Die wahre Wissenschaft ist göttlich. Die Ideen, die sie umfaßt, beziehen sich auf die geistige Vollkommenheit Gottes, des Menschen und des Universums. Sie ist die absolute Wahrheit; doch die Wissenschaft ist nicht abstrakt, denn sie ist in der menschlichen Erfahrung demonstrierbar.
Das erlösende Wirken dieser Wissenschaft oder absoluten Wahrheit im menschlichen Bewußtsein ist der Christus. So weisen die Bezeichnungen Christus-Wissenschaft oder Christliche Wissenschaft auf ihre erlösende Mission hin. Bezugnehmend auf die Bezeichnungen Göttliche Wissenschaft, Geistige Wissenschaft, Christus-Wissenschaft, Christliche Wissenschaft und Wissenschaft, schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 127): „Diese sinnverwandten Bezeichnungen sind gleichbedeutend mit allem, was sich auf Gott, das unendliche, allerhabene, ewige Gemüt, bezieht. Es sei jedoch bemerkt, daß die Bezeichnung Christliche Wissenschaft sich besonders auf die Wissenschaft in ihrer Anwendung auf die Menschheit bezieht.“
Die Wissenschaft auf die Menschheit anwenden heißt, im höchsten Sinne Christ sein, denn die Wissenschaft heilt, rettet, versorgt, segnet, reinigt, erlöst und beschützt. Die allgemeine Meinung mag derartige Resultate als unerreichbar betrachten und so ihre Hoffnung auf eine zukünftige Erlösung richten. Doch die Christliche Wissenschaft erfüllt ihren Begriff von Christentum, indem sie gegenwärtig die menschlichen Bedürfnisse stillt.
Gott ist Geist, und Sein Universum und der Mensch sind völlig geistig. Diese grundlegenden Wahrheiten bilden den wissenschaftlichen Gesichtspunkt der Christlichen Wissenschaft. Die Erkenntnis dieser Wahrheiten bringt die heilende Kraft des göttlichen Prinzips in das menschliche Bewußtsein. Obwohl wir für die Heilungen dankbar sind, die dem Erkennen der Wahrheit folgen, sollten wir uns an Jesu Worte erinnern (Luk. 10:20): „Doch darin freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“
Der Meister meinte jedoch damit nicht, daß metaphysische Wahrheiten abstrakt zu betrachten seien, das heißt, daß sie in der menschlichen Erfahrung von geringer Bedeutung seien. Denn geradeso wie die Gegenstände in einem Raum von dem Licht beleuchtet werden, das die Dunkelheit verscheucht, so wird das menschliche Bewußtsein vergeistigt von der Christus-Wahrheit, die den Irrtum zerstört. Die Menschen werden immer natürlich von Gottes Gesetz gesegnet. Mrs. Eddy betonte die Wichtigkeit, diese Tatsache wahrzunehmen; sie schreibt (ebd., S. 427): „Das unsterbliche Gemuts, das alles regiert, muß im sogenannten physischen Reich sowohl wie im geistigen als allerhaben anerkannt werden.“
Die Christliche Wissenschaft offenbart Gottes Gesetz. Christliche Eigenschaften wie Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Zuneigung und Hingabe sind jedoch notwendig, um dieses Gesetz menschlich anwendbar zu machen. Unsere Führerin hielt diesen letzten Punkt für so wesentlich, daß sie ihm die ersten Seiten des Kapitels „Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ widmete. Diejenigen, die Mrs. Eddy kannten, waren immer von ihrer Menschenfreundlichkeit ebenso wie von ihrer Geistigkeit beeindruckt
Wir, die wir uns Wissenschafter nennen, würden gut daran tun, unserer Führerin nachzueifern. Wenn wir das tun, werden wir keine Zeit finden, kritisch, neidisch oder herrschsüchtig zu sein, noch in irgendeiner Weise lieblose Gedanken gegen andere zu hegen. Der Wunsch zu segnen wird die christliche Haltung des wahren Wissenschafters kennzeichnen. Da der Wunsch zu segnen von Gott, der göttlichen Liebe, kommt, ist die ganze Menschheit in diesem Segen eingeschlossen, selbst diejenigen, die der menschlichen Annahme nach für unwürdig gehalten werden. Der Apostel Paulus sagte (1. Kor. 13:1): „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.“
Wieviel Trost bringen doch die von der göttlichen Liebe inspirierten Gedanken denen, auf denen sie ruhen. Vor einigen Jahren nahm ein junger Mann, der an Geistesgestörtheit litt, das Studium der Christlichen Wissenschaft auf. Einige Monate lang studierte er täglich fast ausschließlich in einem Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft, und er erinnert sich lebhaft an die liebevolle Freundlichkeit, die der Bibliothekar zum Ausdruch brachte. Schon als er das Lesezimmer zum ersten Male betrat, wurde er sich dessen sofort bewußt. Diese liebevolle Freundlichkeit zog ihn nicht nur immer wieder in das Lesezimmer, sondern inspirierte ihn auch zu intensiverem Studium. Während dieser Monate erlebte er, wie diese Haltung bewirkte, einen anderen neuen Anhänger zu einer vollständigen Heilung von chronischem Alkoholismus zu führen. Heute dienen diese beiden Wissenschafter in der gleichen Zweigkirche.
Unter der Randüberschrift: „Echte Heilung“ schreibt Mrs. Eddy (ebd., S. 367): „Ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, welche lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht.“ Ware es daher nicht eine gute Methode, eine jede christlich-wissenschaftliche Behandlung mit der an uns selbst gerichteten Frage zu beginnen: Erglüht mein Herz „von göttlicher Liebe“?
Der Mensch existiert immer auf dem Standpunkt geistiger Vollkommenheit und spiegelt Gott wider in Weisheit, Fülle, Gesundheit und Schönheit. Die Wissenschaft lehrt, daß unsere wahre geistige Selbstheit von der Körperlichkeit unberührt bleibt. Wenn wir Tag für Tag ein christliches Leben führen, erreichen wir am besten diese absolute Wissenschaft des Seins.
