Der Zweck des Menschen, seine Funktion und der Grund für sein Dasein sind, Gott zum Ausdruck zu bringen. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. macht dies klar. Sie erklärt und demonstriert auch, daß die Quelle alles wirklichen Wollens, aller wirklichen Fähigkeit und Tätigkeit Gott ist. Aber — so mag jemand fragen — wenn die Macht Gottes die einzige Macht ist, wenn der Wille Gottes der einzige Wille ist, was können wir dann für uns selbst tun? Worin liegt die Verantwortlichkeit des einzelnen?
Als Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun“ Joh. 5:30;, meinte er nicht, daß er überhaupt nichts tun könnte, denn er sagte auch: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ V. 19; Erklärte er damit nicht, was der Apostel Paulus später verkündete, nämlich: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus“ Phil. 4:13;? Somit wies Paulus auf den Christus hin, nicht auf den persönlichen, menschlichen Jesus, sondern auf die unkörperliche Idee, die die Macht und Gegenwart Gottes unter Beweis stellt, die von Jesus so vollkommen offenbart wurde und heute für einen jeden von uns erreichbar ist.
Jesus wußte sehr wohl, daß der Daseinszweck des Menschen darin besteht, Gott zum Ausdruck zu bringen, und er war beständig in dem, was seines Vaters ist, nämlich damit beschäftigt, das göttliche Wesen und die göttlichen Eigenschaften auszudrücken. Auch wir müssen in dem sein, was unseres Vaters ist. Das ist eine individuelle Verantwortlichkeit. In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, über Jesu Leben: „Er erfüllte sein Lebenswerk in der rechten Weise, nicht nur um sich selbst gerecht zu werden, sondern auch aus Erbarmen mit den Sterblichen — um ihnen zu zeigen, wie sie ihr Lebenswerk zu erfüllen hätten, nicht aber, um es für sie zu tun oder sie einer einzigen Verantwortlichkeit zu entheben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 18;
Auf dem menschlichen Schauplatz geben uns die körperlichen Sinne zu verstehen, daß der Mensch ein unvollkommener, sündiger oder kranker physischer Sterblicher ist; aber das entspricht nicht der Wahrheit. Das erste Kapitel der Genesis erklärt, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes ist. Dieses Gleichnis Gottes, der Geist und das göttliche Gemüt ist, ist demnach geistig — geistig mental, die Ideen oder Eigenschaften Gottes ausdrückend. In Wirklichkeit ist der Mensch daher kein unvollkommener Sterblicher, der darum ringt, ein vollkommener Sterblicher zu werden. Als Menschen bemühen wir uns, die unsterblichen Ideen oder Eigenschaften Gottes hier und jetzt zum Ausdruck zu bringen.
Aber nur zu wünschen, Gott widerzuspiegeln — der Ausdruck vom Wesen Gottes zu sein —, wird allein unsere menschliche Erfahrung hier nicht in Übereinstimmung mit dieser geistigen Tatsache bringen. Wünschen heißt träumen; echtes Verlangen wird vom Tun begleitet. Das allgemein bekannte Bittgebet zu Gott, wie „Hilf mir, gut zu sein“, oder „Laß mich freundlich sein“, wird an sich, wenn es nicht von einem echten Bemühen begleitet ist, niemals einen Menschen gut oder freundlich machen. Die verständnisvolle Behauptung, daß wir der Ausdruck Gottes sind, bringt die Macht der Wahrheit zur Anwendung. Aber solche Bitten und Behauptungen können nur dann wirksam sein, wenn sie mit dem Bemühen verbunden sind, die göttlichen Eigenschaften auch auf jedem Gebiet des täglichen Lebens zu betätigen. Mrs. Eddy erklärt: „Die wissenschaftliche Einheit, die zwischen Gott und dem Menschen besteht, muß im praktischen Leben ausgearbeitet werden, und der Wille Gottes muß allüberall geschehen.“ S. 202;
Gott ist gut, und jede gute Eigenschaft hat ihren Ursprung in Gott. Wenn wir das erkennen und uns bemühen, gute Eigenschaften auszudrücken, streben wir danach, gottähnlich zu sein. Darüber hinaus werden alle guten Eigenschaften, weil sie ihren Ursprung in Gott haben und nicht menschlichen Ursprungs sind, von Annahmen menschlichen Vermögens, menschlicher Fähigkeiten und Talente oder von Erblichkeit nicht begrenzt. Jede gute Eigenschaft gehört jedem einzelnen Menschen in unbeschränktem Maße an. Diese Eigenschaften liegen nicht in den Sterblichen. Sie sind göttliche Eigenschaften, die vom Menschen widergespiegelt — ausgedrückt — werden. Sie sind Bestandteile des wahren Seins und Wesens des Menschen.
Der Mensch ist Gottes Zeuge. Unsere Lebensführung ist Tag für Tag ein Beweis für oder gegen das Gute. Jeder einzelne von uns ist als eine Idee Gottes einmalig. Jeder von uns ist unvergleichbar und unnachahmlich. Jeder von uns ist für Gott so unentbehrlich, wie Er es für einen jeden von uns ist.
Der Mensch besitzt die Macht Gottes, die ihn befähigt, Gott und dessen Wesen zum Ausdruck zu bringen. Die Fähigkeit zu sein, zu handeln und die Eigenschaften Gottes auszudrücken gehört durch den Christus, die Wahrheit, wie Paulus ihn erklärte, jedem einzelnen an.
Gelegentlich wird die Bemerkung gemacht: „Ich weiß, daß ich nichts tun kann; Gott tut das alles.“ Damit könnte derjenige, der das sagt, andeuten, daß er keine Fähigkeit oder auch keine Verpflichtung für irgend etwas habe! Aber wir sind dafür verantwortlich, uns als Ausdruck Gottes zu identifizieren. Wir können nicht einfach erklären, daß wir Wahrheit widerspiegeln; wir müssen wahrheitsgemäß handeln. Es genügt nicht, einfach zu behaupten, daß wir Liebe widerspiegeln; wir müssen danach streben, liebevoll zu handeln. Es ist nutzlos, nur zu versichern, daß wir weise sind, weil wir Gemüt widerspiegeln; wir müssen uns bemühen, weise zu handeln. Kurz, unsere Verantwortung besteht darin, jede Anstrengung zu machen, alle richtigen Ideen und jede gottähnliche Eigenschaft auszudrücken.
Fähigkeit selbst ist eine Eigenschaft Gottes, des Geistes. Fähigkeit ist daher unendlich; folglich besitzt der Mensch die Fähigkeit, die Eigenschaften Gottes, wie sie in allen Synonymen für Gott angedeutet werden — in Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe —, hier und jetzt in seinem täglichen Leben in die Praxis umzusetzen. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“ S. 393;
Der Psalmist sagt uns, daß Gott dem Menschen Herrschaft über Seiner Hände Werk gegeben hat. Der Mensch spiegelt Gottes Herrschaft über alles wider. Wer diese Wahrheit versteht, kann in seinem Leben Herrschaft demonstrieren und Gesundheit, Kraft, Glück, Gleichmut und Sicherheit aufrechterhalten. Er kann auch seine Herrschaft über den Irrtum ausüben — über Lügen, die über die Ideen Gottes bestehen, wie Krankheit, Mangel, Einsamkeit. Wer die Multiplikationstabelle versteht, hat Herrschaft über jede Lüge oder Verfälschung dieser Tabelle.
Bei unserem gegenwärtigen menschlichen Bewußtseinszustand liegt die Verantwortlichkeit eines jeden von uns darin, alles, was wir von unserer wahren und vollkommenen Selbstheit wissen, unserer Selbstheit als einer individuellen Idee Gottes, in jeder Einzelheit unseres täglichen Lebens zum Ausdruck zu bringen. Den Preis, den wir zahlen, wenn wir unserer individuellen Verantwortung nicht nachkommen, sind der Verdruß, die Furcht, die Enttäuschung, die Nöte und Schmerzen, die von einer sterblichen und materiellen Auffassung von Leben und Existenz nicht zu trennen sind. Der Lohn, den wir erhalten, wenn wir unsere Verantwortlichkeit Gott gegenüber erfüllen, wenn wir die Eigenschaften Gottes fleißig zum Ausdruck bringen, besteht darin, uns der folgenden Eigenschaften zu erfreuen: ein Leben frei von Furcht, ein Leben voller Genüge, ein Leben reich an Gesundheit und Befriedigung und Sicherheit — reich an allem Guten —, denn der Apostel Paulus sagt: „Ein jeglicher ... wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.“ 1. Kor. 3:8.
