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Von uns selbst geben

Aus der August 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine der bekanntesten Lehren Jesu ist die, die allgemein als das Gleichnis vom verlorenen Sohn bekannt ist. Es könnte auch gut das Gleichnis vom unwandelbaren Vater genannt werden. Der Vater sieht den zurückkehrenden Sohn in der Ferne und läuft ihm entgegen. Der Vater wartet nicht an der Pforte und schickt auch keinen Diener aus; er eilt selbst hinaus, um den Sohn von ganzem Herzen willkommen zu heißen.

Als Christus Jesus den zwölf Jüngern, die ihm am nächsten standen, den Auftrag gab, zu predigen und zu heilen, sagte er unter anderem: „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.“ Matth. 10:8; Sie sollten nicht zurückhaltend im Geben sein; sie sollten ohne Einschränkung geben. Und Jesus selbst war dabei ihr Vorbild. Wiederholt schildern die Evangelien sein tiefes Erbarmen — mit dem einzelnen, mit dem verwirrten Volk, mit den Menschen in Jerusalem.

Wenn wir etwas Gutes erlebt haben, wollen wir gewöhnlich andere daran teilhaben lassen. Das gilt besonders für diejenigen, die von der Christus-Wissenschaft berührt und durch sie geheilt worden sind. Zu diesem Zweck mögen wir bereitwillig Zeit, Fähigkeiten und Geld zur Verfügung stellen. Aber ob dieses Geben auf individueller Basis oder durch irgendeine kollektive Tätigkeit geschieht, wir müssen noch etwas mehr geben; wir müssen von uns selbst geben. Eine Schülerin Mrs. Eddys beschreibt die großzügige Gastfreundschaft, die die Führerin der Christlichen Wissenschaft Besuchern in ihrem Heim gewährte, und sagt: „Vor allem gab sie reichlich von sich selbst.“ We Knew Mary Baker Eddy, Erster Band (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1943), S. 30; Dieses Von-unsselbst-Geben ist ein wesentlicher Teil der Freigebigkeit.

Von uns selbst geben — was verstehen wir darunter? Sicherlich mehr als bloße persönliche Anteilnahme oder Einfühlungsvermögen, um zwei gegenwärtig beliebte Wörter zu gebrauchen. Wenn diese nicht einer höheren Disziplin untergeordnet sind, können sie uns mit hinabziehen in die gleichen Schwierigkeiten, mit denen derjenige, dem wir helfen möchten, zu kämpfen hat. Obwohl der Marktplatz unser Tätigkeitsfeld ist, muß doch der Berggipfel unser Aussichtspunkt bleiben.

In Wissenschaft und Gesundheit befindet sich im ersten Teil des Kapitels über die Betätigung der Christlichen Wissenschaft eine bemerkenswerte Stelle, die uns in dieser Beziehung den Weg weist. Mrs. Eddy schreibt: „Der Heiler, dem es an Mitgefühl für seine Mitmenschen fehlt, ermangelt der Menschenliebe, und wir haben die apostolische Befugnis zu fragen:, Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?' Wenn der Heiler diese geistige Liebe nicht hat, dann fehlt ihm der Glaube an das göttliche Gemüt, und er besitzt nicht jene Erkenntnis der unendlichen Liebe, die allein die heilende Kraft verleiht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 366;

Mitgefühl, Menschenliebe, geistige Liebe, Erkenntnis der unendlichen Liebe. Wir brauchen die ersten drei, um reichlich von uns selbst geben zu können; aber wenn sie zu dem heilenden Erbarmen führen sollen, das Jesus bewegte, und zu der Freigebigkeit, die er von seinen Nachfolgern verlangte, müssen sie letztlich von dem vierten geprägt und geführt werden, von der Erkenntnis der unendlichen Liebe. Ohne sie werden Anteilnahme und Einfühlungsvermögen aller Wahrscheinlichkeit nach nur begrenzten Erfolg haben. Mit ihr erreicht der Akt des Gebens seine volle Wirksamkeit.

Aber welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Geben von uns selbst und einer Erkenntnis der unendlichen Liebe? Einfach folgender: wir sind nur dann wirklich und mit Erfolg wir selbst und geben wirklich und mit Erfolg von uns selbst, wenn wir uns selbst als den individuellen Ausdruck Gottes, der unendlichen Liebe, erkennen und unser Geben von dieser Erkenntnis inspirieren lassen. Mrs. Eddy schreibt: „Durch geistige Liebe wird sich der Mensch der Tatsache bewußt, daß Gott sein Vater ist, und das Bewußtsein von Gott als Liebe gibt dem Menschen Kraft zu unbegrenzter Entfaltung.“ Message to The Mother Church for 1902, S. 8;

Um in reichem Maße von uns selbst geben zu können, müssen wir vielleicht zuerst falsche Auffassungen von uns selbst aufgeben, Auffassungen, die den Ausdruck der unendlichen Liebe verdunkeln möchten. In der Bibel sind viele Berichte von Männern und Frauen enthalten, die das zu tun lernten. Jakob wie auch Joseph mußten falsche Auffassungen von sich selbst ablegen, bevor Jakob Esau in Liebe entgegengehen oder Joseph seiner Familie Böses mit Gutem vergelten konnte. Doch welch eine Großzügigkeit brachten beide Männer schließlich in ihrem Wesen zum Ausdruck!

Manchmal enthalten die falschen Auffassungen von uns selbst, die wir aufgeben müssen, Elemente, die begehrenswert erscheinen, und so scheuen wir davor zurück, sie abzulegen, s. B. die Annahme von guten materiellen Erbanlagen oder menschliche Fertigkeiten, Fähigkeiten und Erfolge, die seinerzeit vielleicht einmal einem Zweck gedient haben, deren Nützlichkeit wir aber jetzt geistig entwachsen sind. All diese müssen verschwinden; aber wenn sie verschwinden, verlieren wir nichts. Im Gegenteil, uns wird in fortschreitendem Maße klar, wer wir wirklich sind — der individuelle Ausdruck der unendlichen Liebe — und wie wir in unserer Heilarbeit am freigebigsten von diesem Selbst geben können.

Und eine weitere große Tatsache macht diese Forderung, von uns selbst zu geben, so unvermeidlich. Wenn wir sie erfüllen, tun wir weit mehr, als nur von einem menschlichen Selbst zu geben. Wir stellen fest, daß unser Geben eine Transparenz für das göttliche Ich oder Ego ist; wir offenbaren, daß das elementare Selbst alles Wirklichen gegenwärtig und hier und jetzt am Wirken ist.

Mrs. Eddy faßt es prägnant mit den Worten zusammen: „Der Ego-Mensch ist die Widerspiegelung des Ego-Gottes.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 281. (Im Englischen wird hier ausnahmsweise das Ego in den beiden Wörtern Ego-Mensch und Ego-Gott groß geschrieben.) Das eine Ego ist Gott, die unendliche Liebe. Wenn wir wirklich von uns selbst geben, ist die unendliche Liebe selbst in Tätigkeit und wird in Tätigkeit gesehen.

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