Jeder Mensch hat im tiefsten Grunde seines Herzens zuweilen Heimweh nach dem Himmel. Ein Kind ruft in seiner Not sofort nach seiner Mutter. Jeder von uns hat das Verlangen nach einem bleibenden Gefühl der Sicherheit, das uns nur das Verständnis von Gott in der Christlichen Wissenschaft bringen kann. Es gibt viele Menschen, die sich nach einem Heim sehnen, nach einem Platz, den sie ihr eigen nennen können, und manchmal scheint dieses Sehnen vergeblich zu sein.
In einem Buch unter dem Titel: „Mary Baker Eddy: Ein lebenswahres Bild“ von Lyman P. Powell (Ausgabe 1950) wird berichtet, daß unsere Führerin Mrs. Eddy eines Tages zu einigen ihrer Schüler sagte (S. 220): „Das Heim ist nicht ein Ort. Es ist eine Macht. Heimkehren heißt recht handeln.“
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 254): „Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremdling, du bist der Gast Gottes.“ Daher könnte man sagen, daß Heim und Himmel sinnverwandte Ausdrücke sind.
In dem Maße, wie unser Denken die Vollkommenheit unserer Existenz in Gott anerkennt und wir so mehr und mehr im Himmel weilen, in Gemeinschaft mit den harmonischen Tatsachen des Seins, wird unser menschliches Leben befriedigender und schöner. Christus Jesus versicherte seinen Jüngern, daß es in seines Vaters Hause viele Wohnungen gäbe. Der Meister sagte dann weiter: (Joh. 14:2, 3): „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten,. .. auf daß ihr seid, wo ich bin.“ Abwesenheit ist etwas, das im Himmelreich unbekannt ist, da Gott und Seine Ideen niemals voneinander getrennt werden können.
Das Anerkennen und die Erkenntnis der Immergegenwart des Guten führen in fortschreitendem Maße zum Verschwinden alles dessen, was dem Guten unähnlich ist. Des Meisters klare Erkenntnis von seiner Einheit mit dem Vater-Mutter Gott brachte den materiellen Daseinsbegriff zur Zeit seiner Himmelfahrt zum Verschwinden, und dann konnte das sterbliche Gemüt ihn nicht mehr sehen. Doch seine geistige Identität, unsichtbar für die materiellen Sinne, bleibt bei uns, wie dies mit allen Identitäten Gottes der Fall ist. Eines Tages werden wir erwachen, um die Gegenwart aller Ideen Gottes zu erkennen.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 19): „Zwischen den zentripetalen und zentrifugalen mentalen Gewalten der materiellen und geistigen Schwerkräfte bewegen wir uns entweder in Materialität und Sünde hinein oder aus ihnen heraus und wählen so unsere Bahn und ihr Ziel.“
„Zentripetalkraft“ wird in einem Wörterbuch definiert als „jene Kraft, die einen Gegenstand oder Teile eines Gegenstandes zum Mittelpunkt hinstreben läßt“, und „Zentrifugalkraft“ wird definiert als „jene Kraft, die einen Gegenstand oder Teile eines Gegenstandes vom Mittelpunkt hinweg nach außen streben läßt“.
Könnten wir nicht sagen, daß die Zentrifugalkraft die Erhebung unseres Denkens über die Materie und das materielle Dasein versinnbildlicht, während die Zentripetalkraft die vermeintliche Anziehungskraft des tierischen Magnetismus andeuten könnte, die trachtet, uns von den Dingen des Geistes abzubringen und uns in die Maschen des selbstsüchtigen, materiellen Denkens hineinzuziehen?
Eine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft, die während des Krieges nach einer Abwesenheit von mehreren Monaten wieder an die Front zurückkehrte, wurde von einem so intensiven Gefühl der Niedergeschlagenheit überwältigt, daß sie glaubte, es nicht länger ertragen zu können. Sie bat die Christliche Wissenschafterin, mit der sie reiste, ihr eine Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft zu geben.
Diese Freundin sagte zu ihr: „Laß uns gemeinsam das Gebet des Herrn sprechen mit seiner geistigen Auslegung aus dem Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit'.“ Dann sagte sie: „Das Gesetz der geistigen Anziehungskraft zieht deine Gedanken nach auswärts und aufwärts.“
Die Anhängerin erlebte eine augenblickliche Heilung; und seit der Zeit hat sich für sie der Gedanke an die Christliche Wissenschaft als das Gesetz der geistigen Anziehungskraft, die unsere Gedanken nach auswärts und aufwärts zieht, als ein ständiger Segen erwiesen.
Jeder von uns wird zu der einen oder anderen Zeit die aufwärtsführende Anziehungskraft des Geistes fühlen, das Verlangen, in des Vaters Haus zu weilen, im Reich des Geistes, dem geistigen Sinn des Seins — einem Reich, das wir in Wirklichkeit nie verlassen haben. Wir werden uns unserer Existenz im Himmel oder im „Heim“ bewußt werden, wenn wir erwachen aus dem Traum von Leben in der Materie durch das Wirken der Christus-Wahrheit in unserem Leben. Um mit den Worten des Psalmisten zu sprechen, werden wir erkennen (Ps. 139:18): „Wenn ich aufwache, bin ich noch bei dir.“