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Wahre Neutralität

Aus der November 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unser keiner lebet ihm selber.” Diese Worte enthalten ein grundlegendes Gesetz, das nicht umgestoßen werden kann. Wer diese Tatsache außer acht läßt und seine Mitmenschen nicht berücksichtigt, wird sicherlich bald an seine hierauf bezügliche persönliche Verantwortlichkeit ermahnt. Im wahren Weltall, welches die Christliche Wissenschaft der Menschheit offenbart, wo Gedanken Dinge sind, wo der Gedanke allein Substanz darstellt, ist eines Menschen mentale Haltung gegenüber seinem Mitbruder von größerer Wichtigkeit als seine Handlungen. Die Folgerung, daß kein Mensch „ihm selber” denkt, d. h. daß sein Denken nicht nur ihn selber beeinflußt, stellt sich als eine Regel dar, die ebenfalls grundlegend ist, obschon sie in der Praxis nicht immer willig anerkannt wird. Der Mensch kann in Gedanken die Rechte eines andern so außer acht lassen, daß seine Denkweise mentaler Anarchie gleichkommt, und zwar ohne daß er entdeckt wird, oder sogar ohne daß er sich seines störenden Einflusses oder seiner Ungerechtigkeit gegen andre bewußt ist. Solange er nicht einsehen lernt, daß jede lieblose Handlung das Ergebnis eines lieblosen Gedankens ist, wird er nicht begreifen, daß diese beiden Gesetze in Wirklichkeit nur eines sind, wird er nicht erkennen, daß eine lieblose Denkweise, obschon sie sich nicht durch eine dementsprechend? Handlung verraten mag, in Wirklichkeit schlimmer ist als eigentliches Übeltun, denn sie lauert ungesehen im Verborgenen und ist somit unangefochten.

Wenn die Erklärung eines modernen Philosophen, daß jede Handlung eines Menschen das unvermeidliche Ergebnis jeder ihr vorausgegangenen Handlung sei, auch nur annähernd wahr ist, so ist es klar, daß diese Handlungen nicht als etwas Alleinstehendes beurteilt werden können. Und trotzdem sind die Menschen dazu gekommen, in so hohem Maße von den rein nebensächlichen und vorübergehenden Erscheinungen in der menschlichen Lebensführung auf die Wirklichkeit zu schließen, daß in vielen Fällen das Urteil betreffs des Charakters und der Beweggründe andrer ganz und gar unzuverlässig, ja zuweilen sehr oberflächlich und grausam ungerecht ist. Die auf Grund solch unrichtiger Voraussetzungen eingenommene Stellung sollte umsomehr vermieden werden, als ihre Wirkung auf andre anscheinend so schädlich ist. Durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft wird dieser Einfluß neutralisiert.

Mrs. Eddy schreibt: „Das sterbliche Dasein ist ein Rätsel. Jeder Tag ist ein Geheimnis” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 70). Die Beziehung der chaotischen Erfahrungen des sterblichen Daseins zu dem Gesetz von Ursache und Wirkung sind scheinbar so unverständlich und verwirrt, und die falschen Begriffe der Vererbung und der Einflüsse vor der Geburt sind so verwickelt, daß die Menschen oft nicht imstande sind, sich ihre eigne Ungleichförmigkeit in Hinsicht auf Temperament und Neigungen zu erklären, oder mit auch nur annähernder Gewißheit zu sagen, welchen Weg sie selbst in einer unverhofften moralischen Krise einschlagen würden. Niemand, der je Gelegenheit gehabt hat, über seine eignen Abweichungen von einem christlichen Lebenswandel unparteiisch zu Gericht zu sitzen, wird sich anmaßen, den Charakter seiner Mitmenschen auf Grund der Scheinbarkeit zu beurteilen. Daher die Wichtigkeit der Lehre des Sprichworts: „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg auch keinem andern zu,” und der goldenen Regel. Die natürliche Ableitung: „Denke von deinem Nachbar so, wie du willst, daß er von dir denke,” geht noch weit tiefer, indem diese Regel nicht nur das Ergebnis unsrer Handlungen bemißt, sondern auch den Beweggrund einer jeden Tat — das, was Paulus die „Gedanken und Sinne des Herzens” nennt.

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