S. 171): „Die Herrschaft des Gemüts über das Weltall, einschließlich des Menschen, ist nicht länger eine offene Frage, sondern eine demonstrierbare Wissenschaft.“
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott das göttliche Gemüt ist, stets gegenwärtig und allmächtig, und der Mensch die Idee dieses unendlichen Gemüts. Diese Tatsache ist das gerade Gegenteil der allgemeinen Annahme, daß der Mensch ein Sterblicher sei, der von einem Gemüt regiert wird, das seinen Wohnsitz im Gehirn hat.
Diese falsche Annahme über den Menschen ist es, und die Bereitwilligkeit, sich den Vorschriften des angeblichen sterblichen Gemüts zu unterwerfen, was uns beständig dazu veranlaßt, in ein Gewebe von Zweifel, Furcht, Unwissenheit und Selbstbetrug verstrickt zu werden.
In dem Maße, in dem man in der Vergegenwärtigung verharrt, daß Gott das göttliche Gemüt ist, hat man Gewalt über jede unharmonische Vorstellung, die sich Macht anmaßen möchte. Da das göttliche Gemüt allmächtig ist, gibt es in Wirklichkeit kein Gesetz des sterblichen Gemüts, das mittels irgendeines Zustandes oder Umstandes darauf hinwirken kann, die Wirksamkeit des göttlichen Gemüts in unserer Erfahrung schädlich zu beeinflussen oder gar zu verhindern.
Es ist notwendig, die Oberhoheit der Macht Gottes über die sogenannten Kräfte der Materialität zu demonstrieren. Diese große Aufgabe kann jedoch nur durch die Vergeistigung des Denkens jedes Einzelmenschens erfüllt werden. Das Denken wird nicht durch selbstgefällige oder vage Wahrheitserklärungen vergeistigt, sondern durch das siegreiche Verständnis, daß Gott allmächtig ist. Als Widerspiegelung Gottes kann der Mensch unter allen Umständen nur Intelligenz, spontanes Denken und göttliche Inspiration zum Ausdruck bringen.
Absolutes Vertrauen auf das Geistige vermindert unsern Verlaß auf das Materielle; und dann ziehen wir unsere Schlüsse immer mehr von einem geistigen Gesichtspunkt aus.
Paulus sprach sich sehr klar über die Oberherrschaft des Geistigen über das Materielle aus. In seinem Brief an die Römer schrieb er (8:6, 7): „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht.“
Wenn wir beständig den Menschen als materiell erschaffen ansehen, so folgern wir von einem gänzlich materiellen Gesichtspunkt aus, was Feindschaft wider Gott bedeutet; wir können uns daher nicht den Segen der Gesetze Gottes zunutze machen. Fleischlich-gesinnt-sein führt zu allen Stadien menschlicher Disharmonie, während der Geistiggesinnte unter dem Schutz und der Führung des göttlichen Gesetzes steht, das zu Leben und Frieden führt, jenem Frieden, der den Menschen und der Welt allein durch Vergeistigung zuteil wird
Unter der Randüberschrift: „Das Verschwinden des sterblichen Gemüts“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 251) deutet Mrs. Eddy auf die irrige Art und Weise hin, in der die Menschen den menschlichen Körper regieren. Nachdem sie dann auf die rechte Art, ihn durch einen höheren Begriff von Gott, dem göttlichen Gemüt, zu regieren, hingewiesen hat, fährt sie fort: „Dieser Vorgang des höheren geistigen Verständnisses bessert die Menschheit, bis der Irrtum verschwindet und nichts übrig bleibt, was Untergang oder Strafe verdient.“
Wenn die Vergeistigung des Denkens für uns von höchster Wichtigkeit wird, so erlangen wir, was für unsern geistigen Fortschritt wesentlich ist. Doch werden wir in Notfällen auch finden, daß wir uns gelassen und vertrauensvoll auf die universale und völlige Herrschaft des göttlichen Gemüts verlassen können.
Eine junge Anhängerin der Christlichen Wissenschaft, die noch nicht viel Erfahrung im Steuern eines Wagens hatte, befand sich einst allein auf einer Autofahrt. Als sie einen steilen Hügel hinunterfuhr, setzte sie den Fuß auf die Bremse und fand, daß diese wegen eines mechanischen Defektes nicht funktionierte. Diese abschüssige Straße führte unmittelbar auf eine Brücke über eine tiefe Schlucht zu, und auf der andern Seite der Brücke war eine belebte Autobahn. Sie mußte direkt auf diese Brücke einbiegen. Schrecken bemächtigte sich der Fahrerin, als die Geschwindigkeit des Wagens zunahm und sie sich den gewöhnlich sehr lebhaften Verkehr auf der Brücke und der Autobahn zu dieser Stunde vorstellte.
Ihr Denken wandte sich an Gott, und schneller, als man sie hätte lesen können, kamen ihr die Worte Mrs. Eddys in den Sinn (ebd., S. 177): „Die Augenscheinlichkeit der heilenden Kraft und der absoluten Herrschaft des göttlichen Gemüts ist für mich ebenso gewiß wie die Augenscheinlichkeit meines eignen Daseins.“ Mit diesen Worten kam eine ruhige Gewißheit, daß alles gut ausgehen würde.
Als sie auf die Brücke einbog, prallte der Wagen an der einen Seite an, wurde dadurch auf die andere Seite gestoßen und kam so zum Stillstand, daß es aussah, als ob er dort geparkt worden wäre. Nachdem sie ausgestiegen war, ging der Verkehrsstrom an ihr vorüber.
Der Verkehrspolizist erzählte ihr später, daß er die Verkehrsampel an der Straßenkreuzung, mehrere hundert Meter jenseits der Brücke, mit der Hand bedient habe. Irgend etwas klappte jedoch nicht mit dem Mechanismus, und der Verkehr aus allen Richtungen wurde ein paar Minuten lang aufgehalten — wonach der Mechanismus geheimnisvollerwiese von selbst wieder funktionierte. Als Ergebnis waren Brücke und Autostraße leer, als sie auf die Brücke kam. Er sprach ehrfürchtig über den Schutz, der ihr zuteil geworden war, sowie auch darüber, daß so viele andere auch dadurch beschützt worden waren. Tief nachdenklich setzte er dann hinzu: „Gott kann alles richtigstellen, wenn wir Ihm nur vertrauen.“
Ja wahrlich, Gott beherrscht jedes Stadium unserer menschlichen Erfahrung, wenn wir Ihm vertrauen. Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß ein negatives, passives Vertrauen auf Gott nicht genug ist; es muß positiv und aktiv sein.
Unser Wegweiser Christus Jesus erkannte die wahre Natur Gottes und Seiner geistigen Schöpfung. Er hielt sein Denken in reger Beziehung zum göttlichen Gemüt. Er war daher imstande, den Sturm zu stillen, die Volksmenge zu speisen, die Kranken zu heilen und die Toten zu erwecken, um nur einige der berichteten Beweise der heilenden Macht und Herrschaft des göttlichen Gemüts zu erwähnen.
Treue Anhänger der Christlichen Wissenschaft betätigen ihr Verständnis von Gott, indem sie sich spontan an das göttliche Gemüt wenden. Sie bemühen sich, augenblicklich den Ursprung der Gedanken zu bestimmen, die ihnen kommen, und nehmen nur die an, die vom göttlichen Gemüt ausgehen, während sie jene, die vom fleischlichen oder sterblichen Gemüt stammen, zurückweisen. Dann kehren sie jeden Irrtum, jeden Zweifel und alle Furcht mit einer Erklärung der geistigen Wahrheit um. Auf diese Art und Weise wird die Herrschaft des göttlichen Gemüts über das Weltall demonstriert.
