Ein Soldat, der auf der Wacht steht, hat die strenge Pflicht, einem jeden, der sich ihm naht, mit einem „Halt, wer da!” entgegenzutreten und nur diejenigen durchzulassen, die dazu ein Recht haben und dies durch die Angabe des Paßwortes beweisen können, solche aber, die nicht zum Durchgang berechtigt sind, zurückzuweisen, oder im Fall eines Angriffs die Besatzung zu alarmieren. Denen, die Vorpostendienst verrichten, gilt ganz besonders die Ermahnung des Apostels Petrus: „Seid nüchtern und wachet.” Wachsamkeit bedeutet Enthaltsamkeit vom Schlaf während der gewöhnlichen Ruhezeit, und Nüchternheit bedeutet Enthaltsamkeit vom Genuß berauschender Getränke zu jeder Stunde. Der zuverlässige Wachtposten ist rasch in Blick und Tat. Er erfüllt seine Pflicht gewissenhaft, und seine Zuverlässigkeit wird nicht von Unmäßigkeit oder von der Neigung zum Schlaf beeinträchtigt. Von seiner Treue hängt die Sicherheit des ihm vertrauenden Lagers ab.
Unser Kirchenhandbuch ermahnt in Artikel VIII, Abschnitt 6 einen jeden von uns, Wache zu stehen, damit das Bewußtsein vor Berauschung oder Trägheit beschützt werde. Dieser Abschnitt ist mit dem Wort „Pflichttreue” überschrieben; er weist uns auf die Notwendigkeit hin, uns täglich vor aggressiver mentaler Suggestion zu schützen, die das Bewußtsein zu vergiften und zu berauschen sucht, bis Unvernunft und Widerspenstigkeit die Oberhand gewinnen oder einen Zustand der selbstzufriedenen Stumpfheit verursachen, in welchem das Opfer „seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit” vergißt und versäumt. Ein jeder, der Christlicher Wissenschafter sein will, muß diese Dinge verstehen. Würde er irgendeiner andern Konfession beitreten, so hätte er nichts weiter nötig als gewissen formulierten Glaubensbekenntnissen und Lehren beizustimmen, oder sich bereit zu erklären, an gewissen regelmäßigen Bräuchen teilzunehmen. Um aber ein Christlicher Wissenschafter zu werden, ist mehr nötig als mentales Beipflichten. Es erfordert ein dem Dienste Gottes geweihtes Leben; es bedeutet, daß man auf der Seite des Prinzips Dienste genommen hat; und vom Augenblick der Anwerbung an muß der neue Streiter Christi alles bekämpfen, was Feindschaft gegen das Prinzip bedeutet—mit andern Worten, alles, was „eine Feindschaft wider Gott” ist. Wo ist nun der Kampfplatz? Er ist inwendig, denn die Waffen des Irrtums sind gegen das Kommen des Reichs Gottes gerichtet. „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hie! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.”
Steht uns Sieg in Aussicht? Ja gewiß, denn „der Erstgeborne ... unter vielen Brüdern” hat ihn bereits errungen. In bezug auf Jesu Kampf vor seinem Sieg sagt Mrs. Eddy: „Verlassen von allen, die er gesegnet hatte, auf der höchsten Stelle der Macht, vom Himmel mit der größten Verantwortlichkeit betraut, war dieser treue Wächter Gottes bereit, durch die Erneuerung des unendlichen Geistes verwandelt zu werden. Er sollte beweisen, daß der Christus materiellen Bedingungen nicht unterworfen ist, sondern über dem Bereich menschlichen Zornes steht und fähig ist, durch Wahrheit, Leben und Liebe über Sünde, Krankheit, Tod und das Grab zu triumphieren” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 49).
Nun ist es aber viel besser, ein Gemüt rein und unbefleckt zu erhalten, damit die Wahrheit durchscheinen könne, als mit dem Teufel zu kämpfen, wie der heilige Antonius oder Dr. Martin Luther, denn ein solcher Kampf läßt ersehen, daß man den Versucher hereingelassen hat. Viel besser ist das wissenschaftliche Verfahren, nur dem Guten als etwas Wirklichem Einlaß zu gewähren und sich ein unerschütterliches Vertrauen auf die Wahrheit zu wahren. Dadurch wird man vor dem Angriff jeder Lüge und jedes Lügners geschützt. Ie mehr der Arbeiter ein Mann der Wahrheit ist, desto mehr Kraft hat er. Er betet: „Führe uns nicht in Versuchung,” und erwartet den Weg aufwärts zu gehen, ohne dem Teufel Platz einräumen zu müssen. Wer sich nur versuchsweise mit der Christlichen Wissenschaft befaßt, öffnet der Versuchung Tür und Tore und tändelt mit der mentalen Suggestion. Die Neugierde verleitet ihn zu dem Glauben, daß er etwas versäume, wenn er nicht auf die Darlegungen des Irrtums horcht und auf die Einzelheiten materieller Methoden eingeht. Wird es dann nötig, rasch zu handeln, so ist er müde und schläfrig vom Mesmerismus und wird besiegt, statt zu siegen—es sei denn, er protestiert nachdrücklich und gewinnt somit als Protestant seine Freiheit.
Mrs. Eddy sagt von zweien unsrer Zeitschriften, die sie gegründet hat: „Die zweite nannte ich Sentinel [Wachtposten oder Schildwache], damit sie über Wahrheit, Leben und Liebe Wache halte; die dritte nannte ich den Herold der Christian Science, damit sie die universale Tätigkeit und Anwendbarkeit der Wahrheit verkünde” (Miscellany, S. 353). Wenn diese beiden Zeitschriften samt den übrigen ihren Zweck erfüllen, helfen sie dem ernstgesinnten Leser, über sein eignes Leben Wache zu halten.
