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Feature-Serie: Gerechtigkeit

Mehr Liebe für Menschen in Not

Frau hilft obdachlosem Teenager

Aus der Februar 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Manchmal hält uns das Leben die Grimasse des menschlichen Leidens vor Augen und wir sehen uns konfroniert mit hoffnungslosen Mienen, wenn eine mittellose Hand gegen unsere Autoscheibe klopft, an der Verkehrsampel bettelt oder uns entgegenkommt, während wir durch Slumbezirke der Städte fahren, und wir sehen unschuldige Kinder, die barfuß laufen, von Armut umgeben.

Mitunter breitet sich ein Gefühl der Ungerechtigkeit in unserer Seele aus und etwas sagt uns, dass wir unseren Kopf nicht länger in den Sand stecken oder in eine andere Richtung schauen können. Wir können auch unseren natürlichen Instinkt für Solidarität nicht dadurch niederhalten, dass wir ihn mit Gleichgültigkeit zudecken. Im Gegenteil, eine übergroße und beunruhigende Frage stellt sich uns: „Was können wir dagegen tun?”

Ich habe eine Antwort, die mir in den zehn Jahren, in denen ich Sozialarbeit geleistet habe, zu praktischen Resultaten verholfen hat: Wir können beten. Und was meine ich damit? Folgendes: In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy gibt es ein Kapitel, das dem Gebet gewidmet ist. Darin wird darauf hingewiesen, dass Gebet ein hochwirksames Mittel ist, Harmonie in jeden Bereich unseres Lebens zu bringen. Von diesem Standpunkt aus ist Gebet eine mentale Präambel, durch die wir befähigt werden unsere Gedanken auf die geistige Realität auszurichten — nämlich auf Vollkommenheit, Fülle, Liebe, Freude, Gesundheit. In diesem Gebet streben wir danach, uns dieser geistigen Ideen als einziger Realität bewusst zu sein.

Die Veränderung, die solche geistige Sicht in der menschlichen Erfahrung — unserer eigenen oder der anderer — herbeiführen kann, ist erstaunlich: von friedlichen Lösungen bei Konflikten oder Feindseligkeiten bis hin zu Schutz in gefährlichen Situationen, vom Wiederfinden verlorener Dinge bis hin zur Fähigkeit bei einem Examen die richtige Antwort zu geben, ein Zuhause oder einen Job, den wir brauchen, zu bekommen und natürlich, nicht zu vergessen, die physische Heilung von allerlei Leiden. Gebet kann Schmerz, Depressionen, Sorge, Furcht und Ängste in die ruhige Sicherheit umwandeln, dass das Gute das Einzige ist, was vor sich geht.

Jemand könnte fragen: „Wollen Sie damit sagen, dass ich, wenn ich auf der Straße jemanden in Not sehe, anstatt ihmzu helfen, einfach beten und dann meines Weges gehen soll?" Richtiges Beten und Handeln schließen einander niemals aus. In der Bibel lesen wir: „ ... dies sollte man tun und jenes nicht lassen" (Lk 11:42). Das sind die Worte eines Mannes, der mehr als irgendein anderer gelebt und gelehrt hat, was es bedeutet, einander zu lieben. Jesus rügte die Pharisäer und die Schriftgelehrten (Interpreten der Schriften, die zu sehr am Buchstaben des Gesetzes klebten) wegen ihrer mangelnden Aufrichtigkeit und weil sie mit Äußerlichkeiten beschäftigt waren. Unter anderem empfahl ihnen Jesus Wohltätigkeit zu üben, ihre Gedanken zu läutern und nicht die Gerechtigkeit und Liebe Gottes zu vergessen.

Zuvor lehrt uns Jesus eine wunderbare Lektion im Gleichnis des guten Samariters. Ein Schriftgelehrter fragt Jesus, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erben. Jesus fragt ihn dann, was er darüber im Gesetz liest, und der Mann antwortet richtig: Gott mehr als alles andere lieben „und deinen Nächsten wie dich selbst”. Um sich selbst zu rechtfertigen fragt der Schriftgelehrte Jesus: „Wer ist denn mein Nächster?" Daraufhin erzählt Jesus von einem Mann, der von Räubern überfallen und schwer verletzt am Straßenrand liegen gelassen wurde (siehe Lk 10:25-37). Ein Priester und ein Levite (ein Tempeldiener) gingen an ihm vorbei ohne zu helfen. Dann erscheint der Samariter (ein Fremder, der von den damaligen kirchlichen Behörden verachtet war) und er ist „von Mitleid erfüllt” und hilft dem verletzten Mann mit liebevoller Besorgtheit.

Es lohnt sich den ganzen Bericht zu lesen und über die Möglichkeit nachzudenken, wie wir unsere Liebe für die Notleidenden erweitern können, besonders für die, denen wir im Alltag begegnen.

Vor über einem Jahr, als ich gerade in Rumänien angekommen war, machte ich die Bekanntschaft eines jungen Mannes, der an einer Straßenecke, wo ich oft vorbeifuhr, bettelte. Das Erste, was ich bei meiner Arbeit mit Straßenkindern gelernt habe, war Minderjährigen kein Geld zu geben. Also kaufte ich ihm manchmal etwas zu essen und sprach mit ihm. Auf diese Art erfuhr ich, dass er Tusluc hieß, dass er schon bald volljährig sein würde, dass er keine Familie hatte und dass er die Schule bereits mit 13 Jahren verlassen hatte. Er schien sehr intelligent zu sein, denn er kannte einige spanische Wörter und jedes Mal, wenn ich ihn sah, hatte er wieder einige Wörter dazugelernt, um mit mir sprechen zu können. Ich fand, es war ein Jammer, dass er die Schule vorzeitig verlassen hatte.

Ich wollte ihm helfen einen Job zu finden, aber es klappte nicht. Bald zog ich in einen anderen Stadtteil und sah ihn viele Monate nicht mehr. Trotzdem wusste ich, dass Gebet immer ein wirksames Hilfsmittel ist und dass ich die Verantwortung hatte, mir der geistigen Tatsachen bewusst zu sein, was diesen jungen Mann betraf. Ich sah ihn als eine Idee der göttlichen Intelligenz, geliebt, beschützt und vom kreativen Gemüt geführt, das manche Gott nennen. Er hatte das göttliche Recht, das Richtige zu tun, Fortschritte zu machen, Weisheit widerzuspiegeln und bei jeder Entscheidung, die er traf, eine gute Urteilsfähigkeit zu beweisen.

Vor nicht allzu langer Zeit traf ich Tusluc wieder. Zuerst tat es mir fast leid, ihn immer noch an der gleichen Straßenecke zu sehen, aber mir war schnell klar, dass sich etwas verändert hatte. Er bettelte nicht, sondern half jetzt Leuten beim Einparken oder trug ihre Einkaufstüten. Freudestrahlend erzählte er mir, dass er jetzt wieder zur Schule ging.

Jedes Mal, wenn wir unsere Gedanken mit erneuernden geistigen Ideen erfüllen und ein wenig mehr die geistige Wahrheit über eine Situation verstehen, geht eine Veränderung vor sich. Wir sollten Glauben daran haben und „ohne Unterlass” beten (1. Thess 5:17) — für uns selbst wie für andere. Das wirft einen stillen Segen auf jeden Schritt, den wir gehen, und macht den Weg für unsere besten Taten frei.

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