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„Er hat das Gefängnis gefangengeführt“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Dezember 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Atmet nicht jeder bedrückte Mensch befreit auf, wenn er zu der Erkenntnis erwacht, daß der Christus imstande ist, das „Gefängnis gefangenzuführen“? In seinem Brief an die Epheser schrieb der Apostel Paulus (4:8): „Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangengeführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“

Der sterbliche Mensch ist stets ein Gefangener. Sein Gefängnis besteht aus den Begrenzungen, Beschränkungen, Bedrängnissen, aus der Finsternis, der Furcht, der Unfähigkeit und so weiter. Der Ursprung dieses Gefängnisses ist das, was Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, mit dem Ausdruck sterbliches Gemüt bezeichnet. Die kalten Mauern, die vergitterten Fenster, die begrenzten Aussichten, das kärgliche Essen, die Enge und Härte einer Gefängniszelle, sei sie nun mental oder materiell, löst im menschlichen Bewußtsein immer die Sehnsucht nach Freiheit aus.

Die Christliche Wissenschaft begegnet diesem Sehnen nach Freiheit in der wirksamsten Weise, nämlich indem sie das menschliche Bewußtsein zu einem reinen und praktischen Verständnis von Gott führt. Durch dieses Verständnis können wir am Christus teilhaben. Die wahre Idee von Gott ist der Christus. Was wir von Gott wissen, wird durch den Christus offenbart. Es gibt keine andere Befreiung als die von oben her. Nur von dieser Christus-Höhe des Denkens aus kann der Adam-Traum, in dem die Sterblichen gefangen sind, aufgehoben werden. Die Veredlung des Denkens durch die Christliche Wissenschaft befähigt die Menschen, unaufhaltsam zum Gipfel emporzusteigen und die dem Menschen göttlich verliehenen Rechte, Fähigkeiten und Möglichkeiten zu erkennen und sie sich nutzbar zu machen. Auf dieser Höhe verlieren menschlicher Wille und Unwissenheit ihren Einfluß auf die menschlichen Angelegenheiten, denn von dieser Höhe aus waltet der Christus.

Es entspricht der wissenschaftlichen Denkweise des großen Apostels, die zahllosen Beschränkungen des menschlichen Lebens als „Gefängnis“ zu bezeichnen. Auf Grund seines wunderbaren Verständnisses von dem Christus konnte Paulus die bedeutungsvolle Tatsache erfassen, daß der Christus dieses „Gefängnis gefangenführt“.

Dank der Christlichen Wissenschaft ist das Erfassen dieses Aspektes von dem Christus in unserer Zeit wiederum zu einer lebendigen Kraft geworden, und so sind Tausende und aber Tausende von mentalen Gefängnissen durch den Christus „gefangengeführt“ worden. Diese neu-alte Religion lehrt uns, daß die Annahmen des Fleisches wie schlechte Veranlagungen, Begierden, Leidenschaften, körperliche Entwicklung und Verfall keine Beziehung zu Gott haben und daher die Widerspiegelung Gottes niemals berühren können.

In dem Verhältnis, wie der einzelne diese Tatsache verstehen lernt, werden die mentalen Gefängnisse „gefangengeführt“. Dann atmet er den Hauch der Freiheit, erschaut das Licht der göttlichen Herrlichkeit und betritt den weiten Raum göttlicher Möglichkeiten. Unter Bezug auf die Christliche Wissenschaft sagt Mrs. Eddy auf Seite 114 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Sie zeigt die wissenschaftliche Beziehung des Menschen zu Gott, sie entwirrt die verworrenen Doppelsinnigkeiten des Seins und befreit den gefangenen Gedanken.“

Wo immer die mentale Gefangenschaft aufhört, beginnt der unendlich begabte Gottesmensch in der menschlichen Erfahrung in die Erscheinung zu treten. Sein himmlisches Erbe, nämlich seine göttliche Abstammung, seine geistige Veranlagung und seine unbegrenzten Fähigkeiten werden erkannt. An die Stelle embryonischer Entwicklung tritt geistige Entfaltung; Begierden und Leidenschaften werden durch die Freuden der Seele ersetzt, und alle Begrenzungen und Beschränkungen weichen somit der geoffenbarten Wahrheit, daß Gott, das ewige Gute, in Seiner unendlichen Fülle vom Menschen widergespiegelt wird.

Weder unzureichende Erziehung noch ungenügende Schulbildung, noch iregendwelche auferlegten falschen Annahmen vermögen die geistige Entfaltung eines Menschen zu verhindern, wenn er in der Christlichen Wissenschaft verstehen gelernt hat, daß der Mensch das allwissende Gemüt widerspiegelt. Diejenigen, die sich von einem Gefühl der Minderwertigkeit, von dem Anspruch mangelnder Fähigkeit oder von einer Lüge der Beschränkung bedrängt fühlen, finden eine befreiende Offenbarung in den Worten unserer erleuchteten Führerin (ebd., S. 89): „Der Einfluß oder die Tätigkeit der Seele verleiht eine Freiheit, die die Phänomene der Improvisation und die Inbrunst ungelehrter Lippen erklärt.“ So geschieht es, daß der Christus, indem er das „Gefängnis gefangenführt, ... den Menschen Gaben gegeben“ hat.

Wie Jesaja prophezeite, sollte der Messias „die Gefangenen aus dem Gefängnis führen, und die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker“ (Jes. 42:7). Das Evangelium berichtet von der großen Anzahl derjenigen, deren Fesseln Christus Jesus zerbrach, deren Finsternis er licht machte und deren Gefängnis er wendete. In unseren Tagen hat Mrs. Eddy durch den Geist des Evangeliums Fesseln der Krankheit und der Sorge an sich selbst überwunden, ja, sie hat sich als befähigt erwiesen, das Werk der Befreiung für die gesamte Menschheit fortzusetzen.

Hier könnte jemand fragen: „Warum ist dieses Befreiungswerk in der Christlichen Wissenschaft erfolgreich?“ Ist es nicht einleuchtend, daß nur eine Religion, die in keiner Weise — auch nicht durch das leiseste Zugeständnis — mit dem Bösen sympathisiert, die Befreiung vom Bösen mit Erfolg zu bewerkstelligen vermag? Die Christliche Wissenschaft hat keine Gemeinschaft mit dem Bösen, weder offen noch im geheimen, weder durch Zugeständnisse noch durch Furcht.

Wenn wir kraft des Christus-Geistes in der Lage sind, unsere eigene Gefangenschaft im Bösen und im Irrtum gefangenzuführen, können wir dasselbe auch für andere tun und so dazu beitragen, jegliche Art von Freiheitsberaubung auf dieser Welt zu überwinden. Eine Voraussetzung für dieses Überwinden ist eine große und umfassende geistige Liebe in unserem eigenen Herzen, denn die überströmende Fülle der Liebe ist imstande, die Grundfesten eines jeden Gefängnisses zu erschüttern.

Wie kann aber nun das Gefängnis derer gewendet werden, die unverschuldet zu Gefangenen geworden sind? Auch hier ist der Christus der Befreier. Wenn wir um den Christus und seine befreiende Macht wissen, sollten wir es als unsere heilige Aufgabe ansehen, dieses Wissen zugunsten aller in Anwendung zu bringen, deren Gefangenschaft eine Folge menschlicher Ungerechtigkeit ist. Laßt uns eingedenk sein, daß eine Liebe, die „nicht das Ihre“ sucht (1. Kor. 13:5), ein rückhaltloses Vertrauen, ein beschwingter Glaube und eine einwandfreie Anerkennung der Allmacht des Guten imstande sind, die dem Menschen von Gott verliehene Freiheit ans Licht zu bringen.

Sollte es scheinen, als habe eine solche positive Einstellung noch nicht den erwünschten Erfolg gebracht, so sollte dies nur ein Ansporn für uns sein, diese Eigenschaften noch gewissenhafter zu betätigen. Eine solche Anwendung der Christlichen Wissenschaft wird zweifellos dazu beitragen, daß die Opfer jeglicher Ungerechtigkeit eine innere Freiheit finden werden, die auch die schwerste Erfahrung zum Segen werden läßt. In „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt Mrs. Eddy (S. 574): „Gerade den Umstand, den dein leidender Sinn für schreckensvoll und quälend erachtet, kann Liebe zu einem Engel machen, den du ohne dein Wissen beherbergst.“

Als der Schreiber wegen des Verbotes der Christlichen Wissenschaft in seinem Lande im Jahre 1941 in ein Gefängnis kam, erlebte er, daß selbst Gefängnismauern weder das Verständnis von Gott zu fesseln, noch die geistige Entwicklung zu hindern vermögen. Das Bewußtsein von Gottes Gegenwart wurde für ihn in jener Zeit zum stärksten Erleben, und nach der Freilassung erwiesen sich die Früchte dieser Erfahrung als ein dauernder Segen.

Später geriet er in Kriegsgefangenschaft, und die gewöhnlich mit einer solchen Erfahrung verbundene seelische Belastung wurde durch das Verständnis überwunden, daß man sich in der Christlichen Wissenschaft der Freiheit und der Harmonie der Seele erfreut, und so war auch bald die äußere Freiheit wiedergewonnen. Er nahm dankbar wahr, daß sich in der Gefangenschaft bis dahin verborgengebliebene Fähigkeiten offenbart hatten, die ihn und andere segneten, so daß sich auch diese Erfahrung als eine Episode des Fortschritts erwies. Wiederum wurde die Wahrheit der schon einmal angeführten Worte bewiesen: „Er hat das Gefängnis gefangengeführt und den Menschen Gaben gegeben.“

Wie treffend und ermutigend beleuchtet der Psalmist die Erfahrung jeder Gefangenschaft. Im 126. Psalm heißt es: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan! Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich. Herr, bringe wieder unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Mittagslande. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“

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