Im Winter 1907 litt ich an verschiedenen Krankheiten (worunter ein heftiges Magenleiden), die mich ans Bett fesselten und die den ernstlichen Bemühungen mehrerer Ärzte und eines Spezialarztes nicht gewichen waren. Ich hatte keine Hoffnung auf Genesung, noch war mir sehr daran gelegen, gesund zu werden.
Da gab mir jemand einen Christian Science Sentinel zu lesen, mit der Bemerkung, ich könne auch das Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mrs. Eddy, haben, falls ich es zu lesen wünsche. Damals wußte ich nichts von der Christlichen Wissenschaft; ich erinnerte mich nur gehört zu haben, daß die Anhänger dieser Lehre keine Medizin nehmen. Mein Interesse für den Sentinel wurde erst beim Lesen der Heilungszeugnisse wach. Daraufhin borgte ich das Lehrbuch und begann, es zu lesen. Da ich nicht imstande war, das Buch zu halten, mußte ich auf der Seite liegend lesen und obschon ich nicht viel davon verstand, konnte ich doch das Buch kaum weglegen. Nach drei Tagen war es mir schon möglich, kleinere Arbeiten im Hause zu verrichten, und ich nahm keine Medizin mehr ein, auch ging ich zu Tische und aß was aufgetragen wurde. Als ich diese Dinge tat, empfand ich ein wenig Angst; aber es schien als ob mich etwas dazu veranlasse; deshalb gab ich mir Mühe, mit dem Ergebnis, daß ich sofort von allen unharmonischen Zuständen geheilt wurde, an denen ich gelitten hatte.
Nach ungefähr sechs Wochen wurde ich eines Morgens von einem Familienmitglied geweckt, das an Kopfschmerzen litt und mich bat, das Frühstück herzurichten. Als ich aufstand, kehrte jedes Symptom der alten Übel wieder. Mein erster Gedanke war, daß ich gar nicht geheilt sei und daß sich die Familie über mich lustig machen werde, da sie sich meinem Studium der Christlichen Wissenschaft widersetzt hatte. Ich schien wiederum hilflos zu sein, und was konnte ich nur tun? Als ich mich so fragte, kam mir der Gedanke, Stellen aus der Bibel zu wiederholen, und dies tat ich während ich mich ankleidete; denn ich hatte sehr viel in der Bibel gelesen und kannte eine Anzahl von Stellen. Alle paar Minuten kamen mir die Worte des Meisters in den Sinn: „Heb dich, Satan, von mir!“ Das Frühstück war bereit, aber essen konnte ich nicht. Eins der Familienmitglieder wollte um elf Uhr fort, und ich mußte einen Korb mit Eßwaren zurechtmachen. Ich machte mich an diese Arbeit, doch kostete sie mich große Mühe, denn ich litt sehr. Als das Mittagessen aufgetragen wurde und sich die Familie zu Tisch setzte, nahm auch ich Platz, aber ich war zu krank, um zu essen. Es befand sich ein Sofa im Zimmer, und ich sah mich danach um, da ich glaubte, ich müsse meiner Familie zugestehen, daß ich krank sei. Soweit hatte noch niemand etwas bemerkt. Nun entschloß ich mich, noch eine Anstrengung zu machen und bekräftigte im Stillen die Wahrheit, und augenblicklich wurde ich von allem Schmerz erlöst, ich war frei. Das Mittagessen schmeckte mir. Ich hatte das Gefühl, daß mich eine unsichtbare Macht erhielt. Nachmittags ging ich in die Stadt, und es schien, als ob jedermann lächelte und glücklich war; alles schien heiter und schön, so erhoben fühlte ich mich.
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