In der Metaphysik bedeutet Arbeit keine Plackerei sondern Tätigkeit, keine Beschwerde sondern Ausführung. Kein Fluch ruht auf ihr. Die Menschen verdienen ihr materielles Brot im Schweiß ihres Angesichts; aber ein frohes Herz macht ihnen das Brot vom Himmel zugängig, das ihnen Kraft gibt zur Arbeit. Von diesem Nahrungsmittel sagte Jesus: „Ich habe eine Speise zu essen, da wisset ihr nicht von.“ Die Jünger waren schwer von Begriff und meinten, es habe ihm jemand Speise gebracht, weshalb er ihnen seine Worte erklären mußte. Er sagte: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat.“
Nun kann man aber nicht richtig arbeiten, wenn man nicht wacht, denn richtiges Arbeiten führt das Reich Gottes herbei, und es gibt Feinde zu überwinden. Jesus sagte: „Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden. .. kämpfen“— d. h. um das Reich dieser Welt aufrechtzuerhalten. Und das ist es gerade, was die Diener des Reichs dieser Welt am eifrigsten tun. Sie kämpfen gegen alles, was die Macht und das Ansehen dessen, woran sie glauben, vermindert oder vernichtet. Deshalb widersetzen sie sich dem Kommen des Reichs Gottes und machen Pläne, wie sie diejenigen, die auf das Kommen der Christus-Herrschaft hinarbeiten, in ihre Falle locken und deren Werk hindern können.
Die bildliche Beschreibung von dem Fürsten, „der in der Luft herrschet,“ dem Geist, „der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens,“ weist auf unsichtbare Konflikte und Einflüsse hin. Gegen diese Einflüsse muß man sich stets vorsehen, denn durch Schlauheit, Betrug und Hinterlist suchen sie Herrschaft auszuüben. In den Feldlagern und auf den Schiffen ist man fortwährend auf der Hut; Stunde für Stunde bewahren wachsame Augen und intelligente Tätigkeit das Wohl der Gesamtheit vor heimlichen Angriffen oder anderen Gefahren. Auch der tätige Metaphysiker darf nie das Wachen versäumen. Mrs. Eddy schreibt (Miscellany, S. 232): „Kann das Wachen, wie Christus es verlangt, dir schaden? Keineswegs. Sollte man darum nicht auf der Hut sein vor dem negativen Wachen, d. h. vor Unwachsamkeit, und sich den Geist der wahren Wachsamkeit aneignen, ja den Geist des Gebotes unseres Herrn? Dies ist gewiß die wahre Bedeutung.“ Man darf die genaue Regel über das Wachen nie aus dem Auge verlieren. Unsere Führerin macht die Arbeiter wiederholt auf den Ausspruch auf Seite 442 ihres Buchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ aufmerksam: „Christliche Wissenschafter, seid euch selbst ein Gesetz, daß euch die mentale Malpraxis nicht schaden kann, weder im Schlaf noch im Wachen.“
Um sowohl zu arbeiten wie zu wachen, muß sich der intelligente Arbeiter fortwährend die Tätigkeit des Gebetes zunutze machen. Das will mehr heißen als eine Bitte um eine glückliche Vollendung des Werkes. Es bedeutet den Umgang mit dem Wirkenden, gemäß der Worte Jesu: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch.“ Mrs. Eddy drückte sich über den Wert und die Wirksamkeit des Gebetes sehr deutlich aus. Sie fühlte das Bedürfnis, in der Stille mit dem Gemüt in Gemeinschaft zu treten, gleich unserem Meister, wenn dieser vor Tagesanbruch auf einen Berg stieg, um zu beten, oder wenn er in stiller Nacht unter dem klaren Sternenhimmel mit dem Ewigen in Umgang stand, der da kann „den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit,“ ja der die Sterne gemacht hat. Viel Wahres ist über das Gebet geschrieben worden. Der Dichter, der es des Christen Lebensodem nannte und der erklärte, der Christ gehe „mit Gebet in den Himmel ein,“ hat vielleicht die in seinen Worten liegende große Wahrheit selber nicht völlig erkannt. In den Himmel eingehen bedeutet in der gewöhnlichen Sprache Auflösung. In der Metaphysik ist damit die Erkenntnis dessen gemeint, was wirklich ist. Wir gehen dadurch in den Himmel ein, daß wir eins werden mit „des Menschen Sohn, der im Himmel ist.“ Jesus sagte: „Niemand fähret gen Himmel, denn der vom Himmel herniederkommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist.“
Das Gebet vereinigt uns also mit dem Prinzip, und das unmittelbare Ergebnis ist freudige Tätigkeit. Diese Tätigkeit ist so freudvoll, daß sie von dem Arbeiter beschützt wird. Bei ihm gibt es keine Stumpfheit, auf die der Hypnotismus einwirken könnte. Er bedient sich bei seiner Arbeit nie des menschlichen Willens, wie der Mesmerist es tut, und kann daher nicht dem Malpraktiker zum Opfer fallen. Wie wahr sind doch die Worte Mrs. Eddys in einem ihrer Gedichte, (Poems, S. 6) wenn sie von dem wahren Metaphysiker sagt:
Der Pfeil der die Taube trifft,
Entfleucht nicht dem, der da wacht und liebt.
Er verschließt den materiellen Suggestionen das Tor des Gehörs. Er läßt es nicht zu, daß die Augenlust ein falsches mentales Bild mache, und er verweist dem Wissensstolz die Suggestion: „Und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Indem er in dieser Weise arbeitet, wacht und betet, überwindet er die Welt, das Fleisch und den Teufel.