Wer die reine Metaphysik in den allgemeinen Schulen und höheren Lehranstalten studieren will, wird niemanden finden, der ihn richtig unterweisen kann, und zwar deshalb, weil die Metaphysik, die uns in den gewöhnlichen Lehrbüchern geboten wird, auf dem Zeugnis der physischen Sinne beruht und nicht über das Physische hinausgeht. Und doch ist es gerade das Übersinnliche, was in dem Wort Metaphysik zum Ausdruck kommt. Metaphysisches Erfassen bedeutet die Einsicht in das reine Gemüt, nicht das Sehen mit den Augen, noch das Hören mit den Ohren, noch eine traurige oder frohe Gemütsbewegung, die im Nervensystem vibriert. Gelehrte Professoren haben nach besten Kräften versucht, alle die Angaben über physische Störungen und Freuden, über Kraftäußerung und Krankheit, über Leben und Tod zu ordnen und in ein System zu bringen, aber es stellt sich dabei die Richtigkeit folgender Worte aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 549) immer wieder heraus: „Hier gipfeln die materiellen Forschungen in so vagen Hypothesen, wie sie falsche Systeme notwendigerweise begleiten müssen, die sich auf die Physik stützen und der Metaphysik entbehren.“
Wenn wir die Vergangenheit der anerkannten Systeme betrachten, so sehen wir, wie eine jede Zeitperiode die Theorien der vorhergehenden verwarf, und dann ging das Raten wieder von vorne an. Die Welt samt ihren verblüfften Gelehrten und müden und unbefriedigten Volksmassen wartete auf die wahre Metaphysik, welche dann durch die Christliche Wissenschaft entfaltet wurde. Dies geschah dadurch, daß Mrs. Eddys Entdeckung und Heilung es ihr möglich machte, ihr System auf dem Gemüt aufzubauen. Sie sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 279): „Jedes System menschlicher Philosophie, Glaubenslehre und Medizin ist mehr oder weniger von der pantheistischen Annahme infiziert, daß Gemüt in der Materie ist; aber diese Annahme widerspricht der Offenbarung, sowie der gesunden Vernunft. Zu einem logischen und wissenschaftlichen Schluß gelangt man nur durch das Wissen, daß es nicht zwei Grundlagen des Seins giebt, Materie und Gemüt, sondern nur eine — nämlich Gemüt.“
Es gibt verschiedene Namen für das Gegenteil von der Metaphysik — für das, was sich eine Nachahmung oder ein Surrogat nennt. Gerade um die Zeit, als Amerikas Unabhängigkeit erkämpft wurde, machte Mesmer in Deutschland auf den tierischen Magnetismus aufmerksam, und dadurch erhielten wir den Ausdruck Mesmerismus. Dieses Wort bekam bald einen üblen Klang, und das Verlangen nach einem hochtönenden Namen brachte uns das Wort Hypnotismus. Eine Zeitlang erfreute sich der Hypnotist eines gewissen Ansehens, und die Ärzte taten sich damit groß, daß sie diesen geheimen mentalen Einfluß auf ihre arglosen Patienten ausübten. Seither hat die Welt einsehen gelernt, daß weder dem Mesmerismus noch dem Hypnotismus zu trauen ist, und diejenigen die im geheimen Böses wirken, indem sie den Willen des Fleisches und den Willen des Menschen zur Geltung bringen wollen, mußten sich daher hinter einem neuen Namen verstecken. Und so kam der Ausdruck Psychologie in Gebrauch, um die mesmerischen und hypnotischen Methoden der mentalen Suggestion zu maskieren. Etymologisch erklärt kann man sie die gesamte Gelehrsamkeit nennen, die von der Tierseele handelt, von der in dem zweiten Bericht über die Schöpfung die Rede ist. In diesem Bericht lesen wir, Gott habe den Menschen aus Erde geschaffen und diesem Abbild den Odem des Lebens eingeblasen, so daß es „eine lebendige Seele“ wurde.
Dieser chaldäischen Überlieferung zufolge bestände der Mensch aus einem Körper, dem eine Seele innewohnt; er wäre ein Teil der Schöpfung, der von seinem Ursprung abgesondert ist. Sodann läßt diese Darlegung ersehen, daß eine völlige Trennung von Gott unausbleiblich war. Eine derartige Gelehrsamkeit, in ein sogenanntes wissenschaftliches System gebracht, welches Mittel und Wege zu lehren sucht, um das Vorhandensein der Seele im Körper und die Herrschaft über den Körper seitens der ihm innewohnenden „Tierseele“ verständlich zu machen, kann nie zu einer Erkenntnis Gottes und Seiner geistigen, harmonischen Schöpfung führen. Christus Jesus offenbarte seine eigene Harmonie mit dem Schöpfer, als er sagte: „Ich bin vom Himmel kommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern des, der mich gesandt hat.“ Er erkannte deutlich die Wahrheit in bezug auf das geistige Leben, daß der Mensch in der Seele lebt, sich in ihr bewegt und in ihr sein Dasein hat. Ein Mensch nun, der sich für eine in einem Körper wohnende Seele hält, sagt: „Mein Ruhm besteht darin, daß ich meinem eigenen Willen gemäß handele und andere zwinge, sich demselben zu unterwerfen.“ Der vorgebliche Welteroberer steht vor seiner Schädel-Pyramide, wie Timur in Damaskus, und freut sich seiner Macht, Böses zu tun. Christus Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun.“
Die Eroberer des Altertums prahlten mit ihren offenkundigen Übeltaten. Das ränkevolle und wollüstige Tiergemüt unserer Tage sucht vermöge seines Werkzeugs des menschlichen Gehirns auf heimliche Weise Böses zu tun. Sein stilles Gebet lautet: „Mein Wille geschehe,“ und es glaubt, sein Wunsch nehme im Verhältnis zu der Zahl derer, die mit demselben übereinstimmen, an Macht zu, wie die Kraft einer elektrischen Batterie durch hinzugefügte Kleistsche Flaschen verstärkt wird. Es ist jedoch durchaus harmlos, und die Macht der Malpraxis wird nicht durch hinzugefügte Einheiten vermehrt. Es ist gerade als ob man einer Null noch mehr Nullen hinzufügte — ein großer Aufwand, aber nichts dahinter. Diejenigen, die im Geiste leben, sind für den vermeintlichen Einfluß oder die vorgebliche Macht sterblicher Gemüter nicht empfänglich. Was tut es also, wenn Auskunftsquellen vom sterblichen Gemüt vergiftet werden? Was kann es schaden, wenn der hypnotische Einfluß rast und der Psycholog sich vornimmt, was umsonst ist, indem er danach trachtet, die Vorstellung aller Menschen zu beherrschen, bis diese ihm aus Furcht Achtung erweisen und einem menschlichen Gemüt, das sich selbst erhöht und den Thron Gottes einzunehmen behauptet, Macht zuschreiben? Seien wir vernünftig. Laßt uns Vertrauen haben auf das erneute Christentum; laßt uns den Gesichtspunkt einnehmen, den dessen Gründer einnahm, als er den Satan vom Himmel fallen sah gleich einem Blitz — in einem Augenblick entthront und gestürzt.
Die Metaphysik ist so rein wie das freundliche Tageslicht. Sie ist die wahre „Psychologie oder die Wissenschaft des Geistes, Gottes,“ nach Mrs. Eddys Erklärung (Wissenschaft und Gesundheit, S. 369). Ihr Geheimnis ist nichts anderes als „das gottselige Geheimnis,“ welches die Gottlosen nicht ergründen können, bis sie Buße getan haben. Mesmerischer und hypnotischer Einfluß ist im Finstern ausgeübt worden, aber der Scheinwerfer der Wahrheit leuchtet bereits in seine Verstecke und beraubt ihn seiner Heimlichkeit und Macht. Es ist Tatsache, daß ein ehrenhaftes Volk besonders arglos ist. Es nimmt Austauschprofessoren an und läßt seine Jugend von ihnen unterweisen, ohne zu ahnen, daß diese Gesandten angewiesen worden sind, die Schwachheiten der Nation auszukundschaften und die Einheit des Volkes im geheimen anzugreifen. Wenn nun einer dieser Gesandten damit prahlte, daß er seit einem Jahrzehnt den Gedankenstrom in Amerika durch die Presse gefärbt habe, so war das Ende aller derartiger Versuche eine todbringende Enttäuschung. Wir leben in einer Zeit, in welcher böse Werke offenbar werden, weil das Licht immer heller scheint. Durch zunehmende Heilbeweise offenbart die Christliche Wissenschaft Gott als den Freund, den Abraham kannte, als den „Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi,“ als unseren Vater im Himmel. Daher erweisen sich die psychologischen Theorien in bezug auf einen Gott des Schreckens, der sich angeblich in dem jüngsten Kaiserreich kundtut, als lauter menschliche Erfindungen.
Diejenigen, die die Christliche Wissenschaft betätigen, erkennen Gott als das alleinige Gemüt an. Sie trachten danach, Gottes Werke zu tun, dem Vorbild Jesu gemäß. Dadurch werden sie vom Teufel, vom sterblichen Gemüt und seinen Werken erlöst. Sie erkennen, wie töricht es ist, an ein von Gott getrenntes Gemüt zu glauben, an eine Seele, die abgesondert in einem Körper wohnt, welcher bösen Einflüssen preisgegeben ist. Sie finden das Leben in der Seele. Das Gemüt ist ihre Intelligenz und die göttliche Liebe ist ihre Weisheit. Der Vater im Himmel sorgt für ihre Gesundheit und ihren Frieden. So offenbart die wahre Metaphysik, daß der Mensch nicht von seinem Schöpfer getrennt werden kann und daß er die Absichten des Guten ausarbeitet. Der wahre Mensch wirkt stets gemeinschaftlich mit Gott. Nie kann die Finsternis die Sonnenstrahlen beeinträchtigen, wohl aber verscheuchen die Sonnenstrahlen die Finsternis. Ebensowenig kann sich ein böser Einfluß dem Menschen nahen, der gleich einem Sonnenstrahl von der Seele ausgeht und doch eins ist mit ihr.