Nichts ist eindrucksvoller als tiefe Aufrichtigkeit, die „gewaltig“, mit Vollmacht, spricht. Niemand war je aufrichtiger und gebieterischer als Christus Jesus, der Meisterchrist. Er meinte, was er sagte, und er sprach mit Überzeugung und bedeutungsvoll. Man sagte von ihm (Matth. 7:29): „Er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.“
Was gab Jesus diese außergewöhnliche Vollmacht? Es war gewiß keine persönliche Anziehungskraft, denn er stellte sich selbst in den Hintergrund und verband Sanftmut und Milde mit geistiger Stärke. Seine Macht, die Kranken zu heilen und die Sünder zu retten, erklärt sich aus der ihm innewohnenden Natürlichkeit, gut zu sein und Gutes zu tun. Wer in seine Nähe kam, fühlte einen göttlichen Einfluß, der nichts mit der materiellen Persönlichkeit zu tun hatte. Dieser Einfluß war die Macht und Reinheit des Christus, dessen sich Jesus so voll bewußt war.
Obgleich Jesus von einem Weibe geboren war und so in gewissem Grade die irdischen Bedingungen teilte, war er sich seines geistigen Ursprungs als Gottes Sohn voll bewußt und deshalb fähig, die Vollmacht seiner göttlichen Sohnschaft auszuüben. Mary Baker Eddy, unsere Führerin, macht diese Tatsache eindeutig klar im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“; sie schreibt (S. 30): „Von einem Weibe geboren, teilte Jesus bei seinem Erscheinen im Fleisch in gewissem Grade die irdische Natur Marias, obgleich er mit dem Christus, dem göttlichen Geist, in unbeschränktem Maße ausgerüstet war.“
Die Christliche Wissenschaft unterscheidet zwischen Jesus und dem Christus. Sie enthüllt klar, auf die biblische Autorität gestützt, daß Jesus die menschliche Auffassung war, während Christus die göttliche Kundwerdung Gottes ist. Jesus beanspruchte seine unauflösliche Verbundenheit mit dem Christus, und diese Verbundenheit verlieh ihm die christus-gleiche Vollmacht, die er so selbstverständlich ausübte. Er war buchstäblich „ein Mensch, der Obrigkeit untertan“ (Matth. 8:9), denn für ihn war Gott der Urheber aller Wirklichkeit und von nichts anderem. Was die Natur des Guten nicht ausdrückt, hat keinen Teil an Gott noch am Menschen, dem Bild und Gleichnis Gottes.
Im Zusammenhang mit dem Thema Vollmacht wird man sich erinnern, wie sehr Jesus den römischen Hauptmann lobte, als dieser wegen seines Knechtes, der große Qual litt, zu Jesus kam. Jesu Antwort auf seine Bitte trug den Stempel göttlicher Vollmacht. Er sagte (Matt. 8:7): „Ich will kommen und ihn gesund machen.“ Der Meister zweifelte nicht an der Heilkraft des Christus. Er sagte nicht: „Ich will mein Bestes für ihn tun; ich will ihm helfen, soweit ich nur irgend kann“; er sagte: „Ich will kommen und ihn gesund machen.“ Dies war die christusgleiche Autorität, die sich der göttlichen Macht bewußt ist — das Merkmal geistigen Verständnisses.
Das Vertrauen, das Jesus so sichtlich ausdrückte, fand Widerhall in dem römischen Hauptmann, der von einem menschlichen Standpunkt aus wußte, was Autorität bedeutet und wie sie ausgeübt werden kann. Er gewahrte eine Vollmacht, durch die Jesus den kranken Mann heilen konnte, ohne persönlich anwesend zu sein. „Sprich nur ein Wort“, sagte der Hauptmann, „so wird mein Knecht gesund“ (Vers 8). Dieser Ausspruch zeigte, wie klar der Hauptmann verstand, was göttliche Vollmacht bedeutet.
Vollmacht ist eine Eigenschaft des göttlichen Gemütes, die die Durchführung von Gesetz, Ordnung und Freiheit erzwingt; und der Christliche Wissenschafter kann durch ein vertieftes Verständnis von Christus und dessen erhabener Macht lernen, „gewaltig“, mit Vollmacht, zu sprechen. Er wird keine Autorität anerkennen, die nicht das ewige Gemüt zum Ausdruck bringt, den vollkommen guten Schöpfer, dessen geistige Schöpfung das Bild und Gleichnis Seiner selbst ist.
Die große Wahrheit, die die Christliche Wissenschaft enthält, ist, daß wir nichts von uns selber tun können. Das ganze Gesetz, alle Macht und Autorität ruhen in Gott, dem Gesetzgeber, und werden durch die Macht des Christus ausgeübt.
Wie bedrohlich eine Lage auch erscheinen mag — wir wissen: die göttliche Liebe herrscht und ihre Vollmacht kann empfunden und ausgeübt werden. Daß wir den Christus gefunden haben, ist Grund zur Freude und im Verhältnis zu unserem Verständnis von ihm, können wir die Kranken heilen und mit einer Vollmacht sprechen, die dem Irrtum einen Widerspruch vollkommen unmöglich macht — mit der Vollmacht des göttlichen Gesetzes, das Christus Jesus demonstrierte.