Seit acht Jahren litt ich an einem schweren Nervenleiden, das mich fast dauernd arbeitsunfähig machte. Ärzte konnten mir nicht helfen. Ich versuchte es mit dem Naturheilverfahren und Vegetarismus und verspürte wohl etwas Erleichterung, aber Heilung brachte mir das nicht. Die strengen Obst- und Fastenkuren, die ich durchmachte, hatten nur den Erfolg, daß statt der Herzstörungen schwere Magenstörungen austraten. Ich war zum Skelett abgemagert und eine vollständige Ruine. Zeitweise trat scheinbare Besserung ein, aber die geringste Kleinigkeit warf mich wieder aufs Krankenbett. Letzten Sommer bekam ich noch Lähmungserscheinungen, die in Starrkrampf auszuarten drohten. Das Leben schien mir die Hölle selbst.
In diesem Zustand der höchsten Not und seelischer wie körperlicher Qualen kam mir Hilfe von Gott. Durch einen Freund war ich schon seit einiger Zeit auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht worden. Ich bat eine ausübende Vertreterin in Hamburg schriftlich um Beistand, der mir auch in überaus liebevoller und aufopfernder Weise zuteil wurde. Schon nach dem ersten Besuch schwanden die Anfälle vollständig, und Furcht und Sorge machten der Ruhe und dem Frieden Platz. Nach vierzehn Tagen schwand auch die Herzschwäche, so daß ich wieder aufstehen konnte.
Nun glaubte ich aus eigner Kraft weiterzukommen und wurde nachlässig im Studium des Lehrbuchs. Die Folge war ein Rückfall, dessen schlechte Wirkung erst durch die geduldigen und liebevollen Bemühungen der Praktikerin behoben wurde. Als sie mich besuchte, fühlte ich mich wieder recht elend und so schwach, daß ich kaum sprechen konnte. Die Vertreterin trat jedoch mutig dem Irrtum, genannt Krankheit, entgegen und forderte mich auf, mit ihr nach dem Lesezimmer zu fahren. Seit vielen Wochen hatte ich nicht die Straßenbahn benutzen noch überhaupt in die Stadt gehen können. Ietzt bekam ich aber wieder Glauben und Vertrauen. Ich zog mich an und ging. Zuerst wollte mich die Schwäche überwältigen. Aber das Bewußtsein von Gottes Allmacht und Allgegenwart und dem Einssein des Menschen mit Ihm gab mir wunderbare Kraft. Als wir im Lesezimmer ankamen, war jede Schwäche und das Gefühl der Krankheit verschwunden. Ein Kraftgefühl durchströmte meinen Körper, und ich konnte nicht umhin der Vertreterin zu sagen: „Ietzt bin ich ganz gesund.” Nachdem ich einige Zeit im Lesezimmer gelesen hatte, fuhr ich allein nach Hause und konnte zum erstenmal wieder ordentlich essen und danach schlafen. Seitdem ging es mit jedem Tag besser. Zwei Tage nach dieser Heilung besuchte ich den Gottesdienst, am Mittwoch darauf die Abendversammlung und am Freitag, also eine Woche nach meiner Heilung, fuhr ich nach Posen, um meine neue Stellung anzutreten.
Ich halte jetzt mit Leichtigkeit den schweren Dienst eines landwirtschaftlichen Inspektors aus, esse alles, was mir schmeckt, und bin in den paar Wochen so kräftig und muskulös geworden, daß sich alle darüber wundern. Das Bewußtsein der Krankheit und Schwäche ist vollständig verschwunden. Hinzufügen will ich noch, daß ich vier Tage nach meiner Heilung bei der militärärztlichen Untersuchung als „garnisondienstfähig” für die Infanterie befunden wurde, während ich vorher nicht einmal „arbeitsverwendungsfähig” war. Erwähnen muß ich ferner, daß während derselben Zeit meine Schwester durch Fernbehandlung von einer akuten, hartnäckigen Knieentzündung geheilt wurde, nachdem sie medizinische Mittel und Naturheilverfahren vergeblich versucht hatte.
Als ich den wahren Gott, den wahren Menschen und das wahre Sein erkannte und lernte, meinen eignen Willen vollständig dem göttlichen zu unterordnen, wurde alles besser. Ich bin Gott für Seine wunderbare Führung unendlich dankbar, denn mir ist nicht nur Gesundheit sondern auch ein Glück und eine Zufriedenheit zuteil geworden, wie ich sie früher, als mich noch der materielle Traum umfing, nicht kannte.
Nächst Gott gebührt mein Dank unsrer Führerin, Mrs. Eddy, und meiner Helferin in der Christlichen Wissenschaft. Aus den dunkeln Tiefen des Irrtums in allen seinen Formen hat mich diese Lehre emporgeführt zum ewigen Licht der Wahrheit. Statt der vermeintlichen Freuden und Leiden der Materie erlebe ich jetzt täglich und stündlich himmlische Freuden des Geistes, habe Teil an seiner unendlichen Liebe und Güte, durch die wir allein Kraft und Gesundheit, Glück und Frieden erlangen können.
Dominium Bialtsch, Posen, Deutschland.
