Im gegenwärtigen Zustand der sittlichen und geistigen Entwicklung, in dem sich der Christliche Wissenschafter befindet, hat dieser sowohl den Buchstaben als den Geist der Christlichen Wissenschaft nötig. Paulus schreibt im zweiten Korintherbrief: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist machet lebendig.” Das will nicht heißen, daß der Buchstabe in der christlichen Lehre und ihrer Ausübung nicht seinen rechtmäßigen Platz hat, sondern vielmehr, daß man nicht glauben darf, man habe alles getan, was notwendig ist, wenn man sich den Buchstaben angeeignet hat. Der Buchstabe, richtig verstanden und angewendet, ist ein Mittel zum Zweck, nicht aber der Zweck selber. „Der Geist machet lebendig;” der Geist ists, nach dem wir streben müssen, wenn wir etwas dauernd Gutes für uns und andre vollbringen wollen.
Der Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft verfällt leicht in eins von zwei Extremen: er ist entweder ungeduldig, weil er keine schnelleren Fortschritte macht, oder aber glaubt er, er habe das erreicht, wovon er in Wirklichkeit erst einen schwachen Schimmer in weiter Ferne erblickt hat. In beiden Fällen muß er klar erkennen lernen, was er vollbracht hat und was noch zu vollbringen übrig bleibt. Ohne richtige Würdigung dessen, was er gewonnen hat, und ohne genau zu wissen, was von ihm verlangt wird, ist sein Fortschritt notwendigerweise langsam und ungewiß.
Auf die Frage, was der Schüler tun müsse, um die größtmöglichen Fortschritte zu machen, antwortet die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Studiere den Buchstaben gründlich, und nimm den Geist in dich auf” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 495). Diese Worte können nicht mißverstanden werden; aber der Studierende sieht nicht immer die große Notwendigkeit ein, beiden von diesen Anforderungen nachzukommen. An andrer Stelle des erwähnten Buches schreibt Mrs. Eddy: „Der Buchstabe der Wissenschaft erreicht die Menschheit heute in reichem Maße, ihr Geist aber kommt nur in geringen Graden. Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft ist Liebe” (S. 113).
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