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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Von Philippi nach Athen

Aus der November 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Paulus und seine Begleiter, Timotheus, Lukas und Silas, in Mazedonien ankamen, machten sie sich unverzüglich auf den Weg nach Philippi (s. Apg. 16:11–40). Philippi war eine der wichtigsten Städte Mazedoniens und eine römische Kolonie, aber mit nur wenigen jüdischen Einwohnern. Am Sabbat gingen die Missionare zum Flußufer, wo, wie es in der Apostelgeschichte heißt, „man pflegte zu beten“. Nach dem griechischen Wort proseuche zu urteilen, hätte das eine Synagoge sein können; da jedoch die kleine Gruppe, die dort versammelt war, aus Frauen bestand, handelte es sich wahrscheinlich um ein zwangloses Treffen, möglicherweise sogar unter freiem Himmel, bei dem Paulus und die anderen sich lediglich mit den Gläubigen unterhielten. So geschah es, daß die erste Person, die sie in Europa bekehrten, eine Frau namens Lydia war. Ob nun Lydia ihr Name war oder ob er sich lediglich auf ihre heimatliche Gegend bezog, sie stammte aus der lydischen Stadt Thyatira in Kleinasien, verdiente nun aber ihren Lebensunterhalt, indem sie den kostbaren Purpurstoff verkaufte, der zu jener Zeit sehr gefragt war. Obgleich sie keine Jüdin war, fühlte sie sich von dem monotheistischen Glauben des Judaismus angezogen und nahm nun bereitwillig das Christentum an; sie und ihr ganzer Haushalt wurden getauft.

Hier haben wir den Kern dieser blühenden und liebevollen Kirche, an die Paulus später schrieb (Phil. 1:3): „Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke“ und die er später als die einzige Kirche in Mazedonien hervorhob, die immer und immer wieder seine Bedürfnisse stillte (s. 4:15–18). Lydia war gastfreundlich und wohlhabend, denn sie drängte Paulus und seine Begleiter, während ihres Aufenthalts bei ihr zu wohnen.

Offenbar setzten sie noch einige Zeit ihr Werk in Philippi fort, bis die Heilung eines Sklavenmädchens, die eine Wahrsagerin war, aufgrund einer Anklage durch die Herren des Mädchens zur Auspeitschung und Gefangennahme von Paulus und Silas führte. Die Apostelgeschichte erzählt von einem großen Erdbeben in jener Nacht, das das Gefängnis erschütterte und die Türen des Kerkers öffnete. Am Morgen waren die Stadtrichter bereit, die Apostel freizulassen, besonders als sie hörten, daß sie römische Bürger waren, doch unter der Bedingung, daß sie die Stadt verließen.

Paulus und Silas machten sich dann zusammen mit Timotheus auf den Weg nach dem etwa 160 Kilometer entfernten Thessalonich (s. Apg. 17:1–9). Möglicherweise war Lukas zurückgeblieben, um die Arbeit in Philippi weiterzuführen, da er einige Kapitel lang (16:18 bis 20:14) nicht als Augenzeuge schreibt. Wenn dann der Bericht wieder in der ersten Person fortgesetzt wird, erzählt Lukas, daß er Philippi verließ, um sich Paulus in Troas anzuschließen.

In Thessalonich führten die Predigten des Paulus dazu, daß eine große Anzahl frommer Griechen gläubig wurde, aber es kam auch zu einer Unruhe, die von den jüdischen Opponenten angezettelt worden war. Jason, bei dem Paulus zu Gast war, und einige andere Jünger wurden vor die Stadtrichter gebracht; sie wurden des Verrats angeklagt und daß sie Männer beherbergten, die „den ganzen Weltkreis erregen“ — ein Beweis für den Erfolg des Christentums und den ungeheuren Einfluß der Arbeit des Paulus.

Zum Glück erwiesen sich die Stadtrichter als gemäßigte Männer. Sie ließen die Christen frei, nachdem diese versichert hatten, daß sie und ihre Gäste sich gut verhalten würden. Paulus und seine Begleiter verließen in der Nacht die Stadt und zogen nach Beröa, das etwa 70 Kilometer weiter westlich lag (s. 17:10–14). Hier wurden viele, sowohl Juden als auch Griechen, bekehrt, bis einige Juden aus Thessalonich davon erfuhren und kamen, um Unruhe zu stiften. Silas und Timotheus blieben noch einige Zeit in der Stadt, doch die Jünger überredeten Paulus, zur Küste zu gehen und mit dem Schiff nach Athen zu fahren.

Paulus’ Besuch in Athen (s. V. 15–34) war ein Ereignis von historischer Bedeutung. In dem alten Mittelpunkt griechischer Zivilisation sollte die Botschaft des Christus der Philosophie und dem Intellektualismus der heidnischen Welt gegenübertreten. Schon der Name Athen läßt einen an seinen Ruhm und seine klassische Schönheit, an die weißen Marmorsäulen des Parthenons denken, der von dem Gipfel der Akropolis über der blauen Ägäis Wache hält. In jenen Tagen waren überall Statuen zu sehen, die Zeugen der klassischen Kunst von Jahrhunderten waren und noch heute ein Vorbild für Bildhauer sind. Als Jude jedoch war Paulus in dem Glauben erzogen worden, daß die Herstellung irgendeines Bildnisses, sei es von Gott oder dem Menschen, eine Übertretung des zweiten Gebots des Gesetzes darstelle. Wie es in der Apostelgeschichte heißt, „ergrimmte sein Geist in ihm, da er sah die Stadt voller Götzenbilder.“

Der Bericht geht weiter: „Und er redete zu den Juden und Gottesfürchtigen in der Synagoge, auch auf dem Markte alle Tage zu denen, die herzufanden.“ Auf der Agora, oder dem Markt, spielte sich das gesamte geschäftliche und bürgerliche Leben ab. Als Paulus dort lehrte, begegnete er einigen der epikureischen und stoischen Philosophen, die seine Ermahnungen mit Worten verspotteten, die James Moffat folgendermaßen übersetzt (V. 18): „Was will dieser Kerl mit seinem bruchstückhaften Wissen sagen?“ Andere aber meinten, er wolle „fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt“ — offenbar faßten sie fälschlicherweise das griechische Wort für Auferstehung (anastasis) als einen Eigennamen auf und glaubten deshalb, Jesus und Anastasis seien ein Gott und eine Göttin!

Diese Männer in Athen waren stets begierig, „etwas Neues zu sagen oder zu hören“, also nahmen sie den Apostel mit zum Areopag und forderten ihn auf, seine Lehre zu erläutern. Der Areopag (oder der Hügel des Mars) war eine Anhöhe im Zentrum der Stadt; nach ihm wurde auch der Gerichtshof benannt, der dort tagte. Als Paulus auf jener berühmten Stelle stand, lag Athen, der Mittelpunkt der griechischen Kultur, zu seinen Füßen; er war umgeben von einer Menge fremder Menschen, die auf Neuigkeiten aus waren und darauf warteten, daß er sprechen würde.

In der King-James-Ausgabe der Bibel scheint Paulus seinen Zuhörern vorzuwerfen, sie seien zu abergläubisch. Aber im Gegenteil, er begann seine Rede, indem er sie mit den Worten beschwichtigte: „Ich sehe, daß ihr in allen Stücken gar sehr die Götter fürchtet“, wie die Stelle Apostelgeschichte 17:22 in der Lutherbibel wiedergegeben wird. Unter den unzähligen Heiligtümern hatte Paulus einen Altar entdeckt mit der Inschrift: „Dem unbekannten Gott“, und er gewann die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer, als er verkündete, er werde ihnen diesen Gott, den sie bereits anbeteten, beschreiben. Auf dem Areopag, wo seine Zuhörer rundum einen Tempel neben dem anderen sehen konnten, erklärte Paulus, daß der Schöpfer nicht in menschengemachten Heiligtümern wohnen könne, da Er selbst der Geber aller Dinge sei und wir unser Sein in Ihm hätten.

Dann wandte sich Paulus von ihren Tempeln ab und den Statuen zu. Da wir Gottes Kinder seien, argumentierte er, könnten wir nicht glauben, Gott sei wie eine Statue aus Gold, Silber oder Stein. In der Vergangenheit habe Gott über diesen aus Unwissenheit begangenen Fehler hinweggesehen, doch jetzt komme Gottes Gericht „durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat“ und den Er von den Toten auferweckt hat. Es ist klar, daß Paulus nahe daran war, seine eindeutige christliche Botschaft zu übermitteln, doch in dem Augenblick, wo er die Auferstehung erwähnte, ließen seine Zuhörer ihn nicht weitersprechen. Nicht heute, komm ein andermal wieder, sagten sie zu ihm im wesentlichen. „So ging Paulus von ihnen.“

Er hatte nur wenige in Athen bekehrt, doch er hatte dort eine Grundlage gelegt. Anstatt das Heidentum rundweg zu verdammen, hatte er die Körner der Wahrheit wahrgenommen, auf denen er aufbauen konnte: das Trachten der Menschen nach Gott, ihr Zugeständnis, daß wir Gottes Geschöpfe sind. Von diesen zugestandenen Tatsachen ausgehend, war es ihm möglich gewesen, zu beweisen, daß die Macht und Größe dieses einen Gottes ihre Altäre, Tempel und Statuen trotz deren Würde und Schönheit unendlich weit überstieg.

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