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Das Glück des Denkens

Aus der Juli 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Denker ist der wahre Helfer der Menschheit. In bezug hierauf äußert sich Mrs. Eddy in ihrer Botschaft v. J. 1900 (S. 3) wie folgt: „Der wahre Denker und Arbeiter tut sein Bestes, er denkt für die Jahrhunderte. Es gibt keine Hand, die nicht seine Hilfe, kein Herz, das nicht seinen Trost fühlt.“ Und im weiteren sagt sie: „Diejenigen, die gute Arbeit und gute Arbeiter lieben, sind selber Arbeiter — Arbeiter, die ein Leben zu würdigen wissen und die bestrebt sind, die schlummernden Möglichkeiten des Menschen zu wecken. Und was sie denken und tun, entspricht annähernd dem, was der beste Denker und Arbeiter getan hat.“ Nun fürchtet sich aber das sterbliche Gemüt vor dem Denker und macht in jeder Nation Pläne, um ihm Schwierigkeiten in den Weg zu legen. In einem Lande z. B. führt es den Ahnen-Kultus ein und sucht mit der eisernen Hand der Vergangenheit die Zeremonien der Gegenwart und die Handlungen der lebenden Männer, Frauen und Kinder einzuschränken.

In anderen Ländern wiederum sind es die klugen Worte eines Redners oder eines Theologen der Vergangenheit, die zu Fesseln geschmiedet und dem selbständig Denkenden angelegt werden. Oder vielleicht ist es der König, der sich Beschützer der Gläubigen nennen läßt, worauf er den Glauben formuliert, den er zu beschützen gedenkt, in der Erwartung, daß das Volk aufhöre, selber zu denken und statt dessen seine veränderlichen Formeln annehme. Gerade auf dem Gebiete der Religion haben sich die Denker am meisten gefürchtet, denn hier besonders trachtet man aus naheliegenden Gründen nach Ständigkeit und Frieden. Das sterbliche Gemüt bietet einen falschen Frieden des Dogmas und eine mechanische Ständigkeit der Traditionen vergangener Zeiten. Nimmt man aber schlimme erbliche Übertragung oder verkehrte bezw. unvollkommene Begriffe von Gott an, so läßt man es zu, daß die Vergangenheit der Gegenwart ein Gefängnis baut.

Einstmals wurde ein Grabmal errichtet, welches dazu bestimmt war, bis ans Ende der Zeit zu dauern. Man tat alles mögliche, um es so unzerstörbar wie die Berge zu machen, und es trug eine prahlerische Aufschrift, die der Zeit Trotz bot. Aber dem Leben kann man nicht trotzen. In einer kleinen Spalte des Mausoleums setzte sich ein Samenkorn fest. Die mit unsichtbarem Staub erfüllten Winde brachten ihm die nötige Erde, und der unparteiische Regen bewässerte es. Zuletzt sprengten die Wurzeln der heranwachsenden Pflanze mit unwiderstehlicher Gewalt das Grab des Theoretikers, der da dachte, der Tod könne dem Leben trotzen, und machte daraus einen Steinhaufen, der nun dem grünen Baum als Garten dient. So geht es immer, wenn es sich um das triumphierende Leben handelt. Im Reich der Gedanken müssen wir erkennen lernen, daß man nicht eigentlich lebt, wenn man Vorstellungen und Überlieferungen sortiert, die man aus der eigenen Vergangenheit herübergenommen hat, oder wenn man sich in seine einmal angenommenen Theorien einzuhüllen sucht; denn leben bedeutet denken, und denken bedeutet das Erkennen des Prinzips, welches wiederum Leben ist.

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