Der Christian Science Herold interviewte Frau Alba Soledad Cisnero de Castlenoble aus Montevideo, Uruguay, während ihres Besuches in den USA. Frau Castlenoble hat über zwanzig Jahre ihres Lebens der Hilfe von behinderten Kindern gewidmet.
Ich habe Kinder immer besonders gemocht. Tatsächlich habe ich selber sechs Kinder. Aber es gab eine Zeit, wo ich ihnen nicht die nötige Fürsorge und Aufmerksamkeit schenken konnte, weil ich eine schwere Depression durchmachte und Medikamente nicht halfen. Da fand ich Christian Science, und mein Leben veränderte sich völlig. Eines Tages erzählte mein ältester Sohn seiner Vorgesetzten von meinem Zustand und dass er Angst hätte, ich könnte etwas Verrücktes tun. Sie gab ihm eine Ausgabe des Heraldo für mich zum Lesen. Als ich anfing darin zu lesen, war es, als wenn ein Licht angefangen hatte, in mir zu scheinen. Das gab mir Hoffnung. Das war vor über zwanzig Jahren.
Das Studium von Christian Science heilte mich nicht nur von meiner Depression, sondern erlaubte mir auch, meine Träume zu erfüllen. Mein Vater war in einem Heim des Instituto Nacional del Menor (INAME) aufgewachsen, einem Heim für Minderjährige, und ich sagte immer, dass ich einmal Kinder betreuen würde.
Wie begann es mit „Los Gauchitos”?
Meine Mutter war Betreuerin bei INAME und ihr war die Vormundschaft für ein Baby, einen kleinen Jungen, übertragen worden. Aber weil sie schon älter war und nicht für ihn sorgen konnte, nahm ich — die ich schon sechs Kinder hatte — ihn auf und betreute ihn an ihrer Stelle. Und es endete damit, dass mir der Betreuerstatus zuerkannt wurde.
Ich fing damit an Säuglinge, die zur Adoption freigegeben waren, zu betreuen. Und fünf Jahre später gründeten mein Mann und ich eine Organisation, die wir „Los Gauchitos” nannten. Erst hatten wir ein Heim, dann öffneten wir die Schule, aber der Bedarf war so groß, dass wir gegenwärtig drei Heime in gemieteten Häusern haben. Einmal hatten wir etwa achtzig Kinder unter unserer Vormundschaft.
Diese Kinder werden als behindert angesehen, ihnen werden verminderte intellektuelle Fähigkeiten diagnostiziert. Da die meisten von ihnen verlassen wurden und ihre biologischen Eltern nicht kennen, nennen sie uns Vater und Mutter und unsere eigenen Kinder sind ihre Brüder und Schwestern.
Haben Sie auch Fälle gehabt, wo Heilung durch Gebet erreicht wurde?
Da wir im Auftrag von INAME arbeiten, müssen wir ihnen medizinische Betreuung geben, aber wir versuchen, unsere Gedanken immer auf Gott gerichtet zu halten.
Als z. B. ein Säugling zu mir gebacht wurde, hatte man bei ihm Syphilis diagnostiziert. Die Ärzte sagten, dass er nicht lange leben und ernsthafte Seh- und Hörprobleme haben würde. Als wir jedoch beteten und ihn sahen, wie er wirklich ist — das vollkommene Kind Gottes — erfüllten sich diese Vorhersagen nicht. Heute ist er Lehrling in einem Ausbildungszentrum, wo er Koch lernt und auch verantwortlich für die Cafeteria ist.
Eine Heilung, die wir kürzlich hatten, ist die einer jungen Frau mit psychischen Problemen. Sie war bei uns, weil ihre Mutter sehr krank war und sich nicht um sie kümmern konnte. Eines Abends, nur wenige Momente nachdem sie gerade Abendbrot gegessen hatte, ging sie in die Küche und stopfte sich drei Stück Kuchen in ihren Mund. Sie verschluckte sich daran und brach zusammen. Sie war fast tot, als sie im Krankenhaus ankam und wurde sofort auf die Intensivstation gebracht. Sie hatte Herz-Atem-Stillstand. Obwohl mir gesagt wurde, dass sie nicht überleben würde, war ich sicher, dass alles in Ordnung käme. Durch Gottes Gnade erholte sich Marita wieder und ist nun vollkommen gesund.
Wenn es in meiner Familie eine Krise gibt, dann beten wir. Wir erkennen, dass Gott diese Kinder in Seinen Armen hat und daher können sie jede schwierige Situation überwinden. Das war auch der Fall mit einem der Jungen, der oft unter Krämpfen litt. jedes Mal, wenn er einen Anfall hatte, brachten wir ihn ins Krankenhaus — wie es das Gesetz verlangt. Aber gleichzeitig bestanden wir darauf, dass er in Gottes Händen ist und dann war er ganz schnell wieder zu Hause. Nun ist es schon mehr als ein Jahr her, dass er zum letzten Mal im Krankenhaus war und die Krämpfe haben an Intensität und Häufigkeit abgenommen.
Was für eine Ausbildung erhalten die Kinder?
Die Kinder besuchen unsere Schule von 9 Uhr morgens bis 6 Uhr abends zusammen mit den Kindern, die bei uns leben. Sie bekommen Frühstück, Mittagessen und ein kleines Abendbrot und sie besuchen die Werkstätten. Sie malen, erwerben Computer-Kenntnisse, lernen Konditorei und Kunsthandwerk in Keramik, Holz und Gips herzustellen. Die Kinder spielen auch gerne Theater und letztes Jahr haben sie ein wunderbares Stück aufgeführt, Pinocchio. Wir haben eine Reihe von Wohltätigkeitsaufführungen an Schulen und Theatern in ganz Uruguay präsentiert.
Können sie in ihrem Ausbildungsberuf arbeiten?
Ja. Einer von ihnen arbeitet jetzt in einer Bäckerei, eine andere in einem Waschsalon und eine weitere als Lehrling einer Schneiderin. Die Älteren bringen den Jüngeren auch Computer-Kenntnisse bei. Einer z. B. ist ein Teenager, der zu uns kam, als er gerade zwei Monate alt war. Er mag Elektrikerarbeiten und hilft auch beim Computerunterricht.
Wie arbeiten Ihre eigenen Kinder mit?
Andrea, meine einzige Tochter, hat bei uns mitgearbeitet, seit sie zwölf ist. Marcelo, mein jüngster Sohn, hat ihnen eine Weile Gymnastik beigebracht und Imperio, der Älteste, unterrichtet sie immer noch in Konditorei. Alejandro war lange Zeit der Fahrer und hat auch für die Unterhaltung der Kinder gesorgt. Und Raul arbeitet auch mehrere Stunden in den Heimen. Obgleich einige von ihnen heute weit weg wohnen, beten sie doch weiter für unsere Kinder. Gleich von Anfang an sind sie alle bei dieser Tätigkeit, die uns als große Familie verbindet, beteiligt gewesen. Wir haben wunderbare Fotos, wie wir alle zusammen Weihnachten feiern.
Wie wird die Institution finanziert?
Es gibt eine Bank für staatliche Sozialleistungen, die einkommensschwachen Familien Hilfe gewährt, deren Kinder unsere Werkstätten besuchen, aber nicht bei uns leben. Diese Bank gibt uns einen bestimmten Betrag für jedes Kind, das wir aufnehmen. Weil diese Kinder als behindert angesehen werden, sind sie bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag unter der Vormundschaft von INAME. Wenn sie achtzehn werden, wird jeder Fall von einem Sozialarbeiter beurteilt und es wird ein Antrag auf staatliche Versorgung gestellt. Trotzdem gibt es aber auch junge Leute, die das Gewerbe, das sie gelernt haben, betreiben und sich selbst versorgen können. Ich setze jedoch keine Altersgrenzen für diese Heime. Unsere jungen Leute bleiben hier, solange sie es für nötig halten.
Erhalten Sie Spenden?
Ja, natürlich. Trotz der wirtschaftlichen Situation kommen wir mit der Hilfe der Spenden zurecht. Was wir am meisten brauchen ist Kleidung. Vor zwei Jahren hat uns die amerikanische Botschaft einen Container voll Kleidung gespendet. Wir nehmen weiter Kinder auf. Tatsächlich ist ein siebenjähriges Zwillingspaar gerade angekommen. Am Anfang fühlen sie sich verlassen und brauchen mütterliche Zuneigung. Daher habe ich vor, meine Heimreise nach Uruguay zu beschleunigen, damit ich bei ihnen sein kann.
Ich gebe ihnen Liebe und sie geben mir Liebe. Ich bin Gott dankbar, dass Er mir diesen Weg gezeigt hat und dass Er mir Christian Science gegeben hat.
