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Wahrheit und Wert der Christlichen Wissenschaft

Aus der November 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft vertritt eine Lebens- und Denkweise, die ihre Inspiration, ihre vollkommene Darstellung und ihren vollständigen Beweis in den Lehren und dem Beispiel Jesu findet. Sie offenbart, erweckt und entwickelt die gottgegebenen Möglichkeiten, die jedem menschlichen Wesen innewohnen. Sie zeigt, wie die dem Menschen durch jahrelanges falsches Denken auferlegten Mängel, Schwachheiten und Neigungen abgelegt werden können und wie die wahre Norm des Menschen erlangt werden muß. Ihr Zweck ist nicht, uns auf ein himmlisches Jenseits vorzubereiten, sondern unser jetziges Dasein mit Gesundheit und Harmonie zu erfüllen. Sie lehrt uns wahre Frömmigkeit und bringt uns ihre Macht zum Bewußtsein. Sie hebt den gegenwärtigen Einfluß sowie das dauernde Ergebnis richtigen Denkens und Handelns hervor.

Indem die Christliche Wissenschaft ihren Schülern wahre Beweggründe, reine Wünsche und klare Musterbilder gibt, indem sie ihnen die trügerische Natur falscher Beweggründe und die Quelle und Macht guter Gedanken offenbart, macht sie sie zu besseren Menschen. Ferner gibt sie ihnen die nötige Ausrüstung zur Heilung und Verhütung von Krankheit. Sie lehrt sie, die sich widerstreitenden Elemente des menschlichen Bewußtseins zu analysieren, den wahren Sinn des Seins gegenüber dem falschen zu behaupten, und dadurch die herrschende Ursache der Krankheit zu zerstören und die Bedingungen zur Gesundheit herzustellen. Ferner wird die Macht des unendlichen Gemüts, die in Verbindung mit wahren Gedanken oder der Wahrheit zum Ausdruck kommt, als wirksame Hilfe in jeder menschlichen Not bewiesen. Darum sagt der Psalmist: „Seine Wahrheit ist Schirm und Schild!”

Es ist allgemein bekannt, daß die christlich-wissenschaftliche Bewegung stetig Fortschritte gemacht hat, und zwar trotz eines geräuschvollen Widerstandes, dessen Erfolglosigkeit gute Gründe hat. Die große Mehrheit derer, die sich um Hilfe an die Christliche Wissenschaft gewandt haben, sind zu der Überzeugung gelangt, daß sie genau das ist, was sie zu sein beansprucht, während viele Außenstehende auf Grund ihrer Beobachtungen den wohltuenden Einfluß der Christlichen Wissenschaft auf ihre Anhänger gerne zugeben. Ungefähr ein Drittel der Nachfolger dieser Lehre haben nie einer andern Kirche angehört. Viele, wohl die Mehrzahl der übrigen zwei Drittel, waren keine besonders tätige Kirchenmitglieder, bevor sie sich für diese Lehre zu interessieren begannen. Von denen, die früher aktive Mitglieder einer christlichen oder jüdischen Gemeinschaft waren, sind fast alle eifrigere Arbeiter geworden denn sie es als Anhänger eines andern Glaubens waren. Kurz, die Christliche Wissenschaft hat eine große Anzahl Ungläubige oder flaue Gläubige in ernste, tätige Christen verwandelt.

Diese Wahrheit ist lange genug gelehrt worden, daß ihre Wirkung in einer zweiten Generation beobachtet werden kann. In ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche von 1900 (S. 6) sagt Mrs. Eddy: „Das Kind nimmt die Christliche Wissenschaft nicht nur williger an als der Erwachsene, sondern es betätigt sie auch.” Wie viele Eltern haben nicht schon die Wahrheit dieser Worte erfahren! Kinder, die unter dem Einfluß der Christlichen Wissenschaft heranwachsen, sind gesünder und glücklicher und bekunden aus diesem Grunde höhere Fähigkeiten. Sie werden gelehrt, daß das Gute normal und natürlich und das Böse unnatürlich, widerwärtig, verderblich und unwahr ist; daß die Macht Gottes eine stets gegenwärtige Wirklichkeit ist, und daß Sünde, Krankheit und Tod aufgedeckt, zurückgewiesen und überwunden werden müssen. Wenn ein Kind erst in himmlischen Dingen unterrichtet worden ist und dann mit irdischen in Berührung kommt, so wird es letztere unwillkürlich mit dem Maßstab ewiger Werte messen. Die große Besucherzahl in den Sonntagsschulen der Christlichen Wissenschaft ist eins der Zeichen unsrer Zeit. Bis zum Alter von zwanzig Jahren gehen die Kinder von Christlichen Wissenschaftern zur Sonntagsschule. Aber auch Kinder, deren Eltern einer andern oder gar keiner Kirche angehören, sind unter den regelmäßigen Besuchern zu finden.

Die christlich-wissenschaftliche Auffassung vom Menschen und vom Weltall ist einfach die des reinen, ungetrübten Christentums. Die Christliche Wissenschaft leugnet oder verneint nichts, was Substanz darstellt, sondern sie bestimmt Substanz als das Wahre, im Gegensatz zum Scheinbaren. Sie erkennt Gott als die einzige schöpferische Macht an. In ihrer Anschauung vom Menschen und vom Weltall geht sie von dem Gedanken aus: „Der aber alles bereitet hat, das ist Gott.” Darauf erbaut sie folgerichtig den Grundsatz: „Was vom Geist geboren wird, das ist Geist,” und behauptet daher, daß geistige Dinge „geistlich gerichtet” [beurteilt] werden müssen. Sie bildet somit den Glauben aus, der die Überzeugung von dem Bestehen der unsichtbaren Wirklichkeit in sich schließt, und entwickelt die geistige Erkenntnis, die alle Dinge so sieht, wie sie in Wirklichkeit sind, d. h. wie Gott sie geschaffen hat. Ferner läßt sich das in dieser Weise erlangte Verständnis anschaulich beweisen, wenn es zur Läuterung des menschlichen Charakters und zur Besserung menschlicher Zustände praktisch angewendet wird.

Es ist unwiderlegbar bewiesen worden, daß die Wirkung der Christlichen Wissenschaft nur heilsam ist. Wenn diese Lehre folgerichtig ausgeübt wird, führt sie zu moralischer, geistiger und physischer Gesundheit und bringt einen entsprechenden Grad von Glück mit sich. Jesus sprach: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgereutet,” und im Einklang mit diesen Worten erklärt die Christliche Wissenschaft, daß alles Übel, alle in der menschlichen Erfahrung vorkommenden Erscheinungen, die nicht von Gott stammen, mit Hilfe Seines Gesetzes und Seiner Macht überwunden und ausgerottet werden können. Sie gibt ihrem Schüler geistiges Verständnis, welches ihn dem Reich der Wirklichkeit, d. h. dem Reich der göttlichen Wahrheit und Liebe immer näher bringt. Kurz, sie hilft aller menschlichen Notdurft ab, und zwar in einer Weise, die die völlige Erlösung der Menschheit aus den Banden des Übels in Aussicht stellt. Sie beweist, daß ein Mensch einem andern helfen kann, den Sieg zu erringen und Freiheit zu erlangen. Es ist daher für einen jeden von Wichtigkeit, daß er über diese Lehre recht unterrichtet sei.

Als die Christliche Wissenschaft noch nicht so viele wunderbare Heilungen aufweisen konnte, und als sie nur erst wenige Anhänger hatte, ließ man die Christlichen Wissenschafter ihr Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift unbehelligt lesen und gestattete ihnen, sich ohne Beeinflussung in dessen erhabene Sittenlehre, geistige Metaphysik und reines Christentum zu vertiefen. Später jedoch warfen sich da und dort Leute zu Kritikern dieses Buches auf und fingen an, seinen Inhalt zu verdrehen. In der darauffolgenden Periode der Entwicklungsgeschichte der christlich-wissenschaftlichen Bewegung waren falsche Auslegungen an der Tagesordnung. Über die Frage, wann diese Periode ihren Abschluß fand, mögen die Meinungen auseinandergehen. Der Verfasser würde etwa das Ende des Jahres 1910 nennen. Dies war die Zeit, da die Welt durch Mrs. Eddys Dahinscheiden veranlaßt wurde, die der Menschheit durch die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft zuteil gewordenen und in Aussicht gestellten Wohltaten leidenschaftslos und mit weniger Vorurteil zu erwägen. Damit beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Christlichen Wissenschaft hinsichtlich ihrer Beurteilung seitens der Öffentlichkeit.

Gar mancher Zeitungsschreiber, der gewohnt war, den Puls der öffentlichen Meinung zu fühlen, merkte diesen Wechsel. Der Redakteur der „Current Literature“ z. B. schrieb: „Die zahllosen Zeitungsartikel und redaktionellen Kommentare, welche durch das Dahinscheiden Mary Baker Eddys, der Gründerin der Christlichen Wissenschaft, hervorgerufen wurden, können als Hinweis auf einen wichtigen Wechsel in der Denkweise unsres Volkes gelten.” Als weiteres Beispiel diene folgende Bemerkung des „Harper's Weekly“: „Der Ton der Zeitungsartikel betreffs Mrs. Eddys Dahinscheiden weist entschieden auf eine zunehmende Achtung vor ihrem Werk sowohl als ihrem Charakter, und zwar handelt es sich hier nicht um eine Bewahrheitung des lateinischen Sprichworts: ‚De mortuis nil nisi bonum‘ [von den Verstorbenen rede man nur Gutes], sondern um ein richtiges Erwägen und Beurteilen des Vollbrachten.” Was das Volk und die weltliche Presse der Vereinigten Staaten und Kanadas anbelangt, so kann im großen und ganzen gesagt werden, daß ihre Haltung vom Jahre 1911 bis 1914 in der Regel billig, oft freundlich und in vielen Fällen sehr anerkennend war.

Wie verhält es sich nun mit der religiösen Presse und der Geistlichkeit? Einzelne Vertreter der älteren Konfessionen hießen die Christliche Wissenschaft als einen neuen, äußerst wirksamen Faktor auf dem Felde religiöser Tätigkeit willkommen, und viele verhielten sich freundlich und wohlwollend. Leider aber gab es auch eine Anzahl, die versuchten, die Leute von der Christlichen Wissenschaft fern zu halten, und zwar durch Mittel, welche außenstehende, rechtdenkende, mit den Verhältnissen vertraute Personen durchweg als äußerst unbillig erklärt haben. So brachte z. B. eine religiöse Zeitschrift kürzlich einen Artikel, dessen Verfasser aus den Wörtern eines früheren Inhaltsverzeichnisses von Wissenschaft und Gesundheit Sätze konstruierte und sie so zitierte, als ob sie zum Texte selbst gehörten. Dieses Inhaltsverzeichnis war nicht von Mrs. Eddy, ja nicht einmal von einem Christlichen Wissenschafter zusammengestellt worden. Der Verfasser obigen Artikels mag dies nicht gewußt haben; aber der Unterschied zwischen dem Text eines Buches und dessen Inhaltsverzeichnis kann ihm nicht unbekannt gewesen sein, und er muß gewußt haben, daß dieses Verzeichnis außer Druck ist.

Der betreffende Geistliche erklärt, alle Aussagen Mrs. Eddys betreffs der Sünde seien „in einem Satz auf Seite 237 [S. 71 der Ausgabe von 1910] ihres kostbaren Buches enthalten: ‚Das Böse hat keine Wirklichkeit. Es ist weder Person, Ort noch Ding, sondern einfach eine Annahme, eine Illusion des materiellen Sinnes.‘ Es ist ‚weder Person.‘ d. h. es gibt keinen Teufel, noch ‚Ort.‘ d. h. keine Hölle, ‚noch Ding‘ d. h. es gibt kein Begehen von Sünde und keine Verantwortlichkeit für dieselbe.” Kurz, er erklärt öffentlich, alle von Mrs. Eddy aufgestellten Behauptungen bezüglich der Sünde seien in einigen wenigen Worten zusammengefaßt, welche die illusorische Natur des Übels hervorhöben, und ihre Lehre laute dahin, daß es keine Verantwortlichkeit für die Sünde gibt! Daß ein „Prediger des Evangeliums” solche Behauptungen aufstellen kann — möglicherweise in gutem Glauben —, ist schon an sich eine Veranschaulichung dessen, was Mrs. Eddy meinte, als sie das Böse „eine Annahme, eine Illusion des materiellen Sinnes” nannte. Es war ihr weit mehr daran gelegen, das Böse auszurotten als es zu definieren, und in allen ihren Schriften betont sie die große Notwendigkeit der Gottseligkeit und die Verantwortlichkeit eines jeden Menschen für seine Gedanken und Handlungen.

In einer Ansprache an die Lehrer der Christlichen Wissenschaft sagte Mrs. Eddy: „Seien Sie versichert, daß Sie das Gute, das Sie andern erweisen, zugleich sich selber erweisen, und daß das Böse, das Sie etwa begehen, auf Sie selbst zurückfallen wird. Der Zweck wahrer Erziehung besteht darin, daß man die Wahrheit sowohl erkennen als auch im Leben anwenden lernt. Mit andern Worten, wahre Erziehung verleiht uns eine Freude am Rechttun. Sie befähigt uns, nicht nur zu wirken, solange die Sonne scheint, um dann davonzulaufen, wenn es stürmt, sondern trotz Wolken des Unrechts, der Ungerechtigkeit, des Neides und des Hasses unsre Arbeit freudig zu verrichten. Sie gibt uns Vertrauen auf Gott, den mächtigen Erretter, der Gerechtigkeit belohnen und Ungerechtigkeit bestrafen wird” („The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany,“ S. 252).

In ihrer Arbeit als Führerin einer großen religiösen Bewegung hat Mrs. Eddy die Aufmerksamkeit der Christlichen Wissenschafter stets von sich abgelenkt und auf die durch sie geoffenbarte Lehre hingewiesen. Ihr Ziel und ihre Hoffnung war, wie sie des öfteren sagte, „die wohltätigen Wirkungen des Christentums [zu] beleben und [zu] mehren” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 367). Die geistige Lebenskraft ihrer Botschaft ist durch das bewiesen, was dieselbe bereits vollbracht hat. Aber dies ist nur ein Vorgeschmack der Segnungen, die der Menschheit warten, wenn die Christliche Wissenschaft erst in weiteren Kreisen verstanden und angewendet wird.


Halt aufrecht, lieber Sohn, den Wuchs und deinen Geist,
Daß du von gradem Sinn und graden Gliedern seist!
Die falsche Demut senkt, die Tücke senkt ihr Haupt;
Dem freien Mut hat Gott emporzuschaun erlaubt.
Bedenke, wessen Sohn du bist; richt’ auf im Adel
Des Selbstgefühles dich, und fürchte keinen Tadel.
Den Tadel hast du nur zu fürchten, wenn du weichst
Dem Vater einst an Wert, dem du im Bilde gleichst.

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