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Geborgenheit

Aus der November 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Der einundneunzigste Psalm ist seit Jahrhunderten in Stunden der Not die Zuflucht des Christen gewesen. Sollten wir aber diesen nach dem Grund dafür fragen, so würde ihm wahrscheinlich seine Erklärung mißlingen. Vielleicht sagt er uns, dieser Psalm sei Gottes Botschaft an die leidende Menschheit, er sei von der Verheißung des göttlichen Schutzes durchdrungen, und hundert andere Dinge. Ist er aber auf dem Meer in der Zone der Unterseeboote, oder unter den Bombenlöchern im „Niemandesland,“ so zieht er es wohl vor, sich in ersterem Fall auf den Schutz eines Torpedozerstörers und im zweiten Fall auf einen schützenden Feuerwall zu verlassen. Zur weiteren Erklärung würde er ganz naturgemäß sagen, Gott habe den Menschen dem Verstand gegeben, vermöge dessen sie sich schützen könnten, und der Zerstörer und der Feuerwall seien die Bekundungen dieses Verstandes. Nichtsdestoweniger weiß er, daß dieses Folgern unrichtig ist, und wenn er in die Enge getrieben wird, hilft er sich durch die offene Erklärung heraus, daß gläubiges Vertrauen etwas sei, was er weder erklären noch verstehen könne. Der Verfasser des Psalms riet seinen Lesern nicht, sich auf materiellen Scharfsinn zu verlassen, sondern unter dem Schirm des Höchsten zu sitzen, worauf er die Zusicherung folgen ließ: „Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.“

Soll nun, was gewiß klar genug ist, dieser Schutz unter dem Schirm des Höchsten heute für diejenigen praktischen Wert haben, die zur See gehen oder die in der Schlacht ihr Leben daransetzen, dann muß er höherer Art sein, als ihn der blinde Glaube gewährt, den St. Gregorius der Menschheit als den einzig wahren Glauben anbefahl. Die Worte des Psalmisten hatten gewiß etwas zu bedeuten, und diese Bedeutung wurde von Jesus Christus und seinen Nachfolgern in eine Sprache übersetzt, die weniger altertümlich war als die Verse des Dichters, mehr wissenschaftlich als die rednerischen Bilder des Propheten. Wir lesen: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede,. .. werdet [ihr] die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Ferner: „Aber es möchte jemand sagen: Du hast den Glauben, und ich habe die Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. ... Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, daß der Glaube ohne Werke tot sei?“

Solche Aussprüche bringen gewiß leere Einwände zum Schweigen. Wissen ist ganz etwas anderes als raten, auch hat es nichts gemein mit dem blinden Glauben an die Echtheit der Erfahrungen anderer. Es ist das Ergebnis selbst demonstrierter Erfahrung. Ein Mensch mag an eine anerkannte Voraussetzung glauben, weil er sie in der Theorie für richtig hält; aber die Erkenntnis von der Wahrheit dieser Theorie erlangt er erst dann, wenn er sie demonstriert, oder, wie Jakobus sagt, wenn er seinen Glauben durch seine Werke beweist. Dann rückt sein Glaube zur Erkenntnis vor, und in dem Maße, wie er die Richtigkeit seiner Throrie beweist, wird diese Kenntnis exakt und wissenschaftlich. Er besitzt die volle, genaue und deshalb wissenschaftliche Erkenntnis Gottes, des Christus und der Wahrheit, die Erkenntnis, auf welche die Verfasser des Neuen Testaments ihre Leser so nachdrücklich hinweisen und die so wissenschaftlich ist und solch hohe Forderungen stellt, daß, wie Paulus der Kirche deutlich voraussagte, Sinnlichkeit und Materialität sich gegen sie empört, in der Befriedigung tierischer Triebe geradezu Erleichterung findet und jene physischen Erscheinungen als wahr anerkennt, die als bloße Nachbildungen der Schöpfungen des Geistes oder als Lügen über dieselben zu betrachten sind; denn, wie Paulus sagt: „Sein unsichtbares Wesen wird seit Erschaffung der Welt deutlich ersehen, so man es in den Werken betrachtet“ (Zürcher Bibel). Mit anderen Worten, das einzig Wahre an einer Lüge ist, daß es eine Wahrheit gibt, über die gelogen werden kann.

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