Um in der Kirchenarbeit geistig und unterstützend tätig zu sein, müssen die Christlichen Wissenschafter niederreißende Kritik vermeiden, weil dies oft dazu führt, Fehler zu personifizieren, das heißt, sie mit einer Person zu identifizieren. Es ist weise, zwischen niederreißender Kritik und aufbauender Kritik, die berichtigt, sorgfältig unterscheiden zu lernen.
Während die Folgen der ersten Art fast immer negativ sind, hat die zweite oft eine positive und wohltuende Wirkung. Wahre Berichtigung geht von einem Verständnis des göttlichen Prinzips, Gottes, aus; es versetzt uns in die Lage, aufzudecken, was falsch ist, und dem, der etwas nicht richtig macht, zu zeigen, wie das Böse zerstört werden kann, indem das Wahre an dessen Stelle gesetzt wird. Wer solch eine Berichtigung bereithält, findet gewöhnlich auch die Kraft, dem Partner findet Aufbauendes und Hilfreiches zu sagen, anstatt das Verkehrte zu betonen.
Jeder Christliche Wissenschafter, der der Neigung des sterblichen Gemüts nachgibt, unvernünftig zu krititsieren, sollte sich mit dem vertraut machen, was Mrs. Eddy im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, in bezug auf die Kritiker der Christlichen Wissenschaft, sagt. In einem Falle erklärt sie: „Es ist nicht der Zweck der Christlichen Wissenschaft, ,die Idee Gottes zu erziehen oder gegen Krankheit zu behandeln‘, wie ein Kritiker behauptet. Ich bedaure, daß solche Kritik den Menschen mit Adam verwechselt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 345; Wir können in unseren Kirchenangelegenheiten, wie auch in unseren persönlichen Angelegenheiten, nur dann nicht fehlgehen, wenn wir von Gottes geistigem, vollkommenen Menschen ausgehen, und nicht von der Adamsannahme über den Menschen.
Bedeutet das, daß wir Fehler übersehen oder zudecken sollen? Die Lehren der Christlichen Wissenschaft warnen uns vor einem solchen Vorgehen. Jemand, der Mrs. Eddy nahestand, schrieb von ihr: „Jemand schickte ihr die Gruppe der drei kleinen Affen aus Messing:, Sieh nichts Böses! Höre nichts Böses! Sprich nichts Böses!‘ Mrs. Eddy sagte im wesentlichen, das sei nicht Christliche Wissenschaft, es sei heidnische Philosophie. Christliche Wissenschafter verschließen nicht ihre Augen vor dem Bösen, sondern öffnen sie. Sie öffnen ihre Augen, ihr geistiges Erkennungsvermögen, und erwachen zu dem wahren Wesen des Bösen oder der Sünde, zu deren falschen Ansprüchen, Methoden, Spitzfindigkeiten usw., und dann vergegenwärtigen sie sich deren Nichtsheit, deren äußerste Machtlosigkeit, beherrschen oder verletzen zu können.“ We Knew Mary Baker Eddy, 1. Band, S. 22;
Wenn wir Mrs. Eddys Lehren wirklich beherzigen, lernen wir, uns nicht in eine falsche Duldsamkeit des Bösen hineintreiben zu lassen. Wir werden zu richtigem Verhalten geführt, wenn wir sorgfältig darauf achten, daß die fundamentale Arbeit, Irrtum zu zerstören, im eigenen Bewußtsein stattfinden muß. Diese Arbeit darf nicht aus dem Antrieb kommen, das Bewußtsein des anderen bearbeiten zu wollen, sei es durch gesprochenes oder mentales Argumentieren.
Zerstörende oder oberflächliche Kritik sollten wir durch vernünftige positive Wertschätzung ersetzen. Nicht jede Kritik ist schlecht, daher sollten wir nicht blindlings versuchen, sie durch menschlichen Willen zu unterbinden. Wir sollten lernen, alles vom Standpunkt der Liebe zu betrachten. Liebe ist eine grundlegende Forderung für jeden Wissenschafter. Das bedeutet, daß wir unsere Gedanken, Wünsche und Ziele in stiller, heiliger Verbundenheit, oder Einheit, mit Gott läutern und festigen müssen.
Wenn wir mehr Besucher im Gottesdienst, mehr Gäste im Lesezimmer, größere Aktivität unter den Mitgliedern der Kirche wünschen, so dürfen wir uns nicht über jene aufhalten, die nach unserer Meinung das nicht tun, was sie tun sollten, sondern wir müssen uns bemühen, den wahren Begriff vom Menschen und von Kirche zu erfassen. Wir können freudig erkennen, daß durch die Überfülle unseres Gottes alles Gute möglich ist, wenn unsere Wünsche geläutert sind. Wir danken Gott im voraus für das Gute, wie Christus Jesus es uns gezeigt hat.
Freude und Dankbarkeit sind die Vorboten christlich-wissenschaftlicher Demonstration. Wenn wir unsere metaphysische Arbeit hingebungsvoll tun, verfallen wir nicht der Gefahr zu argumentieren, dieses oder jenes Mitglied müsse aktiver sein. Bei einem solchen Argumentieren können wir sehr leicht jemandem Unrecht tun, denn wir wissen nicht, was für Anforderungen an die Betreffenden entweder von der Welt oder auch von Gott gestellt werden. Nur Gott kennt die wahren Motive eines Menschen. Denn: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“ 1. Sam. 16:7; Wir sind keineswegs in der Lage zu wägen; Gott wägt. Es mag sich jemand in materielle Geschäftigkeit stürzen und seine geistige Arbeit vernachlässigen; ein anderer dagegen mag sich von der gemeinsamen Arbeit zurückhalten, und doch mag seine treue geistige Arbeit der Kirche sehr dienlich sein.
Während das Gesetz Gottes im ersteren Fall den Betreffenden eines Tages zu ernsterer Arbeit zwingen wird, wird das gleiche Gesetz im letzteren Fall ebenso gewiß eines Tages Wünsche und Kräfte für fruchtbare Kirchenarbeit frei machen. Inzwischen haben wir aber gelernt, vom Standpunkt des geistigen Sinnes aus zu urteilen und von der einen großen geistigen Ursache, die wir widerspiegeln, geführt zu werden. So werden nicht nur wir bereichert, sondern auch unsere Kirche wird durch uns gesegnet werden.
Wenn wir unseren geistigen Sinn pflegen und uns unseres stillen, heiligen Zusammenbestehens mit Gott bewußt sind, werden wir nicht in eine übertriebene Freundlichkeit und Gefühlsbetontheit hineingedrängt werden, die manche anziehen, andere hingegen irritieren oder abschrecken mag. Gott regiert; Gott wirkt. Wir müssen das wissen. Christus Jesus sagte zu dem reichen jungen Mann: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“ Mark. 10:17;
Die Kirche Christi, Wissenschafter, ist heute mehr denn je vonnöten, da der Irrtum immer noch die Welt in vielfältiger Gestalt heimsucht. Daher sollten wir jeden Tag von neuem mit der Entschlossenheit beginnen, ein gutes, aktives Mitglied dieser Kirche zu sein.
Lassen Sie uns Mrs. Eddys Rat auf unsere Kirchentätigkeit wie auf unsere anderen Angelegenheiten anwenden: „Wenn wir geduldig auf Gott harren und die Wahrheit in rechtschaffener Weise suchen, dann lenkt Er unseren Pfad. Die unvollkommenen Sterblichen erfassen das Endziel der geistigen Vollkommenheit nur langsam; aber richtig anfangen und in dem Ringen um die Demonstration des großen Problems des Seins ausharren, heißt viel vollbringen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 254.
