Eine Frau hatte Schwierigkeiten, ihren Sohn zum Gehorsam zu erziehen. Das Kind schien eigenwillig und widerspenstig zu sein. Obgleich der Junge noch ziemlich klein war, schien es fast unmöglich, das Problem auf menschliche Weise zu lösen. Sie beschloß, es mit Hilfe der Christlichen Wissenschaft auszuarbeiten.
Die Mutter sprach mit einer Ausüberin, die sie aufforderte, den Jungen von einem geistigen Standpunkt aus zu sehen, als einen unschuldigen, fröhlichen, vollkommenen Ausdruck Gottes, nicht als einen widerspenstigen kleinen Sterblichen mit stark ausgeprägten Neigungen und Abneigungen. Obgleich sich die Situation durch diese neue Erkenntnis wesentlich verbesserte, mußten doch noch mehr Lektionen gelernt werden.
Christus Jesus hatte Kinder gern. Echte Liebe spricht aus seinen folgenden Worten: „Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ Matth. 18:10;
Die Mutter stellte fest, daß sie, wenn sie ihr Kind bestrafte, verärgert und frustriert war anstatt konsequent, ruhig und liebevoll.
Weitere Gespräche mit der Ausüberin zeigten, daß sie sich, wenn eine Zurechtweisung nötig war, an folgende Worte Mrs. Eddys halten mußte: „Stelle die Ansprüche des Bösen und der Krankheit in all ihren Formen bloß und brandmarke sie, vergegenwärtige dir aber, daß ihnen keine Wirklichkeit innewohnt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 447; Sie erkannte, daß sie die Irrtümer, die den Anspruch erhoben, ihr Kind zu beherrschen, nicht ignorieren konnte, sondern sie wissenschaftlich sehen, bloßstellen und sich mit ihnen auseinandersetzen mußte, ohne sie dem Kind in irgendeiner Weise anzuhängen, indem sie sie für wirklich und mächtig hielt. Sie wurde sich bewußt, daß sie versucht hatte, das Kind zu bestrafen, als ob der Irrtum — Böses und Disharmonie — wirklich wäre.
Die Frau sah ferner, daß Gott die einzige Mutter aller Menschen ist, sie selbst und ihr Kind einbegriffen. Wissenschaft und Gesundheit gibt uns folgende Definition von „Mutter“: „Gott; göttliches und ewiges Prinzip; Leben, Wahrheit und Liebe.“ ebd., S. 592; Weil sie die lauteren Eigenschaften der Mütterlichkeit Gottes bereits widerspiegelte, brauchte sie sie nicht erst zu erlangen. Ruhe, Freude, Weisheit und Liebe gehörten bereits zu ihr. Diese geistigen Eigenschaften schlagen nicht in ihr Gegenteil um, in Erschöpfung, Gereiztheit, Nicht-Intelligenz, denn sie gehören zu Gott, der einzigen Mutter.
Als sie eine Mittwochabend-Zeugnisversammlung in einer Kirche Christi, Wissenschafter, besuchte, erlebte diese Mutter etwas Wunderbares. Ein Lied, das an jenem Abend gesungen wurde, berührte sie tief. Inspiriert las sie die folgenden heilenden Worte:
In schweigender Verehrung
Tret' ich, o Herr, vor Dich.
Du füllst mein Herz mit Liebe,
Mit Demut ewiglich.
Du bist mir Brot und Wein,
Mit Dir hab' ich Gemeinschaft;
Dir nah sein heilet mich.Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 151.
Dies war die Lösung: Gottes Gegenwart zu fühlen, wenn sie sich einem Irrtum in sich selbst oder in ihrem Kind gegenübergestellt sah; diese heilige Gegenwart zu lieben; zu erkennen, daß sie allen Raum erfüllt, und sich selbst und ihren Sohn als vollkommene, geliebte Ideen des göttlichen Gemüts zu sehen, die in der Gegenwart der göttlichen Liebe weilen.
Es war eine schöne und vollständige Heilung. Die Mutter wurde gütiger, ruhiger und gelassener. Das Kind wurde gehorsamer und fröhlicher. Es gab weniger Meinungsverschiedenheiten. Beide, Mutter und Kind, brachten einander und anderen mehr Liebe entgegen.
