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„Der ist wie ein Baum“

Aus der Oktober 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer von uns, der je in einem großen Walde gestanden und an den mächtigen Tannenriesen, wie sie im Osten wachsen, an den Fichten und Hemlocktannen des Nordens, den Mammutbäumen der pazifischen Küste, oder den Mahagoni- und Palisanderbäumen und Zedern des fernen Südens emporgeschaut hat, ist nicht von diesem Anblick überwältigt worden? Und als wir dann durch den Baldachin von grünen Zweigen hindurch in die Unendlichkeit eines herrlich blauen Himmels schauten; als wir durch den Tempel der Natur wandelten, der mit Licht und Schatten verziert und von dem munteren Gezwitscher der Nestlinge und dem zärtlichen Ruf der Vogelmutter erfüllt war, konnten wir da anders, als frohen und freudigen Herzens des holden Sängers Israels gedenken, besonders seines herrlichen Sinnbildes im ersten Psalm, wo der gottesfürchtige Mensch mit einem Baum verglichen wird, der „gepflanzet [ist] an den Wasserbächen“? Wenn man diesen Vergleich näher betrachtet, so sieht man immer mehr ein, wie treffend er ist, und man findet von neuem Ursache zur Dankbarkeit gegen Gott sowie gegen die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft für die Wegweiser der Wahrheit in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ die uns befähigen, so viel Schönes, Erfrischendes und Nützliches in der Bibel zu sehen, in dem Buch, das vielen von uns ehedem aus Mangel an Verständnis so reizlos und unbefriedigend vorkam.

Die Lehre, die in obenerwähnter Schriftstelle enthalten ist, wird erst dann in vollem Maße verstanden, wenn man den Zustand erkennt, der notwendig ist, um die Segnungen des Wachstums und der Festigkeit zu empfangen, die, wie der Psalmist sagt, „wie ein Baum“ sind. Es liegt am Tage, daß ein Verständnis vom göttlichen Gesetz sowie Liebe zu diesem Gesetz und Gehorsam gegen dasselbe absolut notwendig sind, ehe man den Segen des Gesetzes Gottes empfangen kann. Daher sagt Mrs. Eddy (No and Yes, S. 30): „Das Gesetz Gottes besteht in drei Worten:, Ich bin alles‘; und dieses vollkommene Gesetz ist stets zur Hand, um allen Anspruch auf ein anderes Gesetz zurückzuweisen.“ Ein teilweises Verständnis von diesem Gesetz sowie der liebevolle Wunsch, ihm zu gehorchen, dies ist das offene Geheimnis des Glücks der Christlichen Wissenschafter auf der ganzen Welt. Dies war das Ideal, auf das sich Jesus stützte; dies ermöglichte die große Entdeckung, die unsere Führerin machte; dies erklärt die Hoffnung des Moses, die Inspiration des Petrus und des Paulus, das Lied Davids, der mit prophetischem Blick die Scharen der von falschen Annahmen Erlösten, der Triumphierenden, der Fruchtbaren, der Ausharrenden erblickte und von geistiger Erkenntnis erfüllt ausrief: „Der ist wie ein Baum, gepflanzet an den Wasserbächen, der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät wohl.“

Nirgends tritt die Angemessenheit des vorliegenden Vergleichs klarer zutage als in dem Umstand, daß Stürme die Wurzelentwicklung eines Baumes eher fördern als hindern. Schüttelt der Wind den Baum, selbst wenn er noch jung ist, so wird die Erde locker, die Wurzeln dringen tiefer ein und klammern sich fester an die Erde; und ehe der Baum noch ausgewachsen ist, schüttelt er lachend seine Blätter im Sturm und schwelgt in der Freunde des Überwindens. Gäbe es zu Beginn des Wachstums eines Baumes keine Stürme, so könnte er, auch falls er voll entwickelt zu sein scheint, keinem starken Wind widerstehen.

Die Obstgärtner haben beobachtet, daß bei beständigem Bewässern die Wurzeln eines Obstbaumes müßig nahe an der Oberfläche bleiben, um das ihnen so freigebig verabreichte Wasser zu empfangen; und wenn dann der Baum mit Früchten beladen ist, kommt es oft vor, daß er wegen seines eigenen Gewichts und aus Mangel an tiefgehenden Wurzeln umfällt. Zum Schutz des Baumes selber gibt ihm daher der Obstgärtner kein Wasser, damit die Wurzeln tiefer in die Erde eindringen; denn indem diese gezwungen werden, ihre Nahrung selbst zu suchen, erlangen sie die für einen fruchttragenden Baum notwendige Festigkeit. Freute sich nicht Paulus deshalb über Leiden, Trübsal und schwierige Probleme, weil ihn diese Prüfungen zu Gott trieben? Ob der Angriff des Irrtums Sturm oder Dürre, Krankheit oder Beschränkung genannt wird, wir sind dank der Christlichen Wissenschaft imstande, die Annahme unter irgendeinem Namen als eine Gelegenheit zu erkennen, uns das Gesetz der Allheit Gottes zu beweisen. Durch dieses frohe Früchtetragen wird der Glaube erhoben, das Vertrauen faßt in der Erkenntnis Wurzel, daß das Gute die einzige Macht ist, und freudig erkennen wir an, daß wir „wie ein Baum“ sein werden.

Dieser Baum, von dem der Psalmist sprach, war „gepflanzet an den Wasserbächen,“ d.h. in tiefer, fruchtbarer Erde, wo alle seine Bedürfnisse befriedigt wurden. Im Glossarium zu Wissenschaft und Gesundheit (S. 585) finden wir folgende Begriffserklärung: „Erde. Eine Kugel; eine Verbildlichung der Ewigkeit und Unsterblichkeit, die zugleich ohne Anfang oder Ende sind.“ Der Mensch wurzelt im ewigen Gesetz des Gemüts, in der Unsterblichkeit, die sich im Zusammenbestehen mit dem Vater offenbart. Wenn der Mensch auf den fruchtbaren Feldern des Lebens gepflanzt ist, sich wegen seiner Versorgung an Gutem auf das Prinzip verläßt und die Tatsache erkennt, daß das Gute nirgends anders zu finden ist, so faßt er tief Wurzel im ewigen Leben, statt sich eine sterbliche und vergängliche Vorstellung vom Leben zu machen, und er erklärt dann, daß er „Lust zum Gesetz des Herrn“ hat.

Um das gleichmäßige Wachstum und das Früchtetragen eines Baumes zu fördern, muß er auch beschnitten werden. Wer von uns hat nicht schon einem Gärtner bei seiner Arbeit zugeschaut und gegen den unbarmherzigen Gebrauch der Säge und Scheere an Baum und Rebe Einwand erhoben? Es wurde uns jedoch gesagt, daß die Sonne jeden Teil des Baumes erreichen müsse, daß alle unnützen und verdorrten Äste abgehauen werden müßten, daß der Baum dies im Interesse seiner Kraft und Fruchtbarkeit verlange. Bloßes Reden über das Wesen der Wurzel, in die der Stamm gepfropft wurde, oder eine Berufung auf den Obstgärtner, der die Bäume gesetzt und aufgezogen hat, hilft dem Baum nichts; er muß beschnitten werden. Wie entschieden und klar sind doch die Worte des Paulus: „Solches aber, lieben Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet um euretwillen, daß ihr an uns lernet, daß niemand höher von sich halte, denn geschrieben ist, auf daß sich nicht einer wider den andern um jemandes willen aufblase.“

Das Herumgeben von Notizen, die nicht autorisiert sind, die Anwendung vorgeblicher „Gebete“ und das Empfehlen von Büchern zweifelhaften oder fraglichen Ursprungs, dies sind „Kinder des Unglaubens“— verdorrte Zweige, die abgehauen und „ins Feuer geworfen“ werden müssen. Ehren wir nicht erst dann die Wahrheit, die uns unsere liebe Führerin geoffenbart hat und die uns durch geduldige und liebevolle Lehrer wiederholt wird, wenn das, was sie uns wirklich gesagt haben, in unserer eigenen rechten Lebensführung, in unserer eigenen Wiederspiegelung des einen Gemüts Früchte trägt? Dieses Früchtetragen ist gewiß nichts anderes als die Wiederspiegelung des göttlichen Gemüts im Einzelbewußtsein. Und das göttliche Gesetz, wie es durch das Handbuch Der Mutter-Kirche geoffenbart wird, ist das Gartenmesser für menschliche Ausschreitungen jeder Art. Unter seiner Wirkung muß falsches Denken zuletzt verschwinden, und wer die göttliche Liebe in höchstem Maße zum Ausdruck bringt, wird am ehesten von lästigen und unnützen Zweigen befreit werden.

In den halb tropischen Gegenden Mexikos und in gewissen Gegenden Zentralamerikas gibt es einen herrlichen Waldbaum, den die Eingeborenen „Al Suprema“ nennen, d.h. „an den Erhabenen.“ Die Zweige dieses Baumes wachsen eng beieinander, haben breite Blätter und streben alle nach oben. Sein Wuchs ist stattlich, sein Schatten erfrischend. Dazu ist sein Kernholz sowohl in als außer der Erde äußerst widerstandsfähig. Es sind Fälle bekannt, wo Pfähle aus diesem Holz, nachdem sie ein halbes Jahrhundert in der Erde gewesen, noch so gesund waren, daß sie zu Bauzwecken verwendet werden konnten. Die Eingeborenen sagen von diesem Baum auf ihre eigenartige Weise: „Er versteht nichts vom Faulen,“ ja manchmal hört man die Bemerkung, sein Holz halte sich hundert Jahre lang oder noch länger und werde dann zu Stein.

Brennt „nicht unser Herz in uns,“ wenn wir an die wunderbare Wahrheit und Schönheit der Worte des Psalmisten denken? Der Mensch, der in der unsterblichen Wahrheit wurzelt und stets dem erhabenen Guten zustrebt, währet ewiglich! Wer „durch die Liebe eingewurzelt und gegründet“ ist und in Sturm oder Stille beharrlich wächst und die Früchte des Geistes trägt, „der ist wie ein Baum.“

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