Die Menschheit ist in dem Glauben großgezogen worden, daß der Körper der Träger des Lebens sei. Es ist daher nicht zu verwundern, daß Selbstsucht und Furcht erzeugt worden und in der menschlichen Erfahrung zum Ausdruck gekommen sind. Wer den Körper als den Träger seines Lebens, seiner Gesundheit und seiner Kraft ansieht, hält Leben, Gesundheit und Kraft natürlicherweise für etwas ebenso Beschränktes oder Begrenztes wie den Körper selbst, Und wo ein Gefühl der Beschränkung herrscht, da stellt sich auch leicht der Gedanke der Furcht ein.
Begreiflicherweise haben die Menschen geforscht und experimentiert und eifrig danach gestrebt, Mittel und Wege zu finden, um dieses vermeintliche Leben im Körper zu verlängern und zu einem glücklichen zu gestalten. Nur allzuviele gleichen dem Tagelöhner, der sich in einer Grube abmühte und auf die Frage, warum er diese Arbeit tue, antwortete, er müsse graben, um Geld zu verdienen, um Nahrungsmittel zu kaufen, um Kräfte zu erlangen, um graben zu können. In jedem Zeitalter hat es Menschen gegeben, deren Sinn vom Leben sich über das geistlose Sichabmühen emporgeschwungen hat, Menschen, in denen ein höheres Streben erweckt wurde, und die der Überzeugung waren, daß der wahre Stand des Menschen Freiheit und Herrschaft umfaßt.
Den unharmonischen und unbefriedigenden Zuständen und Begleiterscheinungen des menschlichen Lebens abzuhelfen, oder sie wenigstens zu bessern, ist seit langem das Streben der Menschheit gewesen, und bei diesen, Streben haben Medizin und Theologie die Führung übernommen. Das Wirken beider gründete sich auf die Annahme, daß der Mensch teilweise materiell sei. Durch die Ergebnisse ihrer Bemühungen ist aber nicht bewiesen worden, daß ihre Voraussetzungen richtig waren, denn bis vor verhältnismäßig wenigen Jahren nahm das menschliche Durchschnittsalter ständig ab, während die Lehren der schulmäßigen Theologie den Frieden und Trost nicht brachten, für den sich in der Heiligen Schrift so viele Verheißungen finden. Wenn Ergebnisse oder Folgerungen nicht richtig sind, so muß der Fehler an der Voraussetzung liegen.
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