Was absolut ist, ist vollkommen, frei von Makel oder Fehlern, frei von Beimischungen, frei von Begrenzung, Beschränkung oder Einschränkung. Gott, Geist, allein ist absolut. Im ersten Brief des Johannes lesen wir, daß „Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis“ (1:5) und „gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt“ (4:17). Mrs. Eddy sagt auf Seite 102 des Buches „Vermischte Schriften“: „Gott ist sich selber gleich und nichts anderem. Er ist allumfassend und uranfänglich. Seine Eigenart läßt in keiner Weise einen Vergleich zu.“ Absolute Einfachheit und Reinheit kennzeichnen alle Offenbarwerdungen des Geistes.
Was relativ ist, beruht auf Vergleichung. Es ist ein Gemisch von gegensätzlichen Bestandteilen. Das menschliche Bewußtsein ist relativ, weil es teils gut und teils böse, teils wahr und teils falsch ist. Dieses Bewußtsein ist der Gegenstand christlicher Erlösung, die wir dadurch erreichen, daß wir das, was absolut ist, auf das relative menschliche Denken anwenden. Es ergibt sich eine Übergangszeit, in der das Gute im menschlichen Denken erhalten bleibt, wenn auch das menschliche Denken selbst berichtigt, umgewandelt, erlöst wird.
Was im menschlichen Bewußtsein gut ist, stammt von Gott, dem unendlichen Guten, her. Was im menschlichen Bewußtsein böse ist, ist gänzlich irreführend und geht vom sogenannten fleischlichen oder sterblichen Gemüt aus. Jesus wies auf diese falsche Auffassung von Gemüt hin, als er zu denen, die nicht mit ihm übereinstimmten, sagte (Joh. 8:43, 44): „Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht könnt hören! Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“
Das menschliche Bewußtsein ist gleich dem Acker in einem der Gleichnisse des Meisters, auf dem Unkraut und Weizen bis zur Ernte miteinander wuchsen, wenn sie sich auch nicht vermischten (siehe Matth. 13:24–30). Wie kam das Unkraut in den Weizen? Jesus erklärte es folgendermaßen: Als die Diener des Mannes, der den Weizen gesät hatte, schliefen, kam sein Feind, säte das Unkraut und ging davon. Auch hier ist der Feind das sterbliche oder fleischliche Gemüt.
Das Kommen des Christus zum menschlichen Bewußtsein wird mit der Ernte verglichen. Zuerst werden das Unkraut und der Weizen voneinander getrennt; dann wird das Unkraut vernichtet. Christus, Wahrheit, treibt Teufel, falsche Annahmen (mentales Unkraut) aus dem menschlichen Bewußtsein aus und bringt die ganze menschliche Erfahrung unter die Regierung des absoluten Gemüts.
Die Anwendung der absoluten Wahrheit auf die relative menschliche Situation wird in der folgenden Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy aufgezeigt (S. 492): „Das Sein ist Heiligkeit, Harmonie und Unsterblichkeit. Es ist bereits bewiesen, daß eine Kenntnis hiervon, selbst in geringem Grade, die physische und moralische Norm der Sterblichen heben, die Langlebigkeit steigern und den Charakter läutern und veredeln wird. So wird der Fortschritt schließlich allen Irrtum zerstören und Unsterblichkeit ans Licht bringen.“
In der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] ist die Basis allen Denkens und aller gebetvollen geistigen Arbeit das Absolute. Das Absolute heilt. Nichts anderes heilt oder vermag zu heilen. Das Relative ist die sich ändernde, menschliche Auffassung der Dinge, die unter die Herrschaft des göttlichen Gemüts gebracht werden muß.
Wenn wir lernen, unser Denken zu beherrschen, werden wir uns mehr und mehr des Absoluten bewußt werden. Durch solche geistige Disziplin werden wir in immer größerem Maße lernen, vom Standpunkt des Absoluten aus zu denken, anstatt auf ihn hinzudenken.
Die Voraussetzung der Wissenschaft (was der Mensch wahrhaft ist) und die Voraussetzung des Sinnes (was der Mensch materiell zu sein scheint) sind Gegensätze. Unser Verständnis vom Leben und unsere Demonstrationen müssen sich auf die Voraussetzung der Wissenschaft, nicht auf die des Sinnes, gründen.
Bei der Anwendung der Wissenschaft auf menschliche Angelegenheiten lernen wir vom Standpunkt des Absoluten aus zu denken, um Gott zu verstehen, selbst wenn wir relative Ausdrücke gebrauchen, damit die Menschen uns verstehen können.
Hier eine Veranschaulichung: Als ich geschäftlich tätig war, konnte ich eines Morgens nicht zur Arbeit gehen. Während ich meinem Vorgesetzten die Situation mitteilte, war ich mir darüber klar, daß ich in absoluten Begriffen zu denken hatte, um mich zu heilen, daß ich aber zu ihm in relativen Begriffen sprechen mußte. Ich wurde gefragt: „Was ist los? Sind Sie krank?“
Wenn ich im absoluten Sinne gesprochen und gesagt hätte: „Nein; der Mensch ist niemals krank“, würde er wahrscheinlich gesagt haben: „Warum kommen Sie dann nicht zur Arbeit?“ Darum redete ich mit ihm in der Sprache, die er verstand.
Als ich mich vom Telefon abwandte, wandte ich mich auch von der falschen Krankheitsannahme ab und setzte meine Betrachtungen über die absolute Wahrheit freudig fort. Ich vergegenwärtigte mir, daß ich als ein Kind Gottes mit der wahren Quelle der Gesundheit eins war, in der keine Krankheit ist. Krankheit war daher kein Teil meines Seins, des Seins oder der Selbstheit, die ich von Gott herleitete. Und es gibt keine andere.
Von diesem Standpunkt aus konnte ich die Einflüsterung des sterblichen Gemüts verneinen, daß ich krank wäre. Als ich die absolute Wahrheit auf die relative menschliche Situation, in der Krankheit wirklich zu sein schien, anwandte, war ich geheilt; und noch ehe der Tag zu Ende ging, war ich eifrig mit meiner üblichen Arbeit beschäftigt.
Wenn das menschliche Bewußtsein unter die Herrschaft der absoluten Wahrheit gebracht wird, wird es eine bessere Transparenz für die Wahrheit. Dann verstehen wir die Lehren des Meisters in ihrer geistigen Bedeutung und lernen sie anwenden. Wir können sicher sein, daß das, was wir geistig (absolut) wahrnehmen, menschlich (relativ) in einem geläuterten und bereicherten Leben in Erscheinung treten wird. Wenn wir geistiger gesinnt werden, werden wir spontaner vom Standpunkt des Absoluten aus denken, und unser Leben wird in jeder Hinsicht besser werden. Wir werden bessere Freunde, bessere Nachbarn und bessere Bürger. Wir trachten „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Matth. 6:33), und jene Dinge, die für das menschliche Glück und für den menschlichen Fortschritt wesentlich sind, fallen uns dann reichlich zu.