„Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ So suchte Paulus in seinem Brief an die Epheser (5:14) die Schlummernden seiner Zeit aufzurütteln. In Schlafen und Träumen gibt es keinen Fortschritt; kein Wirken, keine Heilung. Warum hoffen wir dann, im Unbewußten ein Heilmittel zu finden? Tatsächlich beruht unsere Erlösung auf Wachsamkeit, Achtsamkeit, Erkenntnis — dem Sich-bewußt-bleiben der Wahrheit des Seins, wie sie in der Christlichen Wissenschaft dargelegt wird.
Da Gott niemals schlummert noch schläft, ist Er immerdar bei uns, und Er behütet und beschützt uns, stets willens, fähig und bereit — als das vollkommene heilende Prinzip — Schmerzen zu lindern und Sünde und Tod zu überwinden. Gott kann nicht von Seiner Idee getrennt werden, und Seine Idee kann nicht von Ihm getrennt werden. Diese scheinbare Trennung beruht auf der falschen Voraussetzung, daß entweder Gott oder der Mensch ein körperliches Wesen sei, oder daß beide körperlich seien und daher von einander geschieden werden könnten. Die Christliche Wissenschaft betont die untrennbare Verbundenheit von Gott und dem Menschen, dem unendlichen Vater und Seinem geliebten Sohn.
In ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 298) erklärt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Das wahre Bewußtsein ist die wahre Gesundheit. Man sagt:, Im unbewußten Schlaf finde ich Erleichterung von Schmerzen.‘ Ich sage: ihr irrt; im Unbewußten wird man ebensowenig frei von Schmerz wie unempfänglich für das Böse.“ Bis wir zu der großen Tatsache erwachen, daß Leben und Sein unsterblich, unkörperlich, ewig und geistig ist, wird es für jeden Menschen normal sein, von seiner Tagesarbeit auszuruhen. Doch man sollte den Schlaf nicht anbeten, ihn als eine Befreiung von Schmerz, ein Heilmittel gegen Erschöpfung oder ein Entrinnen von verwirrenden menschlichen Problemen betrachten.
Unsre Hoffnung auf Harmonie ruht friedvoll auf unserem zuversichtlichen Vertrauen auf Gottes liebevolle Fürsorge. Dieses Ausruhen ist vollkommen in dem Maße, wie wir die Annahme einer materiellen Existenz überwinden, sowie die daraus entspringende Unvermeidlichkeit ermüdeter Körper. In Gott, dem Geist, gibt es keine Ermüdung. Ohne die sterbliche Annahme würde der Körper sich ebensowenig krank oder erschöpft fühlen wie die Triebfeder einer Uhr.
Normaler Schlaf sollte ruhevoll und friedlich sein und sollte niemals ängstlich als eine absolute Notwendigkeit für Gesundheit angesehen werden. Die folgende Verheißung in den Sprüchen Salomos mag denen helfen, die sich nach Ausruhen sehnen (3:24): „Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süß schlafen.“ Ein jeder von uns kann sich solch süßer Ruhe erfreuen, und er mag geheilt daraus erwachen; doch der Schlaf als solcher ist nicht der Heiler.
Die Macht der Wahrheit wirkt im menschlichen Bewußtsein und stellt die Gesundheit des Körpers wieder her, einerlei ob man schläft oder wach ist. Es ist daher nicht verwunderlich, daß man manchmal geheilt aus dem Schlaf erwacht. Doch es ist die Christus-Wahrheit, die die Heilung vollbringt, nicht der Schlaf.
Das Heilmittel gegen Disharmonie jeder Art besteht darin, ein geistiges Verständnis von Gott und von Seiner Allgegenwart mit Seinem geliebten, geistigen Ausdruck, dem Menschen, zu erlangen. Die Vollkommenheit Gottes und des Menschen ist ewig. Der Mensch ist immer gesund, vollständig, frei, stark und gut, denn er ist der Sohn Gottes; und Gott hat keine Kinder, die weniger als vollkommen sind. Wenn jemand in dem Bewußtsein geistiger Gesundheit, Heiligkeit und Vollkommenheit einschläft, so sollte er nicht erstaunt sein, wenn eine Heilung stattfindet. Solch gute Resultate beweisen die fortdauernde Wirkung der Christus-Kraft, selbst wenn der Körper schläft.
Mrs. Eddy erklärt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 556): „Schlaf ist Finsternis, aber Gottes schöpferischer Befehl lautete:, Es werde Licht.‘ “ Und dann wiederum sagt sie (S. 306): „Der Vater aller menschlichen Disharmonie war der Adam-Traum, der tiefe Schlaf, in welchem die Täuschung, daß Leben und Intelligenz von der Materie ausgingen und in dieselbe übergingen, ihren Ursprung nahm.“ Sollte man dann Finsternis, Selbsttäuschung oder einem Zustand der Unbewußtheit als ein Heilmittel ansehen? Sollte man nicht lieber Licht, die Christus-Wahrheit, suchen, welche die Vollkommenheit als das Gesetz des Seins bestätigt? Wenn man die vollkommene Herrschaft, die Gott über seine unkörperlichen Ideen ausübt, verstehen lernt, dann wird es gleichgültig sein, ob der Körper wacht oder schläft; der Bann der Täuschung oder Irrtumsannahme wird gebrochen und damit der falsche Einfluß auf das Denken und den Körper überwunden werden.
Es ist immer der Geist Gottes, der heilt, nicht die Täuschung — der tiefe Schlaf der Materie. Wenn unser Denken mit dem Licht der Wahrheit, des Lebens und der Liebe erfüllt ist, dann sind wir bewußt mit der Kraft der Allmacht verbunden, und nichts als gute Ergebnisse können uns daraus erwachsen.
Die Irrtumsannahme, daß der Schlaf ein Heilmittel sei, bedeutet eine Übertretung des Gebotes, daß wir keine Götter neben dem unendlichen Einen haben sollten, und eine Abweichung von den Lehren der Christlichen Wissenschaft, die Gott als den einzigen Heiler aller Disharmonie bezeichnet. Je mehr wir Gott und Seine vollkommene Schöpfung verstehen lernen, desto weniger werden die materiellen Annahmen uns beeinflussen. Wenn wir geistig fortschreiten, wird unser Schlaf friedlich und süß sein. Wir werden dem Schlaf nicht wie Sklaven dienen, noch werden wir in ihm ein Heilmittel oder eine Ursache der Disharmonie sehen. Gott ist Licht; und wir sind in Wirklichkeit alle Kinder des Lichts. Wir haben einen Gott, ein Gesetz, ein Heilmittel gegen allen Irrtum; und die Christus-Wahrheit, nicht der Schlaf, ist dieses Heilmittel.