Die Wahl von Beamten in den Zweigkirchen der Christlichen Wissenschaft bietet uns eine wertvolle Gelegenheit, den Satzungen gehorsam zu sein, die wir in Artikel XXII, Abschnitt 10 des Handbuchs Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy finden. Sie lauten: „In der Christlichen Wissenschaft soll die Verwaltung jeder Zweigkirche ausgesprochen demokratisch sein, und keine Person und keine andre Kirche darf sich in ihre Angelegenheiten mischen.“ Die hier von Mrs. Eddy niedergelegte Form der Demokratie ist nicht die der indirekten Repräsentativ-Verfassung, sondern es ist der Typ der direkten Verfassung, in der jedem Mitglied das Recht zusteht, bei Wahlen von Kirchenbeamten seine persönliche Bevorzugung zum Ausdruck zu bringen. Auf diese Weise bleibt die Fähigkeit, die von Gott verliehene Weisheit widerzuspiegeln, uneingeschränkt gewahrt.
Wie jede Tätigkeit der Zweigkirchen, so muß auch die Wahl der Beamten mit der geistigen Bedeutung von „Kirche“ verknüpft sein, ebenso wie unsere geliebte Führerin die menschliche Einrichtung von Kirche damit verknüpft hat, denn in ihrer Definition von Kirche auf Seite 583 des christliche-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt sie:
„Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.
Die Kirche ist diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.“
Amos muß einen Schimmer von der Bedeutung dieses Zusammenhangs gehabt haben, denn er sagte über Gott (9:6): „Er ist's, der seinen Saal in den Himmeln baut und seine Hütte auf der Erde gründet.“
Da der individuelle Mensch, das Ebenbild Gottes, der Ausfluß des göttlichen Prinzips ist, kann auch von ihm gesagt werden, daß er aus dem Prinzip hervorgeht und so die Weisheit und Intelligenz des Prinzips widerspiegelt — Eigenschaften, die keine Fehler zulassen. Das Kirchenmitglied, das von diesem Standpunkt aus arbeitet, sich mit Gottes vollkommen intelligentem Ausdruck identifiziert und ein sterbliches Selbst verneint, das der Torheit fähig ist, demonstriert die Regierung Gottes. Es braucht außer Gott keinen Berater; und sein reines Gewissen — ein Gewissen, das sich nicht durch persönliche Vorliebe und Bevorzugung erniedrigt — ist die Gewähr, daß seine Auffassung von der Regierung Gottes aufrichtig ist. In der Tat, dieses Mitglied bedarf keines persönlichen Rates; noch fühlt es sich veranlaßt, seinen Rat andern anzubieten, da es erkennt, wie wichtig es für seine Kirche ist, daß jedes Mitglied in gleicher Aufrichtigkeit an die Aufgabe herantritt, Gottes Regierung zu beweisen. Das Kirchenmitglied ist bereit, sein Teil zu tun, um die Würde unabhängigen, rechten Folgerns eines jeden Mitglieds zu bewahren.
In den Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, muß ein besonders feiner Unterschied gemacht werden zwischen der Vermeidung selbst des Wunsches, andere zu beeinflussen oder sich selber beeinflussen zu lassen und dem demokratischen Recht der freien Aussprache und der kritischen Fragen. Eigenwilliges Drängen und geschickte Wahlagitation müssen als höchst bedauerlich bezeichnet werden. Das Mitglied, das seine Demonstration macht, fühlt sich frei, die ihm nötig erscheinenden Fragen zu stellen, aber durch das Vergegenwärtigen seines absoluten Einsseins mit der unendlichen Weisheit lehnt es jede persönliche Wahlbeeinflussung ab.
Die Kraft der wahren Demokratie bei Kirchenwahlen wird durch die moralische und geistige Reinheit des einzelnen Mitglieds bestimmt. Die Lauterkeit der Mitglieder bringt Gottes Regierung der Kirche zu sofortigem und unmittelbarem Ausdruck. Und diese gleiche Lauterkeit legt auf die Waage wahrer Demokratie die Bereitschaft der Mitglieder, die Majorität zu stützen und die Minorität zu respektieren. Die Kirche, deren Mitglieder bestrebt sind, das Recht des einzelnen zu wahren, unabhängig zu denken und den Beweis des Einsseins mit Gottes Weisheit zu erbringen, kennt nicht die lastende Atmosphäre des Verurteilens.
Um Fortschritte in der demokratischen Verwaltung einer Zweigkirche zu erzielen, scheint es oft erforderlich, daß die Mitglieder aus eigener Erfahrung lernen, wie individuelles Vertrauen auf Gott der einzig wahre, richtige Weg zu Ihm ist. Unter solchen Umständen kann dann der weiter vorgeschrittene Arbeiter geduldig und ohne Verdruß warten, bis der persönliche Sinn seine Lektion gelernt hat. Er kann sich dabei beständig der Tatsache bewußt bleiben, daß Gott das All ist und alles regiert, und das wird dazu beitragen, die Demonstration der Wahlen aller Mitglieder auf eine höhere und unpersönlichere Stufe der Beurteilung zu heben.
Die beste Maßnahme, die ergriffen werden kann, um die demokratische Regierung einer Zweigkirche klar zum Ausdruck zu bringen, ist wohl die, daß jedes einzelne Mitglied das christliche Heilen in größerem Umfange betätigt. Wer selbst das Heilen ausübt, wird sich leichter seiner Einheit mit dem Prinzip und seiner alleinigen Abhängigkeit von seinem himmlischen Vater bewußt, als derjenige, der sich um Heilung und Trost ausschließlich an andere wendet. Im Kirchenhandbuch empfiehlt unsere verehrte Führerin, daß jedes Mitglied ihrer Kirche die Christliche Wissenschaft demonstriere in wahrer Ausübung des Heilens von Kranken. (Siehe Art. XXX, Abschn. 7.)
Befolgten die Mitglieder der Zweigkirchen diesen Rat, so würde das in hohem Maße den wahrhaft demokratischen Geist fördern und die Gefahr einer gewissen Art Priesterherrschaft beseitigen, in der die Regierung der Kirche, einschließlich ihrer Wahlen, einer geringen Anzahl Mitglieder übertragen wird, die allein als des Heilens fähig betrachtet werden.
Es ist leicht ersichtlich, daß die Lösung der Kirchenprobleme immer Demonstration sein muß. Geistige Stumpfheit, zuweilen Trägheit statt Wachsamkeit und Eifer, die Wahrheiten, zu denen wir uns bekennen, in die Praxis umzusetzen — sie vereiteln es, daß die unmittelbare Regierung Gottes in jedem Teil einer Zweigkirche im Sinne wahrer Demokratie ausgearbeitet wird.
Die Demokratie, wie sie von unserer Führerin vorgezeichnet wird und wie sie von den Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, betätigt werden soll, könnte gut zum Vorbild für alle demokratischen Einrichtungen werden — ja, zum Vorbild für nationale und internationale Organisationen. Ihre Grundlage ist unverfälscht und einfach. Sie fordert das Anerkennen von Gottes Allheit, von der Vergegenwärtigung der Einheit Gottes und des Menschen, von dem individuellen Beweis, daß der Mensch die Widerspiegelung göttlicher Weisheit ist und von der Demonstration, daß Gott das Universum regiert. Wenn unserer Führerin Plan in der vollkommensten Weise zur Ausführung gelangt, dann werden wir die ganze Menschheit führen, indem wir des Vaters göttlich regiertes Reich ans Licht bringen.
