Eine der Satzungen im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy besagt: „Jede Kirche der christlich-wissenschaftlichen Konfession soll ein Lesezimmer haben, doch dürfen zwei oder mehr Kirchen gemeinschaftlich Lesezimmer unterhalten, vorausgesetzt, daß diese Räume gut gelegen sind.“ Kirchenhandbuch, Art. XXI Abschn. 1; In einem anderen Abschnitt des gleichen Artikels heißt es, daß in diesen Räumen nur autorisierte christlich-wissenschaftliche Literatur ausgelegt und verkauft werden darf.
Durch eine Offenbarung des Christus, der unpersönlichen Wahrheit, wurde Mrs. Eddy dazu geführt, diesen Schritt zu unternehmen. Wenn der Besucher ein Lesezimmer betritt, verspürt er gewöhnlich eine Atmosphäre von Geborgenheit, Frieden und Harmonie. Und der Ausspruch unseres Meisters Christus Jesus: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ Matth. 11:28;, könnte als das Motto für die Lesezimmer angesehen werden. „Mühselig und beladen“ sind alle, die unter dem Druck des materiellen Lebens und seiner anmaßenden Forderung stehen und sich sehnen, davon befreit zu werden. Das ernste Studium der Lehren der Christlichen Wissenschaft führt aus den begrenzenden Annahmen des sterblichen Lebens heraus und öffnet den Weg zu befreienden Erkenntnissen.
Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, gibt so manch einen Hinweis dafür, wie wir geistige Inspiration gewinnen können. An einer Stelle lesen wir: „Gehorcht der himmlischen Botschaft, Ihr Sterblichen! Nehmt die göttliche Wissenschaft. Lest dieses Buch von Anfang bis zu Ende. Studiert es, sinnt darüber nach!“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 559; Der ernsthafte Schüler der Christlichen Wissenschaft, der die Gelegenheit hat, ein Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft zu besuchen, findet einen ruhigen Ort vor, an dem er sich in die Bibel, die Schriften von Mrs. Eddy und andere autorisierte christlich-wissenschaftliche Literatur vertiefen kann.
Mit innerer Aufgeschlossenheit und froher Erwartung greift er vielleicht nach einem der ausgelegten Werke von Mrs. Eddy. Beim Studium dieses Buches oder einer der anderen zur Verfügung stehenden Bücher oder Zeitschriften wird es ihm zur Gewißheit, daß er Gottes geliebtes Kind ist, frei von allen Sorgen und Kümmernissen. In gebetvoller Andacht findet er geistige Kraft, die dazu beiträgt, ihn über materielle Annahmen emporzuheben. Er erkennt die Leben erhaltende Güte des göttlichen Prinzips, von der er niemals ausgeschlossen ist.
In der Stille des Lesezimmers wird ihm seine wahre geistige Beziehung zu seinem Vater-Mutter Gott völlig klar. Die erhebenden Gedanken lassen ihn seinen Kummer, seine Beschwerden und Sorgen vergessen. Voller Zuversicht und gestärkt durch die geistige Speise verläßt der Besucher das Lesezimmer mit neuer Zuversicht. Oft haben sich sorgenvolle Gedanken in Nichts aufgelöst.
Der Verfasser denkt noch dankbar an die Zeit zurück, als er mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft begann. Ihm war das Lesezimmer eine Oase der Ruhe und der Besinnung inmitten des Trubels des materiellen Lebens mit seiner Hast und seinen niederziehenden Tendenzen. Es war für ihn eine Stätte der Ausrichtung seines Bewußtseins auf die bleibenden Werte eines Lebens, das in Harmonie mit Gott ist. Wie oft kam er niedergeschlagen und abgehetzt in das Lesezimmer der Zweigkirche Christi, Wissenschafter, die er regelmäßig besuchte; und immer fand er gerade das, was er zur Lösung seines Problems brauchte, und die beruhigende Atmosphäre des Lesezimmers erfrischte ihn! Jedesmal ging er erhoben und dankbar nach Hause.
Für jeden Christlichen Wissenschafter ist es ein freudiges Vorrecht, die autorisierten Werke der christlich-wissenschaftlichen Bewegung zu besitzen und in seinem Heim zu studieren. Es entsteht dadurch die Frage, ob es dann noch für ihn notwendig ist, ein Lesezimmer zum Studium aufzusuchen. Jede Gelegenheit des Sich-Vertiefens in die Wahrheit des Seins, in die belebende Gegenwart Gottes, sollte jederzeit wahrgenommen werden. Gerade der fortgeschrittene Christliche Wissenschafter sollte ein Lesezimmer oft besuchen und dort seine geistige Arbeit nicht nur für sich selbst, sondern für die ganze Welt tun.
Wenn ein Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft, vielleicht zaghaft und hilfesuchend, ein Lesezimmer aufsucht, so mag er sich schon allein dadurch ermutigt fühlen, daß er einen anderen Suchenden im Studium vertieft sieht. Er empfindet unbewußt die stützenden Gedanken des fortgeschrittenen Schülers, die ihm helfen, den Weg vom Sinn zur Seele zu finden. Liebevolle, unpersönliche Gedankenarbeit des Bibliothekars verstärkt die geistige Atmosphäre, in der wahres Glück, geistige Freude und Harmonie gefunden werden. Die Umwandlung des Denkens bringt Heilung.
Hingebungsvolle geistige Arbeit im Lesezimmer ist das Vorrecht eines jeden einzelnen Mitglieds der Kirche Christi, Wissenschafter, und bleibt niemals ohne Wirkung. Jedes selbstlose und liebevolle Bemühen bringt Segen mit sich. Was für eine dankerfüllte Freude spürt ein Mitglied, wenn seine unterstützenden Gedanken Frucht tragen!
Beim Besuch fremder Städte ist es hilfreich, zu jeder Zeit ein Lesezimmer als Stätte der Besinnung aufsuchen zu können. Auf der ganzen Welt, überall, wo es Zweigkirchen gibt, stehen Lesezimmer bereit, in denen sich jeder die Einheit des göttlichen Gemüts zu vergegenwärtigen suchen kann. Somit stellen diese Räume ein einigendes Band der göttlichten Liebe dar, das sich über alle Grenzen spannt.
Wenn in den Lesezimmern fruchtbare geistige Stille herrscht, wenn sie zur Vergeistigung des Denkens der Besucher beitragen und dem Verzagten wieder Mut und Hoffnung geben, sind sie ihrer Mission treu. Indem sie diese Mission ausführen, tragen die Lesezimmer dazu bei, die in der Bibel enthaltene göttliche Verheißung zu erfüllen: „Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und läßt wachsen, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen: so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ Jes. 55:10, 11.
