Frau van Duijne, Sie haben in ihrem Leben für viele Kinder gesorgt. Sie haben eigene Kinder und Pflegekinder.
Wir haben vier eigene Kinder großgezogen und insgesamt elf Pflegekinder, aber nicht alle elf auf einmal. Wir fingen damit an, als unsere Kinder ein und drei Jahre alt waren. Damals kam ein vierjähriger Pflegesohn zu uns, der seine gesamte Jugend bei uns verbrachte. Irgendwann hatte ich den Wunsch mehr Pflegekinder zu haben. Wir konnten ein größeres Haus zu diesem Zweck mieten. Danach hatten wir immer fünf Pflegekinder auf einmal. Und zwei unserer eigenen Kinder waren immer noch zu Hause. Heute denke ich manchmal: „Wie habe ich das alles geschafft?”
Wir hatten Kinder, die ihre gesamte Jugend bei uns verbrachten. Wir hatten auch einige Kinder, die nur einige Jahre blieben und dann zu ihren eigenen Eltern zurückkehren oder unabhängig sein konnten.
Sie müssen Kinder sehr lieben, um so etwas tun zu können. Was waren Ihre Motive?
Als Teil meiner Ausbildung machte ich ein Praktikum in Pflegeheimen. Schon zu der Zeit wollte ich Pflegekinder. Ich sah den Unterschied zwischen meiner eigenen glücklichen Familiensituation und Pflegeheimen, wo die Kinder alles teilen müssen und die Betreuer oft wechseln. Jedes Kind hat das Recht auf ein normales Familienleben. Aber es gibt nicht genügend Pflegeheime in den Niederlanden.
Ich weiß, dass Sie eine Menge Stärke in ihrem Glauben finden. Und wahrscheinlich ziehen Sie bei Entscheidungen in Ihrem Leben Gott zu Rate. Welche Rolle spielt das in Ihrem Leben?
Das spielt eine sehr große Rolle für mich und meinen späteren Mann. Ich erfuhr von Christian Science, als ich 19 war, nachdem mein Mann, damals noch mein Verlobter, sehr krank war. Er hatte eine sofortige Heilung, die uns von Gottes Macht überzeugte und von Seiner Fähigkeit, uns zu heilen und zu führen. Das wurde also die Stärke hinter unserer Pflegefamilie. Wenn wir eine Anfrage wegen eines Kindes bekamen, ging einem endgültigen „Ja” oder „Nein” immer Gebet voraus.
Wovon wurde Ihr Verlobter geheilt?
Er hatte starke Schmerzen, die Zeichen von Lähmung trugen. Die Ärzte konnten nicht herausfinden, was gestört war. Jeden Abend erhielt er Morphiumspritzen, damit er wenigstens schlafen konnte. Mein Vater war zu der Zeit bei der Polizei und fand im Warteraum der Polizeistation ein Magazin. Es war De Christian Science Heraut (der holländische Christian Science Herold). Mein Verlobter fing an darin zu lesen. Er bat mich eine Praktikerin anzurufen, um ihm durch Gebet zu helfen. Sie kam sofort, um ihn zu besuchen. In der Nacht war er geheilt. Und am nächsten Tag lief er zum Haus meiner Eltern, nachdem er drei Monate im Bett gelegen hatte. Christian Science war und ist uns eine wunderbare Stärke.
Es ist schwer genug, sich um die leiblichen Kinder zu kümmern und Sie hatten noch dazu elf Pflegekinder! Können Sie uns ein Beispiel geben, wie diese Stärke Ihnen geholfen hat, sich um alle diese Kinder zu kümmern?
Ich bestreite nicht, dass es manchmal sehr schwierig war. Ich brauchte eine Menge Geduld und die Stärke meines Glaubens half mir. Wir sind alle Gottes Kinder. Und wir sind in Gottes Obhut.
Diese Kinder kamen alle aus sehr schwierigen Familienverhältnissen. Sie kamen oft von geschiedenen Eltern wie auch aus psychiatrischen Kliniken. Ich brauchte eine Menge Geduld, Verständnis und Vertrauen, um damit umzugehen. Um zu vertrauen, dass sie alle in Gottes Händen sind.
Zum Beispiel hatten wir einen Pflegesohn, der sehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht hatte, bevor er zu uns kam. Deshalb war er in der Schule zurück. Mein Mann und ich beteten darüber und lasen in Wissenschaft und Gesundheit um uns inspirieren zu lassen. Irgendwann musste der Junge wegen einer Operation zurück ins Krankenhaus. Doch bald nachdem ich ihn dorthin gebracht hatte, rief mich das Krankenhaus an, um mir zu sagen, dass ich ihn nach Hause bringen könne. Die Operation war nicht mehr nötig.
Wie war Ihre Beziehung zu den leiblichen Eltern der Kinder?
In den fünfziger Jahren war es sehr entmutigend, mit den leiblichen Eltern zu sprechen. Aber wir fanden schnell heraus, dass ein Kind seinen Eltern gegenüber sehr loyal ist. Später hatten wir so viel Kontakt mit den Eltern wie möglich. Und wir haben nie über diese Eltern geurteilt.
Welchen Rat würden Sie Eltern geben, die erwägen, Pflege- oder Adoptivkinder aufzunehmen?
Das Wichtigste ist, dem Kind Sicherheit und Vertrauen zu geben. Und die individuellen Charakterzüge des Kindes anzuerkennen. Man muss die Individualität eines jeden Kindes respektieren wie auch die eigene Individualität oder die anderer.
Haben Ihre eigenen Kinder auch empfunden, dass es eine göttliche Basis für die Liebe und Stärke gibt, die Sie und Ihr Mann ihnen gaben?
Ja, ich denke schon. Sie haben ihren Teil dazu beigetragen, diese Basis zu errichten. Wir haben oft mit unseren eigenen Kindern darüber gesprochen, besonders dann, wenn ein neues Pflegekind kam. Sie haben uns immer unterstützt, auch wenn es manchmal schwierig für sie war, weil wir auch mit anderen Kindern beschäftigt waren.
Haben Sie immer noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Pflegekindern?
Nicht zu allen. Aber es gibt Kinder, zu denen ich Kontakt habe und die aus eigenem Antrieb sogar unseren Namen angenommen haben.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach Gebet und Spiritualität in der Zukunft, um Gerechtigkeit für Kinder zu garantieren?
Es ist dringend erforderlich, für diese Kinder zu beten — für die Tausende, die Kinderarbeit verrichten, die Prostituierte sind, die Kindersoldaten sind. Ja, wir müssen für sie beten. Kinder haben einen besonderen Platz in meinem Herzen, und deshalb richten sich meine Gebete instinktiv an sie.
Glauben Sie, dass die Welt bereit ist, den Weg des Gebets als eine Hilfe für Kinder zu gehen?
Das ist eine schwierige Frage. Ich bemerke ein ansteigendes Interesse an Spiritualität im Allgemeinen. Es gab eine „Gott ist tot” - Periode, aber ich denke, das hat sich gewandelt. Es finden mehr Leute, dass Gebet eine enorme Macht zum Guten in der Welt hat.
Dann gibt es auch Hoffnung für Kinder?
Ja, das glaube ich. Sie ist erkennbar in der Art, wie Leute reagieren, wenn Kindern etwas Negatives Passiert und es in der Zeitung steht. Ich glaube fest daran, dass es einen ganz besonderen Platz für Kinder in einem jeden Herzen gibt.